13 Halte dich an das Vorbild der heilsamen Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus. 14 Dieses kostbare Gut, das dir anvertraut ist, bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt.
Zwei Vorbemerkungen:
Das, was ich für Isabell und Lukas sage, gilt uns allen. Das Wort, das die Beiden für diesen Segnungsgottesdienst ausgesucht haben, ist gerade in unserer Zeit sehr kostbar und richtungsweisend.
Für Euch, liebe Isabell und lieber Lukas, sei noch gesagt, dass Ihr im Manuskript alles in Ruhe nachlesen könnt. Es steht dort auch zum Teil mehr als das, was ich jetzt im Gottesdienst sagen werde.
A.
Einleitung: Das Thema Vorbild sein
1.
Wer spricht diese Worte ursprünglich zu wem? Der Apostel Paulus schreibt diese Worte aus dem Gefängnis in Rom an Timotheus, seinem jungen Mitarbeiter, der sich in Saloniki befindet. Paulus weiß nicht, ob er noch einmal lebend aus dem Gefängnis kommen wird. Vielleicht hat er auch geahnt, dass man ihn umbringen wird.
Paulus ist das Vorbild für Timotheus, sein weiser Lehrer und sein erfahrener Mentor. Paulus ist im Neuen Testament derjenige, der sich am stärksten als Vorbild zeigen will und dafür viel Aufwind betreibt. Ihn treibt die Frage an: Wie kann ich so leben, dass ich ein Vorbild im Glauben bin, so dass ich anderen helfen kann, an den lebendigen Gott zu glauben?
Für Timotheus muss Paulus ein beeindruckendes Vorbild gewesen sein. Timotheus hatte erlebt, wie Paulus in Lystra, der Heimatstadt des Timotheus, wegen seiner Jesus-Predigten gesteinigt wurde (Apg 14,19-22; Apg 16,1-3). In der Annahme, Paulus sei tot, wurde er aus der Stadt hinausgeschleift und entsorgt. Aber es kam zu drei Wundern. Wunder 1: Paulus überlebte. Wunder 2: Paulus war frei von Rachegedanken. Wunder 3. Er setzte sein begeistertes Werben für Jesus fort.
Paulus gab weiter, was er von Jesus erfahren hatte. Er schreibt in 1 Tim 1,12-16: 12 Ich danke unserm Herrn Christus Jesus, der mich stark gemacht und für treu erachtet hat und in das Amt eingesetzt, 13 mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend getan, im Unglauben. 14 Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unseres Herrn samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist. 15 Das ist gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin. 16 Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, dass Christus Jesus an mir als Erstem alle Geduld erweise, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben.
2.
2 Tim 1,13f macht uns also auf das wichtige Thema des Vorbildseins aufmerksam.
Jeder von uns kann sich einmal fragen:
Wer sind meine Vorbilder, Lehrer, Mentoren? Von wem habe ich viel gelernt für mein Leben?
Wer sind meine Vorbilder? Von wem habe ich viel gelernt für mein Christsein?
Wer hat mir Anteil gegeben an seinem Leben, an seinem Denken, an seinem Glauben, so dass ich wachsen konnte, so dass ich zu dem Menschen wurde, der ich heute bin?
3.
Es ist klar: Als Eltern seid Ihr in den ersten Lebensjahren Aarons entscheidende Vorbilder.
Durch Euch lernt Aaron den Umgang mit anderen Menschen, den Umgang mit verschiedenen Situationen, die Sicht auf das Leben und die Welt. Vergesst dabei nie die Weisheit von Karl Valentin: Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach! Kinder achten weniger darauf, was wir sagen, sondern auf das, was wir tun.
Ihr wollt aber auch ausdrücklich ein Vorbild im Glauben für euren Aaron sein. Denn Ihr wisst, dass Jesus das Entscheidende und das Glaubwürdige am christlichen Glauben ist. Ihr wollt, dass Aaron das Glück erfährt, mit Jesus Christus leben zu dürfen!
Ihr habt deshalb den Herzenswunsch: Euer Sohn soll eines Tages mit Jesus zusammenkommen. Aaron soll den Jesus Christus-Gott kennenlernen. Aaron soll entdecken, wer Jesus ist, welche Bedeutung Jesus für uns hat.
Ihr wünscht es Euch, dass Aaron zum Glauben an Jesus kommt, dass er es lernt, Jesus zu vertrauen und Jesus zu lieben, dass er es lernt, sich an die Worte der Bibel zu halten!
B.
I.
Halte dich an das Vorbild der heilsamen Worte, die du von mir gehört hast. Wir können diese Aussage über die Worte des Apostels Paulus auf die ganze Bibel, auf alle Worte der Bibel ausweiten.
Deshalb sage ich uns allen: Orientieren wir uns an den heilsamen Worten der Heiligen Schrift. Sie sind ein kostbares Gut: Sie sind wertvoll, teuer, gewichtig, herrlich.
Es gibt ein Geheimnis im Glauben, es gibt eine durchgängige Erfahrung der Christenheit: Wenn wir uns Menschen an die heilsamen Worte der Bibel halten, halten sie uns! Wenn wir sie bewahren, bewahren sie uns. Das wünsche ich Euch, uns – und eines Tages Aaron!
Warum ist das so? Der Grund liegt in Gottes Entscheidung. Er, der der Erfinder der Bibel ist, der das Entstehen der Bibel geleitet hat, hat sich entschieden: Die Bibel ist mein Lieblingswerkzeug, mit den Menschen zu reden.
1.
Die heilsamen Worte der Bibel tun gut. Sie kommen von Gott und führen zu Gott. Denn sie sind ein Paket an guten, wahren und nötigen Nachrichten. Sie sind ein Paket an Versprechen und Zusagen.
Die heilsamen Worte der Bibel zeigen uns, wie Gott ist, was er für uns empfindet, wie er uns gegenüber eingestellt ist, was er uns schenken will. Sie zeigen uns, was Gott getan hat, tut und tun wird.
Was ist Christsein? Christsein heißt: Ich lasse Gott in seiner Liebe nicht in die Leere laufen, sondern ich lasse mich von ihm beschenken. Denn ich weiß: Ich lebe von den Zusagen Gottes in der Bibel.
Die Bibel redet vom „Gott allen Trostes“ (2 Kor 1,3-4). Ich lasse mich von ihm trösten.
Die Bibel redet vom „Gott der Hoffnung“ (Rö 15,13). Ich rechne immer mit Gottes Möglichkeiten.
Die Bibel redet von der Nähe Gottes (z.B. Mt 28,20). Ich nutze diese Nähe. Ich rede mit Gott.
Die Bibel redet von Jesus als Retter (Mt 1,21), der uns unsere Gottesbeziehung rettet, der uns, die Gott verloren hat, wieder zu Gott zurückbringt.
2.
Die heilsamen Worte der Bibel können unbequem sein, können stören, können weh tun. Gott ist nicht der nette, aber letztlich harmlose Kumpel. Gott ist der Herr über unsere Gewissen! Gott kann uns hart kritisieren, wenn er sieht, dass wir es nötig haben. Gott kann stur sein!
Wir fragen ein zweites Mal: Was ist Christsein? Christsein heißt: Ich halte die biblischen Wahrheiten aus. Die biblischen Wahrheiten dürfen sich gegen mich richten. Sie dürfen mich kritisieren, verändern, bekehren.
Ich gebe ein Beispiel. Es gibt in Spr 14,34 die unbequeme Aussage: Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben.
Warum besteht Gott in der Bibel auf dem Thema Gerechtigkeit? Weil es ohne Gerechtigkeit kein gutes Leben gibt. Gerechtigkeit – das ist natürlich ein großes, großes Thema. Heute Morgen nur eine elementare Wahrheit dazu: Gerechtigkeit ist immer die Frage, ob unsere Beziehungen stimmen. Wir wissen das alle! Wenn unsere Beziehungen nicht stimmen, wenn unsere Beziehungen nicht in Ordnung sind, dann gibt es für uns kein gutes Leben, dann können wir z.B. nicht miteinander feiern!
Warum besteht Gott auf dem Thema Sünde?
Weil Gott weiß, dass unsere bösen Worte und Taten unsere Beziehungen ruinieren. Und wissen wir das nicht im Grunde alle auch? Sünde ruiniert unsere Beziehungen, macht sie unmöglich, zerstört sie.
Weil Gott uns vor dem Ruin unserer Beziehungen bewahren will bzw. uns daraus befreien will, besteht er auf dem Thema Sünde. Aber nicht um uns das Leben zu vermiesen, sondern um unser Leben zu segnen, um uns zu heilen, um uns Lebensfreude zu sichern.
3.
Die heilsamen Worte der Bibel verpflichten mich.
Wir fragen ein drittes Mal: Was ist Christsein? Christsein heißt: Gott darf mich verpflichten. Ich versuche zu leben, was Gott mir an sinnvollen Jobs aufträgt.
Unsere Mitmenschen, die Welt brauchen diese Jobs: „Ein jeder trage die Last des andern!“ (Gal 6,2). Was ist das für ein Geschenk, wenn andere meine Lasten mittragen!
II.
Lebt diese Orientierung im Glauben und in der Liebe, die in Jesus Christus (zu finden) ist.
Liebe Isabell, lieber Lukas, wer Euch kennt, weiß, Euch geht es um die rechte biblische Lehre. Ihr fragt immer wieder zurecht: Was ist biblisch und was nicht?
Das Wort, das Ihr für diesen Gottesdienst ausgesucht habt, ergänzt dieses Fragen und gibt Euch und uns allen einen wichtigen Impuls.
Paulus sagt: Es geht im Leben mit Gott nicht nur um die richtige Lehre, also um das, was wir glauben, sondern immer auch um die richtige Art und Weise, wie wir unseren Glauben leben. Die Bibel sagt uns beides: Prüft die Lehre (Rö 16,17; 2 Joh 9,9ff) und prüft die Geister (1 Joh 4,1).
Wir sollten nicht meinen, nur weil jemand etwas Richtiges sagt, sei es richtig, was er sagt. Das Reden von biblischen Wahrheiten kann zum falschen Zeitpunkt erfolgen. Die Motive des Redens können ungut und falsch sein. Es kommt immer auch auf unsere Geisteshaltung an, auf unseren Stil und unsere Einstellung zu den Hörern.
Die Bibel fragt uns deshalb: Wie jesusgemäß, wie christushaltig sind unser Reden, Reagieren und Agieren?
Paulus würde Euch bzw. uns folgendes sagen: Ihr wollt Vorbilder sein! Gottseidank! Aber achtet auf zwei Essentials: Versucht das nie ohne Vertrauen und nie ohne Liebe!
Wer beim Vorbildseinwollen im Glauben kein Vertrauen zu Gott hat und keine Liebe zu den Menschen, wer deshalb in Misstrauen und Angst agiert, der wird schnell ein sturer Prinzipienreiter, der ist in der Gefahr, mit Zwang und Druck zu arbeiten, der ist in der Gefahr, an anderen Menschen herumzudoktern.
Deshalb würde Paulus Euch, liebe Isabell und lieber Lukas, sagen: Verfolgt euren Herzenswunsch, dass Aaron zum Glauben findet, nicht mit Druck, nicht mit Zwang. Druck und Zwang schaffen es, dass Kinder funktionieren. Aber Kinder, die sich ohne Überzeugung anpassen, weil sie es müssen, bleiben in der Logik von Strafe und Belohnung. Sie tun dann etwas, um belohnt zu werden. Und sie tun dann etwas nicht, um nicht bestraft zu werden. Aber man gewinnt ihre Herzen dadurch nicht. Sobald sie können, also später, wenn sie größer geworden sind, verabschieden sie den aufgedrückten Glauben…
Vertraut also den Absichten und Möglichkeiten Jesu! Vertraut auf sein Wirken! Vertraut auf seinen Segen! Und lasst euch immer neu die Liebe Jesu für Euren Sohn schenken und gebt ihm die empfangene Liebe weiter!
Damit sind wir bei dem Stichwort Heiliger Geist!
III.
Lebt diese Orientierung in der Kraft des Heiligen Geistes.
Unsere Zeit braucht dringend glaubwürdige und gute Vorbilder! Unser Land braucht dringend in allen Bereichen glaubwürdige Vorbilder!
Aber 2 Tim 1,13-14 will uns vor einer Gefahr bewahren, in der alle stehen, die Vorbilder sein wollen, die gewissenhaft und verbindlich moralische Ansprüche leben wollen.
Wer sich in guter Absicht unter die Dominanz von Vorsätzen und Werten stellt, wer sich in guter Absicht unter die Dominanz seines Willens stellt, überfordert sich schnell und wird oft unangenehm für seine Mitmenschen.
Andere Menschen haben ein Gespür dafür, wenn wir uns zum Guten treiben und zwingen, aber das Gute in uns gar nicht lebendig ist, wenn wir stattdessen unsere eigentlichen Gefühle wie Überlegenheit und Stolz, wie Empörung und Ärger, wie Angst und Unsicherheit, wie Enttäuschung und Bitterkeit, wie Rechthaberei und Eitelkeit zu beherrschen versuchen.
Deshalb redet Paulus hier vom Heiligen Geist. Paulus sagt uns allen: Seid Vorbilder! Versucht glaubwürdig zu sein! Wie gesagt: Unsere Zeit braucht dringend Vorbilder! Versucht es, den Menschen das Leben leichter zu machen! Versucht es, den Menschen den Glauben an Gott leichter zu machen!
Aber tut das nicht aus der Kraft eures Willens, eurer Vorsätze, eurer Entscheidungen, eurer Vorbildlichkeit, sondern in der Kraft des Heiligen Geistes! Bittet deshalb immer wieder um das Wirken des Heiligen Geistes in euch!
Es wird euch selbst guttun. Es wird euren Mitmenschen guttun. Es wird in eurem Fall, Isabell und Lukas, Eurem Aaron guttun!
C.
Teil 3: Zum Schluss ein paar Impulse, was Ihr für Aaron tun könnt, um ihn auf Jesus aufmerksam zu machen.
1.
Bringt ihn zu Jesus, bringt ihn zu Gott. Betet für ihn! Segnet ihn!
2.
Betet dafür, dass ihm, wenn er größer wird, Menschen die gute Nachricht auf eine für ihn gute Weise sagen.
3.
Lehrt ihn zu beten! Kinder haben das Bedürfnis, sich anzuvertrauen und sich mitzuteilen!
4.
Erzählt ihm die Jesus-Geschichten, die biblischen Geschichten!
5.
Fördert sein Staunen über die Schöpfung, über die Welt, über das Leben! Wir Menschen sind berufen zum Staunen und Bewundern!