Vaterunser IX – Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen! – Von Thomas Pichel

I.
Drei kurze Vorbemerkungen zum Schlussvers des Vaterunsers

1.
Es spricht alles dafür, dass dieser Schlussvers nicht von Jesus stammt. Viele griechische Handschriften des Matthäus- und Lukas-Evangeliums sind uns ohne diesen Schlussvers überliefert.

Aber wir finden ihn fast wörtlich in der sog. Didache, in der Zwölfapostellehre. Die Zwölfapostellehre ist die älteste, uns bekannte außerbiblische Schrift der frühen Christen. Sie ist so etwas wie eine erste Kirchenordnung. Sie trägt den Untertitel „Lehre des Herrn, für Heidenchristen gegeben durch die zwölf Apostel“. Ihre Verfasser sind uns unbekannt. Die wissenschaftliche Forschung setzt diese Schrift zeitlich in den Jahren 90 bis 100 nach Christus an. Und in dieser Zwölfapostellehre kommt dieser Schlussvers vor. Er heißt dort: „Denn dein ist die Kraft und die Ehre in Ewigkeit“ (Did 9,4 bzw. Did 10,5).

2.
Der Schlussvers „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit“ ist eine sog. Doxologie. Doxologie ist ein Fachbegriff aus der Liturgie. Doxa heißt übersetzt Herrlichkeit, Ruhm, Ehre, Glanz, Größe, Schönheit, Gewicht, Wert. Logos heißt übersetzt Wort oder Rede.

Der Schlussvers des Vaterunsers ist also eine feierliche Rede, die Gott rühmt. Er ist ein Lobpreis Gottes. Er ist eine Verherrlichungsrede. Gott wird anerkannt und gewürdigt und gefeiert. Für sein Wesen. Für seine Eigenschaften. Für seine Möglichkeiten. Für sein Handeln im Leben, Sterben und Aufstehen Jesu. Für sein Wirken in der Geschichte, aber auch im eigenen Leben. Für seinen Heilsplan für diese Welt.

3.
Die ersten Christen haben diesen Lobpreis Gottes wohl auch deshalb den sieben Bitten des Vaterunsers angehängt, weil sie die Beendigung eines Gebetes durch Lob und Anbetung Gottes vom Judentum her kannten.

 

II.
Der krönende Abschluss des Vaterunsers

1.
Ich will zunächst sagen, in welcher Haltung wir diesen Lobpreis beten sollten.

Wir Christen dürfen nicht blind sein für die Wirklichkeit, für die Realitäten dieser Welt! Wir dürfen uns nicht etwas vormachen. Wir müssen nüchtern die Dinge benennen, wie sie sind. Es gibt in der Welt sehr viel Dunkles und Grauenvolles, Sinnloses und Absurdes. Wir müssen den menschlichen Schmerz aushalten, den Schmerz anderer und unseren eigenen.

Aber wir dürfen vor lauter Realitäten Gott nicht übersehen oder vergessen! Wir können uns in den harten Realitäten so verlieren, dass wir Gott aus den Augen verlieren, dass wir den Glauben verlieren, dass wir insgeheim denken: Gott kann auch nichts tun.

Christlicher Glaube heißt: Wir versuchen, die Wirklichkeit auszuhalten. Die Katastrophen-Nachrichten. Die Macht der Mächtigen. Die Situation der Christenheit. Unsere eigenen Schwächen, Unzulänglichkeiten und Unmöglichkeiten. Unsere Ängste und Unsicherheiten. Unsere Fragen und Probleme. Aber wir glauben nicht an die Ewigkeit und die Allmacht dieser Dinge. Wir resignieren nicht. Wir betäuben uns nicht. Wir machen uns in Gott fest. Denn ihm gehört das Reich, die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Was bedeutet diese Spannung zwischen den Tatsachen des Lebens und der Realität Gottes? Thorsten Dietz gibt folgende Antwort darauf: „Manchmal braucht es Glaube gegen allen Augenschein. Manchmal gibt einem das, was man sieht, keinen Grund zur Hoffnung (Röm 8,24). Manchmal muss man festhalten an dem, »was man nicht sieht« (Hebr 11,1) und »auf Hoffnung hin glauben, wo keine Hoffnung ist« (Röm 4,18), im vollen Bewusstsein, dass solche Hoffnung nicht im Schauen gründet, sondern im Glauben (2 Kor 5,7). Das Ringen um einen solchen Glauben ist alles andere als lächerlich.“ (Thorsten Dietz, in: Am Glauben festhalten)

2.
Kostbare Gewissheiten

Ich habe den Eindruck. Dieser Lobpreis muss einfach sein. Es geht gar nicht ohne. Er kommt zwangsläufig. Und er tut unglaublich gut! Es ist wie ein offenes Fenster in den Himmel.

(1)
„Denn“

Der Lobpreis Gottes beginnt mit einem „denn“. Ein kleines Wort in der Bibel. Aber mit einer großen Bedeutung für uns Menschen.

Dieses „denn“ begründet alle Bitten des Vaterunsers. Es drückt den eigentlichen und wahren Grund für unser Beten und unser Bitten aus. Gott wird seinen Namen heiligen. Gott wird sein Reich kommen lassen. Gott setzt sich mit seinem Heilswillen durch. Gott kann und will uns das tägliche Brot geben. Gott kann und will uns unsere Schuld vergeben.

Dieses „denn“ begründet deshalb auch die Bitte „Erlöse uns von dem Bösen!“ Die Bibel und das Leben lehren uns, „dass wir alle immer wieder in der Gefahr stehen, entweder Opfer oder Werkzeuge des Bösen zu werden. Im privaten ebenso wie im politischen Bereich“ (Daniel Röthlisberger, in: theologische beiträge, 4/2018, S.250). Wir sind anfällig für das Böse und den Bösen. Wenn wir der Versuchung nicht standhalten, entsteht und geschieht das Böse. Aber Gott kann und will uns davor bewahren und davon erlösen. Denn sein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Gott hat die Kraft aus der Macht des Bösen herauszureißen, ihm gebührt dafür unsere Verehrung!  

(2)
„Denn Dein ist das Reich“

Das ist ein zu großes Thema für uns heute Morgen. „Es geht um die Herrschaft des Himmels, die auf die Erde kommt“ (N.T. Wright, in: Reich Gottes, Kreuz, Kirche, S.68)

Hier müssten wir uns mit der Frage auseinandersetzen, warum Gott so vieles zulässt, warum Gott das „Himmelreich Gewalt leiden lässt“ (Mt 11,22), warum wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen (Apg 14,22).

Ich will mich beschränken auf das letzte (Telefon-)gespräch zwischen den Schweizer Theologen und Freunden Eduard Thurneysen und Karl Barth kurz vor Barths Tod am 10. Dezember 1968. Barth sagte zu Thurneysen: „Ja die Welt ist dunkel.“ Aber dann fügte er hinzu: „Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern es wird regiert, und zwar hier auf Erden, aber ganz von oben, vom Himmel her! Gott sitzt im Regimente! Darum fürchte ich mich nicht. Bleiben wir doch zuversichtlich auch in den dunkelsten Augenblicken! Lassen wir die Hoffnung nicht sinken, die Hoffnung für alle Menschen, für die ganze Völkerwelt! Gott lässt uns nicht fallen, keinen einzigen von uns und uns alle miteinander nicht! – Es wird regiert!“

Diese Botschaft sollen und dürfen wir glauben. Gott hat das Sagen. Gott entscheidet die Dinge. Er hat den längeren Arm. Er sitzt am Hebel. Er steuert das Steuer. Er hat immer und in allem und über alles das letzte Wort. Die Reiche dieser Welt gehen. Unser Herr kommt.

Wenn wir dieser Botschaft glauben, kann der Auferstandene uns dadurch stärken, ermutigen, stark machen, widerstandsfähig machen, Hoffnung geben, trösten. Denn „der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ (2 Tim 4,18)

(3)
„Denn Dein ist die Kraft“ („die Macht“)

Kraft – das ist in der Bibel die Gottesfrage. Auch das ist ein zu großes Thema heute Morgen für uns. Ich beschränke mich auf einen einzigen Gedanken. Die Bibel sagt uns: Wir können und sollen Gott darin suchen, was für uns Menschen unmöglich ist, denn für Gott ist nichts unmöglich (1 Mo 18,14 + Luk 18,27). Ich habe diesen Gedanken von Tomas Halik. Halik spricht von einem „stets überraschenden Königtum des Unmöglichen“ (Halik, Nachtgedanken eines Beichtvaters, S.50).

An und für sich ist alles unmöglich, für uns Menschen ist alles unmöglich, aber nicht für Dich, Herr: Deine Kraft hat diese Welt erschaffen. Deine Kraft wirkt Wunder, stillt Stürme, heilt Krankheiten, befreit Gefangene. Deine Kraft tröstet Menschen in untröstlichen Situationen. Deine Kraft wirkt in armen und schwachen Kreaturen. Deine Kraft überwindet unsere Sündenkonsequenz. Deine Kraft liebt Deine Feinde. Deine Kraft lässt Tote auferstehen. Deine Kraft benutzt das für uns undurchschaubare Geflecht der Mächte für sich. Deine Kraft lässt das Reich Gottes kommen. Deine Kraft erneuert und erlöst Deine alte, geschundene, verwundete, sterbende Erde. Dein ist die Kraft, Herr, Du Schöpfer, Erlöser und Vollender aller Dinge! Deine Kraft wird nicht müde oder untauglich oder invalide oder altersschwach. Deine Kraft ist das, was bleibt! Deine Kraft ist unsere Hoffnung, unser Trost, unser Halt!

Exkurs:
Kraft – das ist ein großes Thema für Nichtchristen und Christen! In einer Leistungsgesellschaft muss man Kraft haben. In allererster Linie. Unter allen Umständen. Muskelkraft. Willenskraft. Intelligenz. Finanzielle Kraft. Emotionale Kräfte. Übernatürliche Kräfte. PS. Wir fürchten Kraftmangel und Kräftezerfall. Und wir brauchen ja tatsächlich täglich die Kraft zur Erfüllung unserer Alltagspflichten. Aber es gibt dabei die Gefahr: Je mehr Kraft eine Person oder eine Gruppe auf sich vereinigt, desto gefährdeter und gefährlicher wird sie.

Kraft – das ist ein schwieriges Thema für Christen! Auch wir Christen sind ständig auf der Suche nach einer Kraft, die den Starken noch stärker macht und den Schwachen weniger schwach. Wir verstehen auch den Glauben als Mittel zum Zweck, als eine Art Kraftbrühe oder Kraftnahrung. Das ist verständlich. Das hat seine Berechtigung. Aber es gibt dabei die Gefahr, dass uns der Glaube nur so viel wert ist, als er uns Kraft gibt. Was ist, wenn Gott uns schwach lässt?

(4)
„Denn Dein ist die Herrlichkeit“

Gott ist unbeschreiblich, unplanbar und unerklärbar. Und Gottes Handeln ist ebenfalls unbeschreiblich, unplanbar und unerklärbar. Aber Gott wirkt in unser Leben hinein. Und „Herrlichkeit“ ist der Eindruck, mit dem die Bibel dieses Wirken beschreibt.

Die in der Bibel verwendeten Wörter für Herrlichkeit (hebräisch: schechina; griechisch: doxa) haben drei zusammenhängende Akzente. (Diesen Gedanken habe ich von Guido Baltes).

Herrlichkeit heißt: Gott hat Gewicht. Er hat immer mehr Gewicht als alles andere. Das kann uns erschrecken. Das kann uns das Leben erleichtern.

Herrlichkeit heißt: Gott hat etwas Erstaunliches und Überraschendes, etwas Faszinierendes und Anziehendes, etwas Schönes und Glanzvolles. Wenn Gott etwas tut, ist es erstaunlich und überraschend, ist es faszinierend und anziehend.

Herrlichkeit heißt: Gott hat Bedeutung. Er ist nicht ein oder der Faktor unseres Lebens. Er ist der Grund unseres Lebens. Er ist die Quelle unseres Lebens. Alles, was wir haben und sind, haben wir von ihm, sind wir durch ihn.

(5)
„In Ewigkeit“

Wir verstehen diesen Begriff als zeitlos und immerwährend. Ich denke, dass das auch für Gottes Reich, Macht und Herrlichkeit gilt.

Aber ich will darauf hinweisen, dass das Judentum „Ewigkeit“ anders versteht. Nach jüdischer Vorstellung gibt es zwei Äonen, zwei Zeitalter, zwei Zeitepochen. Es gibt das gegenwärtige Zeitalter, auf Hebräisch ha-olam hazeh. Paulus nennt es in Gal 1,4 das „böse“ Zeitalter, weil es die Probleme der Sünde, des Bösen, des Verfalls und der Vergänglichkeit hat, weil es eine Welt beschreibt, die seufzt und sich quält.

Und es gibt das kommende Zeitalter, auf Hebräisch: ha-olam ha-ba. Es ist das ewige Zeitalter, weil es Gott, dem Ewigen, entspricht, weil es eine Welt beschreibt, in der es Gerechtigkeit und Frieden gibt, weil es in dieser kommenden Welt kein Übles und nichts Böses mehr gibt, auch keinen „Tod“, kein „Leid“, kein „Geschrei“, keinen „Schmerz“ (Offb 21,4).

Was heißt das jetzt für den Schlussvers des Vaterunsers? Schon heute, in unserem „bösen“ Zeitalter dürfen wir an das Reich, die Macht und die Herrlichkeit Gottes glauben. Im kommenden Zeitalter werden wir das Reich Gottes, die Macht Gottes und die Herrlichkeit Gottes schauen. Das heißt, wir werden erst dann richtig verstehen, was diese Begriffe gemeint haben!

 

III.
Unser Leben mit diesem Lobpreis Gottes!

1.
Jetzt kommen wir ins Spiel! Jetzt geht es um unsere Antwort.

Ich mache uns aufmerksam auf einen Vers aus Jes 65,16. Wörtlich übersetzt heißt er: „Wer sich im Land segnet, wird sich bei dem Gott des Amen segnen“. Was ist damit gemeint?

Amen meint die gewisse, glaubwürdige, verlässliche Botschaft oder Wahrheit. Wenn Gott hier „Gott des Amen“ genannt wird, heißt das: Gott ist glaubwürdig, treu, zuverlässig. Man kann sich auf ihn verlassen.

Und zu diesem „Gott des Amen“ sollen und dürfen wir „Amen“ sagen. Unser „Amen“ bedeutet also, dass wir diesem Gott zustimmen, dass wir dem beipflichten, was wir gehört haben, dass wir unterschreiben, was uns über ihn und von ihm gesagt wird, dass wir sagen: So ist es! Auch wenn es nicht danach aussieht! Auch wenn ich es nicht erlebe! Das unterschreibe ich! Das ist mein Glaubensinhalt! Das ist mein Bekenntnis! Das ist mein Ein und Alles!

2.
Lasst uns diesen Lobpreis beten und leben!

(1)
Dazu fragen wir, woher dieser Lobpreis kommt. Er erinnert sehr an 1 Chronik 29,9-16, an das Gebet Davids, als er das Königsamt an seinen Sohn Salomo übergibt. In einem Festgottesdienst redet der altgewordene David vor allen Leuten sehr persönlich mit seinem Sohn und Nachfolger.

9 Und der König David war hocherfreut 10 und er lobte den HERRN vor der ganzen Gemeinde und sprach: Gelobt seist du, HERR, Gott Israels, unseres Vaters, von Ewigkeit zu Ewigkeit! 11 Dein, HERR, ist die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Hoheit. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. Dein, HERR, ist das Reich, und du bist erhöht zum Haupt über alles. 12 Reichtum und Ehre kommt von dir, du herrschst über alles. In deiner Hand steht Kraft und Macht, in deiner Hand steht es, jedermann groß und stark zu machen. 13 Nun, unser Gott, wir danken dir und rühmen deinen herrlichen Namen. 14 Denn was bin ich? Was ist mein Volk, dass wir freiwillig so viel zu geben vermochten? Von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir dir’s gegeben. 15 Denn wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir wie unsere Väter alle. Unser Leben auf Erden ist wie ein Schatten und bleibet nicht. 16 HERR, unser Gott, all dies Viele, das wir herbeigebracht haben, dir ein Haus zu bauen, deinem heiligen Namen, ist von deiner Hand gekommen, es ist alles dein.

a.
Salomo klettert die Karriereleiter nach oben. Er ist begabt. Gesegnet. Hat Erfolg. Er bekommt eine unglaubliche Macht. David schärft ihm ein: Vergiss nie Gott! Und vergiss nie, dass Du nicht Gott bist! Er sagt ihm: Du bist verantwortlich für das Reich. Aber vergiss nie: Die Herrschaft gehört immer und überall und in allem Gott. Du bekommst und hast sehr viel Macht. Aber vergiss nie: Gott hat die Macht. Immer und überall und in allem. Du bekommst Ehre, Ansehen und Anerkennung. Aber vergiss nie: Gott gebührt die Ehre, die Anerkennung, das Ansehen.

Lasst uns, wenn es uns auf niedrigerem Niveau so ähnlich wie dem Salomo ergeht, wenn wir Erfolg haben, wenn wir Ansehen und Anerkennung bekommen, wenn es uns gut geht, wenn wir Macht ausüben können, dann lasst uns beten: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!

Themenanzeige, Exkurs:
Wir brauchen diesen Vers als Grenze gegen unsere Ur-Sünde, gegen unser Gott gleich sein wollen. Christen wie Nichtchristen sind davon betroffen: Das menschliche Machtstreben, der Wille zur eigenen Größe und Vollkommenheit, die bis zum Äußersten vorangetriebene Technik der Selbstbestätigung, der Selbstdurchsetzung und der Ausbreitung des eigenen Potentials.

b.
David dankt ab. Er ist alt geworden. Wohl auch müde. Er lässt sein Amt los. Er weiß, da ist etwas vorbei. Er sieht sein Lebensende vor sich. Uns allen geht es so wie David. Auch wir müssen loslassen lernen, Abschied nehmen… Und ist es zu viel spekuliert, wenn ich sage: Es schaut so, dass wir unser bisheriges Leben, unsere schöne heile Welt loslassen müssen? Lasst uns, wenn es anfängt, oder wenn es uns aufgezwungen wird, Gott lobpreisen und anbeten: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!“

(2)
Es gibt eine zweite Stelle aus dem AT, von der unser Schlussvers des Vaterunsers stammen kann. Es ist das Gebet des Königs Darius, nach dem Daniel die Löwengrube durch ein Wunder Gottes überlebt hatte.

Es heißt in Dan 6,27f: „Denn er ist der lebendige Gott, der ewig bleibt, und sein Reich ist unvergänglich, und seine Herrschaft hat kein Ende. Er ist ein Retter und Nothelfer, und er tut Zeichen und Wunder im Himmel und auf Erden.“ Dazu gehört auch Dan 7,26: „Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.

Wenn Menschen über uns kommen, wenn Gott Menschen über uns kommen lässt, wenn uns Unrecht geschieht, wenn wir in Ereignisse verwickelt werden, die wir nicht verstehen und nicht bewältigen, wenn Gott selbst uns verborgen und rätselhaft erscheint, dann lasst uns drei Dinge tun! Lasst uns klagen:Wie lange, Herr?“ und „Warum, Herr?“ Lasst uns um Wunder bitten und um Hilfe rufen: „Herr, hilf mir!“ Und lasst uns diesem Bibelvers Recht geben und Gott als Gott ernstnehmen: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!

Wenn wir in Angst geraten, wenn wir in Angst sind, wenn eine Angst uns hat, wenn wir unsere Ohnmacht erleiden (wegen einer Krankheit z.B.), dann lasst uns diese drei Dinge tun! Lasst uns klagen: „Wie lange, Herr?“ und „Warum, Herr?“ Lasst uns rufen: „Herr, hilf mir!“ Und lasst uns diesem Bibelvers Recht geben und Gott als Gott ernstnehmen: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!

e.
Wir werden nicht vergeblich klagen. Wir werden nicht vergeblich um Hilfe bitten. Denn: Gott hat in Jesus Christus seine Unterschrift gegeben. Er hat in Jesus seine Liebe unterschrieben. Er hat in Jesus seine Macht unterschrieben. Dazu sage ich „Amen!“