Karfreitag 2021 – Jesus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben (Teil 1) – Von Thomas Pichel

A.
Einleitung

Ich könnte nicht ohne. Ich könnte nicht leben ohne Karfreitag und Ostern!

Ich fange bei Ostern an. Wir feiern den Sieg Gottes über den Tod. Gott hat Jesus von den Toten auferweckt. Gott lässt das Leben siegen. Ostern ist die endgültige Bestätigung. Der lebendige Gott will das Leben. Er will uns „das wahre, gesunde, volle, unverdorbene Leben“ (Siegfried Zimmer) geben. Gott will, dass unser Leben gelingt. Er will, dass unser Leben sich erfüllt.

Und was ist mit Karfreitag? Auch wenn es auf dem ersten Blick nicht so aussieht, das gilt auch für den Karfreitag. Auch an Karfreitag zeigt Gott, dass er unser Leben will, dass er ein gutes, fröhliches, getrostes und sinnvolles Leben für uns will. Denn an Karfreitag geht es darum, dass Gott sich gegen das stellt und gegen das vorgeht, was uns vom Leben abhält, was unser Leben gefährdet, was es kaputtmacht. Gott überwindet das, was uns kaputtmacht.

An beiden Feiertagen gelten die gleichen biblischen Verheißungen:
Du, Herr, bist „die Quelle des Lebens“ (Ps 36,10)
Jesus ist gekommen, damit wir „das Leben und volle Genüge haben“ (Joh 10,10)
Jesus verspricht uns: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ (Joh 14,19)

 

B.
Der Predigttext steht in Jesaja, Kapitel 52 am Ende bzw. Kapitel 53.

52,13 Seht, meinem Knecht wird es gelingen (mein Knecht hat Erfolg), er wird groß sein und hoch erhaben. 14 Viele haben sich über ihn entsetzt, weil seine Gestalt hässlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder. 15 Er wird viele Völker in Staunen versetzen. Könige werden vor ihm verstummen. Denn was man noch nie erzählt hatte, werden sie sehen. Denn was noch nie gehört wurde, werden sie erfahren.

53,1 Wer glaubt dem, was wir von Gott gehört haben und weitererzählen? Wem wird der Arm des Herrn offenbar. 2 Vor seinen Augen wuchs er unscheinbar wie ein normales Kind auf, wie ein Wurzelspross aus trockenem Boden. Er hatte keine gute Figur und kein schönes Gesicht, die uns gefallen hätten. 3 Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Er wurde verachtet wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt. Wir schätzten ihn nicht. 4 Aber in Wirklichkeit hat er unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir hielten ihn für einen, der von Gott geschlagen, getroffen und gebeugt wird. 5 Aber er war durchbohrt von unseren Vergehen, zerschlagen von unserer Schuldenlast. Die Züchtigung lag auf ihm, damit wir Frieden haben. Durch seine Wunden geschah unsere Heilung. 6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen. 7 Er wurde misshandelt und gefoltert, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf. 8 Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen des Bundesbruches seines Volkes zu Tode getroffen. 9 Und man gab ihm, als er gestorben war, sein Grab bei Frevlern und bei Übeltätern, obwohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist. 10 Doch der Herr wollte ihn als zerschlagenen Knecht. Wenn er aber sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge leben, und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen.

11 Nach der Mühsal seines Lebens darf er sich satt sehen am Licht, und durch seine Erkenntnis schafft er Heil. Gerecht ist mein Knecht. Er schafft Gerechtigkeit für viele. Er schleppt ihre Schuldenlast fort. 12 Deshalb gebe ich ihm seinen Anteil unter den Großen und mit den Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Verbrecher rechnen ließ. Denn er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein.

Was für ein Text! Fremd und befremdlich! Merkwürdig und missverständlich! Rätselhaft und geheimnisvoll! Schwere Kost, die nicht schmeckt! Botschaften, die viele Fragen aufwerfen! Wobei der Anfang und das Ende ja unglaublich positiv sind!

 

C.
Ich lade Euch ein, Euch folgendes vorstellen. Wir sind in einer großen Ausstellung. Wir betreten der Reihe nach 3 Räume.

I.
Die Sünde

Wir betreten den ersten Raum. Den Raum der Sünde und des Bösen. Es werden Bilder zu Jesaja 53 und zum Leben, Leiden und Sterben Jesu gezeigt.

1.
Wir sehen uns ein Monumentalgemälde an. Es heißt: Der leidende Gott mitten unter den leidenden Menschen. Sünde ist die Verweigerung und Verleugnung der Liebe. Sünde ist die Verdrehung der Liebe in Gleichgültigkeit und Hass. Sünde ist der Missbrauch der Liebe.  Jesaja 53 zeigt uns, welche Folgen das hat. Der Text spricht von „Krankheit“, „Schmerzen“, „Wunden“, von „Misshandlungen“ und „Folter“, von „Sterben“. Wir erfahren: Sünde bedeutet Leiden. Sünde bedeutet zuerst und zuletzt Leiden. Für andere. Für mich. Sünde verletzt und verwundet: Seelen, Herzen, Beziehungen, Körper.

Der französische Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal sagt einmal: Gott hört nie auf, an der Welt zu leiden. Christus hört nie auf, an der Welt zu leiden. Er litt damals als jüdischer Wanderprediger an seinen eigenen Leuten und an seinen Gegnern. Er leidet heute an dem, wie sich seine Menschen ihm gegenüber verhalten und an dem, was seine Menschen sich schuldig bleiben oder einander antun.

2.
Neben diesem Hauptbild gibt es weitere Bilder, die das große Bild kommentieren, erklären, ergänzen.

Ein Bild heißt: „Gleichgültigkeit und Ablehnung. Sünde ist die Verweigerung und Ablehnung des Glaubens. Der Mensch glaubt an die Maßgeblichkeit seines eigenen Urteils über Gott. Die Stichworte in Jesaja 53 heißen: Er gefällt nicht. Er wird nicht geschätzt. Er wird verachtet. Er wird bekämpft. Deshalb distanzieren sie sich von Gott. Deshalb stellen sie sich aggressiv gegen ihn, wo sie sich provoziert oder in Frage gestellt fühlen. 

Ein anderes Bild heißt: „Ein jeder sieht auf seinen Weg“. Das heißt: Jeder glaubt an die Absolutheit seines Weges. Gott leidet, dass jeder Mensch auf seinen Weg sieht. Ein jeder, Nichtchrist wie Christ, sieht immer nur auf seinen Weg, sieht zuerst und zuletzt auf seinen Weg, auf seine Interessen, auf seinen Anspruch, auf seine Belange und Vorteile, auf seine Vorhaben, Anliegen und Ziele, auf sein Glück, auf seinen Erfolg, auf sein Vorwärts- und Weiterkommen, auf seine Sicht, sein Rechthaben, seine Rechte, seine Unschuld…

Ein weiteres Bild heißt: „Im Blut von Eden“: Wie Jesus am Kreuz an seinen körperlichen und psychischen Wunden litt, leidet Gott heute mit allen leidenden Menschen, mit den übersehenen, verwundeten, verletzten, geschlagenen, missbrauchten Menschen. Gott leidet daran, dass die Menschheit im Blut von Eden liegt. Männer und Frauen, Kinder, Ehen und Familien liegen im Blut von Eden. Freunde und Kollegen, Gruppen und Völker liegen im Blut von Eden. Überall ist Gewalt. Gewalt der Gleichgültigkeit und des Wegschauens. Gewalt in Blicken und Gesten. Gewalt mit Worten und Texten. Körperliche Gewalt. Organisierte Gewalt. Waffengewalt. Der Mensch liegt im Blut von Eden. Die Erde, die Tiere liegen im Blut von Eden.

Es gibt mehr Bilder. Z.B. das Bild mit dem Titel “Das Leiden Gottes an seiner Kirche.

 

II.
Der Umgang Gottes mit dem Bösen. Seine Maßnahmen gegen das Böse.

Wir betreten einen zweiten Raum, eine Art Zwischen-Raum. Hier gibt es Infotafeln. Wir überfliegen die Texte nur kurz. Natürlich müsste zu jedem Punkt mehr gesagt werden. Das Wesentliche wird uns, denke ich, dennoch klar.

1.
Gott benutzt Staaten und Regierungen, Polizei und Justiz (Rö 13,4 u 1 Ptr 2,14), Gesetz und Ordnung, um Schuldige zu bestrafen, Opfer zu schützen, Recht und Gerechtigkeit zu erhalten.

2.
Gott hat jedem Menschen ins Herz geschrieben (Rö 2,15), was er von uns will. Gott sagt deutlich, welche moralischen Standards er will: Gutes tun. Gerechtigkeit praktizieren. Den Nächsten lieben. Bedürftigen und Notleidenden in Barmherzigkeit helfen.

3.
Gott hat jeden mit einem Gewissen ausgestattet. Wir haben die Fähigkeit zu Schuldgefühlen. Er hat dafür gesorgt, dass wir zutiefst über uns selbst erschrecken können.

4.
Gott erinnert immer wieder an das sog. Jüngste Gericht, indem er für Gerechtigkeit sorgen wird. „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse“ (2 Kor 5,10).

5.
Dieses Vorgehen Gottes soll und kann das Böse eindämmen und begrenzen, um die Welt davor zu bewahren, zur Hölle zu werden. Aber diese Maßnahmen lösen das Problem der Sünde nicht. Die Sünde kann nicht mit Gesetzen, Moral oder Strafen überwunden werden. Das Problem sitzt tiefer. Wir haben das Entscheidende über die Sünde nämlich noch nicht gesagt.

Die Bibel sagt uns: Sünde ist nicht nur ein Verstoß gegen eine moralische Ordnung. Sie ist eine objektive Realität, die unseren Lebensraum vergiftet und Unheil bringt für mich und für mein soziales Umfeld. Sünde führt ein Eigenleben, hinterlässt eine destruktive Spur, führt zu Negativfolgen, die ich weder steuern noch so einfach abstellen kann.

Wir können uns das vorstellen im Vergleich von Saat und Ernte. Was ich an Bösem sage und tue, ist wie eine Saat, die ich auf dem Feld meiner Beziehungen ernten muss.

Ich denke an Schillers „Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären“. Was kann aus einer Kränkung entstehen! Wieviel Beziehungsschmerzen! Wieviel Beziehungswunden und – leid! Wieviel Beziehungsgräben!

Wir können uns das vorstellen im Vergleich mit einem Computervirus. Sünde ist und wirkt wie ein Computervirus, der auf der Festplatte unseres Lebens eine Schad-Software installiert hat und jetzt alle von Gott geschenkte Programme wie Ängste und Wünsche, wie Denken, Reden und Tun manipuliert, der Gutes löscht und blockiert und Falsches und Böses anrichtet.

Sünde ist der Computervirus, der die Gottesbeziehung fälscht oder entfernt. Sünde hat die Macht, dass Gott sein Geschöpf verliert, dass der Mensch seinen Gott verliert.

Deshalb sagt die Bibel, dass wir Erlösungsbedürftige sind! Aus diesem Grund gehen wir nun in den dritten Raum der Ausstellung, in den Raum des Evangeliums.

 

III.
Das Evangelium

1.
Wir glauben, dass mit Jesus Gott selbst am Kreuz war. Am Kreuz sehen wir, wie Gott wirklich ist.

Wir treten vor ein Kreuzigungsbild. Wir sehen Jesus mit offenen Armen. Wir lesen auf einer Info-Tafel folgenden Text zum Leben und Sterben Jesu.

In der dramatischen Geschichte zwischen Gott und Mensch ist das Leiden und Sterben Jesu der Höhepunkt bzw. Tiefpunkt. „Gott war in Christus“ (2 Kor 5,19). „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab“ (Joh 3,16). Wer fragt: Wo ist Gott?, bekommt die Antwort: Am Kreuz! Wer fragt: Wie ist Gott?, bekommt die Antwort: Gott war bereit, sich zu erniedrigen (Phil 2,5ff). Gott war aus Liebe bereit zu leiden. Am Kreuz zeigt Gott uns sein Herz.

“Gott schaute nicht vom Himmel herab auf das Leben und den Tod Jesu, um ihn grausam leiden zu lassen. Gott schaute nicht herab aufs Kreuz. Gott hing am Kreuz. Gott hat sich ganz tief in unseren Schmerz, unseren Verlust und unseren Tod hineinbegeben, und er nahm all das in sich selbst auf, damit wir erkennen können, wer Gott wirklich ist (Nadja Bolz-Weber)

Nietzsche nannte diese Vorstellung „Wahnsinn!“ Juden, Muslime, Hindus, Animisten, jeder normal denkende Mensch nennen das eines Gottes unwürdig und absolut undenkbar. Man sagt geschockt: Gott kann nicht schwach sein. Gott kann nicht erniedrigt werden. Und doch ist diese Behauptung die Mitte des christlichen Glaubens: Gott setzt sich in Jesus dem Widerspruch und Widerstand des Menschen aus. Der Schöpfer dieser Welt wird von seinen Geschöpfen erniedrigt, geschlagen und beseitigt. Wir Christen glauben an einen leidenden Gott. Wir glauben an einen ‚Gott mit Wunden‘. Und wir glauben an einen Gott, der durch seine Wunden diese verwundete Welt heilen will.


2.
Wir dürfen glauben, dass die Vergebungsbereitschaft Gottes grenzenlos ist

Wir gehen weiter zu einem zweiten Kreuzigungsbild. Wir sehen Jesus und die Menschen.

Jesus wurde von den damals in Israel Herrschenden (1 Kor 2,8) verfolgt, gefangengenommen, in einem Unrechtsprozess zum Tode verurteilt, gefoltert und hingerichtet. Jesus wurde ein Opfer von Gewalt und Machtmissbrauch. Wie verhielt sich Jesus? Es heißt in Jes 53,7: „Als er gemartert wurde, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf“. Kein Wort des Hasses! Kein Fluch! Kein Ruf nach Rache! Als er doch den Mund öffnet, betet er. Auch für seine Mörder! „Vater, vergib ihnen!“ (Luk 23,34).

Jesus geht den Weg der Gewaltlosigkeit bis zum Ende. Er lebt das, was er verkündigt hat: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen!“ (Mt 5,44). Gott steht nie auf der Seite der Täter! Aber seine Vergebungsbereitschaft schließt alle ein: die gleichgültigen und gefühllosen Zuschauer; die Verächter voller Spott und Hohn; die, die aus Eigeninteresse meinen, ihn aus ihrem Leben beseitigen zu müssen. Er hält seine Liebe durch. Er lässt keinen los.

Deshalb haben Jesu Wunden heilende Kraft für Menschen, die im Gewissen begreifen: Ich bin an Gott schuldig! Ich bin ihm sehr viel schuldig geblieben! Ich bin an seinen Geschöpfen schuldig geworden! Aber Jesus am Kreuz zieht mich an. Ihm kann ich vertrauen. Ihm kann ich es abnehmen, dass seine unbegrenzte Vergebungsbereitschaft auch mir gilt. Ich kann es nicht anders sagen: Jesus am Kreuz macht mich gewiss und gibt mir Frieden: Gott ist nicht gegen mich, sondern für mich (Rö 8,32).


3.
Wir dürfen glauben, dass das Kreuz das Werkzeug Gottes ist, um uns zu erlösen

Die Bibel sagt uns, dass der Tod Jesu eine Bedeutung hat, die man dem Ereignis nicht ansieht. Die ersten Christen haben diese Bedeutung erst nach und nach durch die Auferstehung sehen gelernt.

Unser Predigttext sagt das so: „Die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden haben. Durch seine Wunden geschah unsere Heilung“ (Jes 53,5). Was heißt dieser rätselhafte Vers? Das ist nicht juristisch gemeint nach dem Motto: Strafe muss sein! Es ist die Logik, die wir weiter oben (im Zwischenraum) schon beschrieben haben. Strafe meint das, wozu Sünde führt, was sie bewirkt. Strafe meint die negativen Folgen unserer Sünde. Strafe meint die Ernte meiner „Gedanken, Worte und Werke“. Strafe meint das, was der Computervirus anstellt. Strafe meint den Tod meiner Gottesbeziehung!

Wie hat Gott sich das mit der Erlösung gedacht? Ich versuche eine Annäherung an dieses Geheimnis.

a.
Gott beschenkt uns mit der Vergebung, wo wir Täter sind. Gott beschenkt uns mit der Erlösung, wo wir Opfer sind, Opfer unserer eigenen Sünde. Die Folge de Sünde ist nicht durch ein Wort der Vergebung aus der Welt zu schaffen. Gott aber lässt uns mit diesem Problem nicht allein. Er lässt uns nicht im Stich.

b.
Gott belohnt „die Wunden Jesu“ und macht sie zum Heilmittel! Er gibt dem furchtbaren Unrecht, das Jesus geschah, einen Sinn. Er würdigt das sinnlose Leiden Jesu, indem er es zum Werkzeug der Erlösung bestimmt hat. Gott zeigt seine Macht ausgerechnet darin, dass er die Ohnmacht seines leidenden und sterbenden Sohnes benutzt, um uns zu helfen, um uns zu befreien, um uns zu erlösen.

c.
Die Bibel erklärt dieses Geheimnis nicht rational. Sie spricht davon in Vergleichen, in Bildreden:

(1) Jesus badet unser Schicksal aus, damit es uns erspart bleibt. Er gibt sich stellvertretend für uns. Es ist ein Tausch zu unseren Gunsten. Ich bekomme sein Gottesverhältnis. Jesus meine kaputte Gottesbeziehung.

(2) Jesus ist unser Wohltäter. Er übernimmt unsere Schulden. Die Schuld lastet jetzt ganz auf ihm. Er überträgt mir ein riesiges Guthaben!

(3) Im Bild von der Computerfestplatte: Jesus schenkt mir die Freischaltung der Verbindung zu Gott. Jesus schenkt mir das Programm Gott. Jesus spielt ganz neue gute Programme auf meine Festplatte. Meine Erlösung läuft. Eines Tages wird sie vollendet sein.

(4) Wir werden wie früher die Sklaven freigekauft. Gott kauft uns der Sünde und dem Tod ab. Ich komme aus einer Zwangsherrschaft frei. Ich darf als frei gewordener Mensch leben. Ich bekomme ganz andere Lebensmöglichkeiten. Denn: Ich darf im Vaterhaus leben. Ich darf zusammen mit Jesus, dem Auferstanden, ein Team bilden. Ich bin auf keinem meiner Lebenswege allein.

 

D.
Wir halten fest: Dieser schwere Text, die furchtbare Hinrichtung Jesu, dieser dunkle Feiertag stecken voller Leben!

Ich werde am Sonntag in der Osterpredigt noch einmal auf Jesaja 53 und auf seine praktischen und positiven Konsequenzen für unser Leben zurückkommen.

Jetzt zum Schluss zwei Zusprüche. Denn Leben heißt, ich muss wissen, was ich glauben kann, worauf ich mich verlassen kann.

1.
Der gekreuzigte und auferstandene Jesus sagt: Ich will Dich! Ich werde dich nicht mit meiner Macht beeindrucken. Ich habe kein anderes Mittel als meine Wunden, um Dich von mir zu überzeugen. Ich will nicht, dass du zwangsläufig glauben musst. Ich will deine freiwillige Liebe. Mein Kreuz allein soll dich zu mir bringen!

Glauben wir das? Wenn wir es glauben, empfangen wir alles, was die Bibel über das Kreuz sagt: Gewissheit über Gott. Vergebung unserer Sünden. Den Start unserer Erlösung.

2.
Dieser mitfühlende und mitleidende Gott ist auf allen Wegen dabei. Er ist gleichzeitig der allmächtige Gott, der mich hält, der mir die Kraft gibt für all meine Lebenswege, für den Weg durch den Ausstellungsraum meiner Sünde (ich gehe nämlich mit Jesus durch diesen Raum!), für den Weg zum Arzt, für den Weg ins Krankenhaus, für den Weg durch das Corona-Gebiet, für meinen letzten Wegabschnitt… Gottseidank! Halleluja! Amen!