Vaterunser VII – Unsere Versuchung – Von Thomas Pichel

A.
Einleitung

1.
Wer ist der Urheber der Versuchung?

 Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham… und sprach: Nimm Isaak… und opfere ihn“ (1 Mo 22,1-2)

 „Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde… Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn…“ (Mt 4,1-3)

 „Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand. Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt“ (Jak 1,13)

2.
Was ist der Unterschied?

a.
Das Alte Testament verwendet ein- und dasselbe Hauptwort für Probe und Prüfung, für Anfechtung und für Versuchung. Auch das Neue Testament verwendet ein- und dasselbe Wort (gr. peirasmos) für Probe, Anfechtung und Versuchung.

 Meine lieben Geschwister, erachtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallt und wisst, dass euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld wirkt“ (Jak 1,2)

 „Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold…“ (1 Ptr 1,6f)

 „Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr’s ertragen könnt“ (1 Kor 10,13)

 „Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen“ (Offb 3,10; auch Offb 2,10)

b.
Welche Überzeugungen stehen hinter diesem Befund? Was sagt uns die Bibel dadurch?

(1)
Für uns kann es schwierig sein zu erkennen, ob Gott uns prüft oder ob der Teufel uns versucht. Anfechtungen und Versuchungen sind schwer zu unterscheiden.

(2)
Alles kann uns zur Probe, zur Anfechtung, aber auch zur Versuchung werden.

Die drei Grundthemen des Lebens: Geld, Liebe und Sex, Erfolg und Macht.

Jede Sehnsucht. Z.B. die Sehnsucht, bedeutungsvoll zu sein, gebraucht zu werden. Z.B. die Sehnsucht, Eindruck zu machen, beliebt zu sein, gefragt zu sein. Z.B. die Sehnsucht, mächtig und einflussreich zu sein, die Dinge im Griff zu haben, alles selbst bestimmen zu können.

Jede Angst. Die Angst vor Einsamkeit. Die Angst, ein Nichts zu sein. Die Angst vor Altersarmut. Usw. usw.

Jede Verletzung. Jede Sorge. Jede Unzufriedenheit. Jedes Unerfülltsein.

Alles, was uns weh tut, kann zur Versuchung werden: Misserfolge, Schwächen, Krankheiten, Unglücke Schicksalsschläge, traumatische Erlebnisse, Naturkatastrophen… Wenn wir leiden müssen. Wenn andere haben, was wir nicht haben. Wenn wir unseren Willen nicht bekommen. Wenn wir verachtet werden.

Alles, was angenehm und wohltuend ist, kann uns zur Versuchung werden. Das schöne Leben. Unser Wohlbefinden und Wohlergehen. Es geht uns gut. Alles ist in Ordnung. Wir sind gesund.

c.
Was ist der Unterschied zwischen Probe und Versuchung? Der Unterschied besteht in der Absicht, im Motiv, in der Zielsetzung.

Bei der Prüfung oder Probe ist die Absicht des Handelnden positiv bzw. pädagogisch. Das Ziel ist, dass wir etwas lernen, dass uns Wichtiges klar wird. Das Ziel ist, dass unser Glaube stark und reif wird.

Bei der Versuchung ist die Absicht des Handelnden negativ bzw. böse. Das Ziel ist entweder, dass wir in Angst versinken oder verführt werden, um etwas Falsches oder Böses zu tun.

 

B.
Predigt Teil 2

 

I.
Gottseidank: Gott versucht uns nicht zum Bösen.

Gottseidank: Gott kann nicht versucht oder verführt werden zum Bösen. Und gottseidank: Gott versucht nie jemanden zum Bösen (Jak 1,13). Das heißt: Gott führt uns nicht aufs Glatteis. Er stellt uns keine Fallen.

Aber Gott testet uns. Er stellt unseren Glauben, unsere Liebe zu sich, unsere Liebe zu den Menschen, unsere Treue, unsere Geduld auf die Probe. Worum geht es Gott dabei? Was ist seine Absicht? Was will er erreichen?

Thomas Meier von Missionsschule Unterweissach sagt das so: Gott prüft und stellt auf die Probe, damit der Glaube vertieft und gestärkt wird. Ziel ist, dass Glaubende Gott auch dann vertrauen, wenn Gott nimmt, was er zuvor gegeben hat, oder wenn er gar nicht gibt, was Glaubende sich ersehnen“.

Gott will uns trainieren. Er will unseren Glauben stark machen. Er will uns fit machen für Situationen der Not, der Belastung, des Drucks, des Gegenwindes, der Versuchung. Gott will uns fit machen für Zeiten, in denen wir keine Erfahrungen mit ihm machen, in denen wir ihn nicht verstehen, in denen wir nicht mehr wissen, was wir von Gott denken sollen. Er will uns z.B. beibringen, an ihm festzuhalten, auch wenn uns das sinnlos erscheint.

Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang für uns stellt, heißt: Gestehen wir Gott das Recht zu, uns zu prüfen und zu trainieren? Sagen wir zu ihm: „Herr, ich vertraue Deinen guten Absichten. Du hast das Recht, mich zu prüfen, mich zu trainieren!“?

 

II.
Gottseidank: Wir wissen alles Nötige über das Thema Versuchung

1.
Es gibt bei dem Thema Versuchung ein schwer durchschaubares Zusammenspiel zwischen dem Bösen und uns. In uns sind Kräfte, die uns anfällig machen für die Versuchung: Bedürfnisse, Sehnsüchte und Wünsche; Ängste und Befürchtungen; Leid, Schmerzen und Leidenschaften; Bequemlichkeiten; Ideale und Triebe… All diese Kräfte drängen zur Tat.

Die Bibel sagt: Wir werden von uns selbst versucht. Wir sind uns selbst eine Gefahr. „Ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt“ (Jak 1,13). Das heißt: Wir sind es selbst, „die sich ein Bein stellen und so zu Fall bringen. Die Versuchung, etwas Falsches zu tun, wächst oft aus dem eigenen Herzen empor – da ist weder Gott noch der Teufel am Werk“ (Ulrich Wendel, in: Hauskreismagazin, Führe uns nicht in Versuchung, SCM, S.21)

Die Bibel sagt: Wir werden vom Teufel versucht. Er ist der eigentliche Versucher. Er benutzt unsere Begierden, unsere Ängste, unserer Sehnsüchte. Der Teufel ist eine problematische Problemfigur!

2.
Nun 5 Fragen zum Thema Versuchung.

 (1)
Was ist das Ziel des Versuchers?

 Der Versucher will, dass Christen ihre Gottesbeziehung verlieren und Nichtchristen die Gottesbeziehung nicht finden. Er will uns vom Glauben abbringen. Er „will uns Glauben, Hoffnung und Liebe wegnehmen und uns in Unglauben stürzen“ (Martin Luther im Großen Katechismus). Unglauben kann heißen: Hochmut oder Resignation. Spott und Hohn oder Verzweiflung. Gleichgültigkeit oder Hass sein. Unglauben kann Selbstgerechtigkeit oder schwere Schuld sein.

(2)
Mit welchen Strategien und Methoden will der Versucher dieses Ziel erreichen?

Methode 1: Er geht umher wie ein brüllender Löwe, um durch Angst und Schrecken unseren Glauben zu verschlingen (1 Ptr 5,8). Er droht mit Nachteilen für uns. Er verbietet den Glauben an Gott. Er benutzt Mächtige, die den Glauben verfolgen, um unser Christsein aufzufressen.

Methode 2: Er tritt an uns heran (Mt 4,3). Er arbeitet mit Gedanken. Er ist ein Gedankenflüsterer.

Er flüstert als Mentor uns faszinierende Versprechungen zu: Kein Hunger, keine Entbehrung, kein Leiden! Verstandenwerden und Geborgenheit! Sexuelle Erfüllung! Wohlergehen und Wohlstand. Ansehen! Erfolg! Größe! Macht! Sicherheit und Kontrolle!

Er fährt eine Doppelstrategie. Zuerst ist er ein Lockvogel. Er will uns zum Sündigen motivieren, also dass wir ohne Gott und gegen Gott handeln. Wenn wir aber schuldig geworden sind, wird er zum Ankläger. Er erinnert ständig an biblische Werte und Gebote, erinnert permanent an unsere Verfehlungen und Unterlassungen, um so die Gewissheit der Vergebung zu untergraben.

(3)
Zu welchen Verhaltensweisen will er uns uns verleiten?

Der Versucher will, dass wir gute Verhaltensweisen und Gewohnheiten aufgeben. Er will, dass wir bewusst aus dem Haus des Glaubens ausziehen (keine Lust mehr auf die Abhängigkeit von Gott, auf die Verantwortung vor Gott, auf Kritik, auf Verbote…). Er will, dass wir unsere Gottesbeziehung auslaufen lassen, wie bei einer Sprache, die verschwindet, weil sie keiner mehr benutzt. Wir sollen aufhören, Gott zu vertrauen, mit ihm zu reden, Bibel zu lesen, in Gottesdienste zu gehen, ihn zu bitten, ihm zu danken, für ihn zu werben. Er will, dass wir nach einer Schuld nicht mehr zu Gott zurückfinden.

 Der Versucher will, dass das Böse über uns siegt, indem wir uns zu unguten, falschen oder bösen Verhaltensweisen hinreißen lassen oder indem wir unsere Beziehungen zu Gott oder unseren Nächsten zu riskieren oder zu opfern bereit sind, um aus einer Not herauszukommen, um einen Traum zu verwirklichen, um ein Ziel zu erreichen. Das Böse siegt über uns, wenn wir unsere von Gott verliehene Vollmacht und unseren von Gott gegebenen Segen zu eigenen Zwecken benutzen statt zur Ehre Gottes. Das Böse siegt über uns, wenn wir esoterische, abergläubische und dunkle Praktiken befolgen. Das Böse siegt über uns, wenn wir seine Methoden übernehmen und anwenden. Die Frage ist lediglich, was wir uns erlauben, wie weit wir gehen. Hier ein kleiner Auszug aus den Methoden des Bösen: Schlechtreden über andere hinter ihrem Rücken. Unversöhnlichkeit. Eheliche Untreue. Rücksichtslosigkeit. Lüge und Betrug. Verbale Gewalt. Körperliche Gewalt…

(4)
Was verschweigt der Versucher?

Er verschweigt die Gefahren für uns, wenn wir uns von ihm in Angst und Schrecken versetzen lassen oder von ihm verführen lassen. Die Gefahr ist, dass wir wie Judas nicht mehr zu Gott zurückfinden. Die Gefahr ist, dass wir unsere Beziehungen zu anderen Menschen kaputtmachen, so dass wir zu diesen Menschen nicht mehr finden.

Er verschweigt uns die Wirkungen unserer bösen Taten auf uns. Er verschweigt, dass wir unserer Seele Schaden zufügen, ja uns selbst verlieren (Luk 9,25 u Parallelen). Er verschweigt, was Jesus uns eindringlich ans Herz legt: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht (Joh 8,34). Er verschweigt, dass jeder, der beim Bösen mitmacht, ein Gefangener seiner bösen Taten wird. Wer nur an sich denkt, wird ein Gefangener seiner Egozentrik. Wer lügt, wird von der Lüge beherrscht. Wer Rechthaberei lebt, wird von seiner Rechthaberei beherrscht. Wer den Gewalten seiner Launen alles erlaubt, wird von diesen Gewalten beherrscht. Usw.

(5)
Was meint Jesus in dieser rätselhaften Formulierung mit dem Begriff „Versuchung“?

Diese Formulierung verrät uns, worum es geht. Sie spricht merkwürdig nicht von unseren vielen Versuchungen, sondern sie spricht von Versuchung in der Einzahl. Es heißt ja: Führe uns nicht in Versuchung. Was meint Jesus hier mit Versuchung?

Mit vielen Theologen verstehe ich unter Versuchung eine Entscheidungssituation, eine besondere Stunde oder Zeit der Versuchung, in der sich alles verdichtet und zuspitzt, und in der mein Christsein auf dem Spiel steht, aber auch meine Menschlichkeit, mein Lebensglück, meine Beziehungen.

In dieser Stunde der Versuchung spielt alles eine Rolle, was in uns ist und was wir vorher, bis zu dieser Stunde, gelebt haben: unser Versagen, unser Leichtsinn, unsere Trägheit, unser Selbstmitleid, unser Frust, unsere Verzweiflung, unsere Wut, unsere Gleichgültigkeit… Alles verdichtet sich. Alles kommt zusammen. Alles spitzt sich zusammen.

Dietrich Bonhoeffer hat diese besondere Stunde oder Phase unseres Lebens beschrieben: Es gehe, so Bonhoeffer, dann nicht mehr „um die Erprobung meiner Kraft“, denn wir seien an dieser Wegkreuzung von allen guten Kräften des Glaubens, der Hoffnung, der Geduld, der Leidenskraft und der Treue verlassen, und wir seien „verlassen von allen Menschen“ und „verlassen von Gott selbst“. In dieser Situation passiere laut Bonhoeffer folgendes: „Plötzlich ist der Zweifel ins Herz gesät, plötzlich ist alles ungewiss, so sinnlos, was ich tue, plötzlich werden längst vergangene Sünden in mir lebendig, als seien sie heute geschehen und quälen mich und verklagen mich, plötzlich ist mein ganzes Herz erfüllt von tiefer Traurigkeit über mich selbst, über die Welt, über die Ohnmacht Gottes an mir, plötzlich will der Überdruss am Leben mich zu furchtbarer Sünde verleiten, plötzlich erwacht die böse Lust, und plötzlich kommt das Kreuz über mich, und ich gerate ins Wanken. Das ist die Stunde der Versuchung!“ (Dietrich Bonhoeffer, Brevier, 3. September und 4. September)

Das ist die Stunde der Versuchung, in der mein Christsein auf dem Spiel steht, in der ich versucht bin, mich zu etwas Dummen oder Unnötigen oder Falschen oder Bösen bewegen zu lassen. Aus Angst. Aus Hilflosigkeit. Aus Resignation und Verzweiflung. Aus Neid. Aus Leichtsinn und Mutwillen. Aus Gleichgültigkeit. Aus Enttäuschung oder Bitterkeit. Aus Wut und Hass.

Dazu drei kurze seelsorgerliche Anmerkungen.

Wir müssen unterscheiden. Wir sind nicht durchgefallen, wenn wir schuldig werden. Wir sind der Versuchung erlegen, wenn wir den Glauben aufgeben und verlieren, nachdem wir schuldig geworden sind.

Wir müssen unterscheiden. Es gibt den Abfall von Gott. Und es gibt die Fälle, in der ein Mensch eine bestimmte Glaubensform mit bestimmten Glaubensinhalten verlässt.

Unsere heutige Vaterunserbitte ist m.E. der Beweis dafür, dass wir Christen unsere Beziehung zu Gott wieder verlieren können. Ich glaube, dass alle irren, die – aus guter Absicht – sagen: Wer ein Christ ist, kann seine Gottesbeziehung nicht mehr verlieren.

 

III.
Gottseidank: Wir haben in Jesus die entscheidende Hilfe gegen die Versuchung

1.
Jesus versteckt in seiner rätselhaften Formulierung den entscheidenden Hinweis für uns

„Woher kommt mir Hilfe?“ (Psalm 121,1b) Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat (Ps 121,2). Meine Hilfe kommt vom Herrn, der selbst gelitten hat und versucht worden ist und uns, die wir versucht werden, helfen kann (Hebr 2,18). Meine Hilfe kommt vom Geist des Herrn, der unserer Schwachheit aufhilft (Rö 8,26).

Jesus lässt uns gegen den Versucher beten. Er ruft uns nicht zum Handeln gegen ihn auf.

Jesus weiß, was wir alle ahnen oder wissen. „In uns selbst ist keine Möglichkeit der Hilfe. Wir sind als Menschen wehrlos und hilflos, wenn wir in Versuchung geraten. Gute Vorsätze und ein starker Wille mögen da und dort einen Schritt weiterhelfen, aber im Entscheidenden lassen sie uns im Stich.“ (Theo Sorg, Wenn ihr aber betet, S.133)

Jesus erreicht mit dieser merkwürdigen und missverständlichen Formulierung etwas Entscheidendes! Jesus nimmt, im Bild gesprochen, unseren Kopf und dreht ihn weg von uns selbst, er dreht ihn aber auch weg vom Versucher, er dreht ihn zu sich. Diese Fürbitte schenkt uns einen Blickwechsel. Weg von der Versuchung hin zum Herrn. Weg vom Versucher mit seinen faszinierenden Lockungen und seiner schrecklichen Angstmacherei hin zum Herrn. Weg von unserer Anfälligkeit hin zum Herrn. Weg von unserem Überfordertsein hin zum Herrn.

Wenn wir in versucht werden und versucht sind, gibt es nur ein Mittel, wie wir dem Versucher Paroli bieten: der Kontakt mit dem Vater, der Kontakt mit Jesus, der Kontakt mit dem Heiligen Geist. Im Bild: Wir dürfen die Hand Gottes suchen. Wir bekommen die Hand Gottes. Und diese Hand kann dem Zugriff des Bösen wehren.

Der Dreieinige Gott ist unsere Hilfe in der Versuchung. Warum? Weil „die Macht des Bösen von der Übermacht Gottes umfangen ist“. Dietrich Bonhoeffer sagt: „Die Schrift macht deutlich, dass auf Erden nichts geschehen kann ohne Gottes Willen und Zulassung. Auch der Satan ist in Gottes Händen. Er muss gegen seinen Willen Gott dienen. Zwar hat der Satan Macht, aber doch nur dort, wo Gott sie ihm lässt. Das dient dem versuchten Gläubigen zum Trost“ (zitiert nach Theo Sorg, aaO, S.134).

Das ist das Evangelium an diesem Sonntagmorgen für uns: Wir sollen nicht gegen die Versuchung kämpfen. Wir würden uns nur tiefer hineinreiten. Wir sollen beten. Das heißt: Wir sollen uns auf Gott konzentrieren. Wir sollen auf Jesus blicken.

2.
Was kann ich tun? 5 Tipps für die Praxis

Ich kann diese Hinweise nur andeuten. Dazu müsste natürlich mehr gesagt werden.

Tipp 1: Stichwort Flucht!  
Flieht die Hurerei” (1 Kor 6,18). „Flieht den Götzendienst” (1 Kor 10,14). „Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge” (1. Tim 6,11). „Die jugendlichen Begierden aber fliehe” (2 Tim 2,22). Das heißt ganz konkret: Wir meiden Orte und Gelegenheiten, die uns gefährlich werden können.

Tipp 2: Stichwort Bibelworte!
Jesus hat sich gegen den Versucher mit Bibelworten gewehrt. Wir können das auch. Es hilft dabei, Bibelworte sich laut zu sagen oder als Spruchkarte gut sichtbar anzubringen.

Tipp 3: Stichwort Gemeinschaft mit anderen Christinnen und Christen!
Es heißt ja: Führe uns nicht in Versuchung! Die Gemeinschaft mit anderen ist eine ganz wesentliche Hilfe. Die anderen sind ja Leidensgenossen. Wir brauchen dazu nur ein wenig Mut, uns in unseren Versuchungsnöten zu outen!

Tipp 4: Stichwort Beichte!
Wir bekennen einem Menschen unseres Vertrauens, wo wir der Versuchung erlegen sind. Wir treten aus der Einsamkeit heraus, bekennen unsere Schuld und hören den Zuspruch der Vergebung. Das tut sehr gut! Das ist befreiend!

Tipp 5: Stichwort Jesus!  
Ich wiederhole das Grundsätzliche. Unsere Selbsthilfe besteht darin, dass wir in der Stunde der Versuchung Jesus suchen. Er ist unser Fluchthelfer und unser Zufluchtsort.

Herr, ich verlasse mich jetzt im Augenblick der Versuchung nicht auf meine eigene Widerstandskraft, nicht auf meinen Verstand, nicht auf meine Willensstärke, sondern auf Dich!

Herr, begegne Du in mir dem Versucher! Du bist stärker als meine Versuchung! Bewahre Du mich vor mir selbst! Bewahre mir meinen Glauben! Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.