1 Kor 1,26-31 – Wer und wie bin ich vor Gott? – Von Martin Brendel

26 Seht doch, Brüder und Schwestern, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme sind berufen. 27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; 28 und was gering ist vor der Welt und was verachtet ist, das hat Gott erwählt, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist, 29 auf dass sich kein Mensch vor Gott rühme. 30 Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der für uns zur Weisheit wurde durch Gott und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, 31 auf dass gilt, wie geschrieben steht: »Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!« (1 Kor 1,26-31)

Beim ersten Lesen des Textes fragte ich mich, was macht dieser Text in der Weihnachtszeit? Sie dauert ja nach alter Tradition die 40 Tage nach Jesu Geburt. Wir sind also noch mittendrin in der Weihnachtszeit. Ich habe zwei Antworten darauf gefunden. Ich gebe sie euch während der Predigt. Aber zunächst zu einem sehr wesentlichen Thema, das in unserem Text enthalten ist.

 

I.
Es geht um die Frage unserer Identität. Was ist damit gemeint?

Dafür ein Blick auf die damalige Gemeinde in Korinth: Sie bestand weniger aus gebildeten, reichen, einflussreichen Menschen. Nicht viele Weise, Mächtige, Vornehme bedeutet wohl, dass es einige Wenige aus der Oberschicht und aus der Mittelschicht gab. Doch die meisten Mitglieder der Gemeinde waren aus der unteren Schicht der Gesellschaft.

Der Text fordert uns heraus. Fühlen wir uns angesprochen, wenn es heißt: Nicht viele Weise, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme sind berufen? Vielmehr törichte, schwache, geringe, verachtete Menschen beruft Gott.

Gott stellt alles auf den Kopf. Wer will denn nicht weise und klug sein? Wer will nicht als vornehm gelten? Also als jemand, der weiß, wie er sich zu benehmen hat, gute Umgangsformen beherrscht. Natürlich gefällt es uns, Macht zu haben, auch wenn es nur eine kleine ist, um z.B. im Beruf oder im Privatleben Entscheidungen treffen und durchsetzen zu können.

Ich denke, den wenigsten gefällt es, vor anderen schwach zu sein oder gar von anderen verachtet zu werden. Töricht bedeutet, dass jemand unklug, unvernünftig oder dumm handelt oder denkt bzw. als unvernünftig oder dumm angesehen wird. Möchten wir, dass die Leute das von uns sagen?

Jeder möchte doch gut dastehen. Vor den Nachbarn, Kollegen, im Freundeskreis. Und auch vor Gott möchte ich gut dastehen. Habt Ihr euch auch schon mal dabei ertappt zu denken, wenn ich einen Dienst in der Gemeinde übernehme, dann kann ich etwas vorweisen bei Gott, dann bekomme ich meinen Lohn?
Damit sind wir bei einer sehr entscheidenden Frage: Was macht mich denn aus? Was ist meine Identität?

Identität bezeichnet die Echtheit einer Person. Ich kann durch meinen Personalausweis meine Identität bestätigen. Durch Bild und Beschreibung. Es gehört aber noch mehr dazu. Identität beschreibt die Art und Weise, wie wir Menschen uns selbst aus unserer biografischen Entwicklung heraus in der ständigen Auseinandersetzung mit unserer sozialen Umwelt wahrnehmen und verstehen.

In der Ausbildung zum Heilerziehungspfleger haben wir eine Seminarwoche mit dem Thema „Menschenbild“ gehabt. Dabei sollten wir uns Gedanken machen, wie wir zu dem Menschen geworden sind, der wir heute sind. Wer oder was hat uns beeinflusst und geprägt? Das war sehr interessant, wenn man sich das mal ernsthaft überlegt.

Exkurs: Man spricht auch von fünf Säulen der Identität:

Arbeit & Leistung: Anerkennung, Erfolgserlebnisse und (berufliche) Tätigkeit
Materielle Sicherheit: Lebensstandard, Konsumverhalten und finanzielle Absicherung
Gesellschaft & Soziales: Familie, Partnerschaften, Freunde und alle weiteren sozialen Kontakte
Körper & Gesundheit: Mentale und körperliche Gesundheit
Werte & Sinn: Spiritualität und persönliche Lebensphilosophien

Dabei ist zu beachten, dass Identität nichts Festes ist. Sie verändert sich im Laufe des Lebens. Für unser Selbstbild finde ich das wichtig. Sich bewusst zu machen, woher ich komme, was mich prägt.

Dann stellt sich die Frage: Worauf baue ich? Was ist, wenn eine Säule wegbricht? Bricht dann mein ganzer Lebensentwurf zusammen? Was hält mich? Denn wenn ich mein Leben darauf baue, dass ich stark, mächtig und angesehen bin, kann das, um die Worte von Paulus zu verwenden, töricht sein.

 

Der Vers 29 sagt uns, dass Gott alles auf den Kopf stellt. Paulus schreibt: Auf dass sich kein Mensch vor Gott rühme.

Das ist die erste Herausforderung, vor der uns der Text stellt. Er fragt uns: Bin ich bereit, mich von Gott auf mein bloßes Dasein herunterholen zu lassen und anzuerkennen, dass ich vor Gott nicht mehr, aber auch nicht weniger bin als alle anderen Menschen? Bei Gott zählt nicht das, was wir vorweisen können: Bildung, Erfolg, materieller Besitz, christliche Demut und Frömmigkeit.

Bin ich bereit, darauf zu verzichten, Gott, der Welt und mir selbst etwas vorzumachen und beweisen zu wollen, wie gut und wertvoll ich bin?

Daraus ergibt sich die zweite Herausforderung, vor der uns der Text stellt. Er fragt uns: Bin ich bereit, mich von Gott einfach beschenken zu lassen und zu erkennen, dass ich auf ihn angewiesen bin? Alle meine Fähigkeiten, Eigenschaften habe ich von Gott empfangen.


II.
Nun kommt die erste Antwort auf die Frage, was der Text mit Weihnachten zu tun hat. Die Antwort lautet: Wir werden beschenkt. Wir dürfen als Beschenkte leben.

In Vers 30 stehen die Geschenke, die Gott uns macht: Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der für uns zur Weisheit wurde durch Gott und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung.

1.
Das erste, das eigentliche Geschenk ist Jesus. Gott schenkt uns seinen Sohn. Jesus kommt als Mensch auf die Welt.

Dieses Geschenk darf ich annehmen. Wenn ich Beziehung zu ihm aufnehme, wenn ich mich öffne, dann kann Jesus bei mir einziehen. Dann kommt er bei mir persönlich an. Dann kann er in mir wohnen. Dadurch, dass Gott aus lauter Liebe zu uns seinen Sohn Jesus zu uns brachte, kann ich ihn für mich annehmen, mich beschenken lassen.

Gott tritt in Beziehung zu uns. Der heilige, verborgene Gott tritt durch Jesus zu uns in Beziehung.

Ich erinnere mich an die Beschreibung beim Propheten Jesaja (Kapitel 6), wie er bei seiner Berufung Gott in seiner Heiligkeit sieht. Eigentlich sieht er Gott ja nicht, weil Engel, der Saum seines Gewandes und Rauch den Blick verwehren. Auch die Engel rühmen Gottes Heiligkeit. Das ist sehr beeindruckend.

Dieser heilige, unnahbare Gott schickt seinen Sohn in die Welt. Dadurch können wir sehen, wie Gott ist. Jesus sagt einmal: Wer mich sieht, sieht den Vater (Joh 14) Wenn wir Jesus sehen, sehen wir, dass er ein bedingungslos liebender Gott ist.

Er begegnet uns in unseren Anstrengungen, gut dazustehen: Dazu Gedanken von Hans Joachim Eckstein:

Wir wollen nicht unvollkommen sein – Gott stört unsere Unvollkommenheit nicht!
Wir wollen nicht angewiesen sein – Gott genießt unser Angewiesensein!
Wir wollen stark sein – Gott stört unsere Schwachheit nicht!
Es geht ihm um Beziehung.
Geborgen im wir – du in mir – ich in dir!

Wenn ich mich Jesus öffne, ihm Raum in meinem Leben gebe, dann gibt es noch mehr!

 

III.
Was bedeutet dieses Jesus Geschenk für uns? Was ist uns mit Jesus geschenkt?

Nochmal Vers 30: Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der für uns zur Weisheit wurde durch Gott und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung.

1.
Das erste Geschenk, das uns mit Jesus gemacht ist, heißt Weisheit.

Viele kennen den Vers aus Kol 2,3: In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.

Ich habe mich im letzten Jahr in einer Predigt mit dem Thema Weisheit auseinandergesetzt. Das war sehr spannend. Weisheit ist immer eine Gabe Gottes, ein Geschenk Gottes!

Dass jemand eben diese verborgenen Schätze der Weisheit erkennen kann, dazu hat sich Gott in Jesus offenbart. Dazu ist er selbst Mensch geworden.

2.
Das zweite Geschenk, das uns mit Jesus gemacht ist, heißt Gerechtigkeit.

Gott schenkt uns Gerechtigkeit. In Jesus sind wir vor Gott gerecht!

Anfangs habe ich von der ersten Herausforderung gesprochen. Die Vorstellung vor Gott zu stehen, in meinem bloßen Dasein. Was macht Gott mit mir? Er möchte mich nicht verurteilen, er möchte mich ankleiden. Er möchte mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit kleiden.

Mich erinnert das an die Szene im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Dieser ist auf dem Weg zurück zum Vater. Ich lese einige Verse aus Lukas 15: 20 Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 21 Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. 22 Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße.

Der Sohn hat nichts zu bringen, er ist am Ende. Der Vater kleidet ihn mit dem besten Gewand!

3.
Das dritte Geschenk, das uns mit Jesus gemacht ist, heißt Erlösung.

Jesus vergibt uns die Sünden. Jesus erlöst uns von der Sünde. Jesus erlöst uns vom Zorn Gottes. Wir lesen in 1. Thess 1,10: „und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns errettet von dem zukünftigen Zorn.“ Und Jesus erlöst uns vom Tod. Wir lesen in Römer 7, 24f: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Leib des Todes? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“

Gott vergibt uns, damit wir uns an seine große Liebe erinnern und wie wenig wir uns von anderen unterscheiden. (Eckstein) Wir sind nicht besser als andere. Früher haben wir auf die Melodie von Yellow Submarine gesungen: „Besser sind wir nicht, aber besser sind wir dran, Jesus macht uns frei, fängt neu mit uns an.“

4.
Das vierte Geschenk, das uns mit Jesus gemacht ist, heißt Heiligung

Was ist die Heiligung, wie werde ich heilig? Ich las in einem Bibelkommentar: Von den Gläubigen wird gesagt, dass sie geheiligt sind „durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi“. Heb.10,10: „Durch welchen Willen wir geheiligt sind durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.“ Hierbei gibt es keinen Fortschritt, folglich beinhaltet Heiligung die innigste Einsmachung mit Christus.

Ein anderer Aspekt der Heiligung ist ein „Heranwachsen zu Ihm in allen Dingen“. Hierbei gibt es einen Fortschritt. Eph. 4,15: „sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus.“

So dürfen wir uns nicht unter Druck gesetzt fühlen, als ob wir eine Liste abarbeiten müssten, damit wir einen bestimmten Grad der Heiligung erreichten.

Für mich ist ein Punkt wichtig. Den darf ich mir immer wieder bewusst machen. Ich bin ein Kind Gottes. Das kann ich mir nicht erarbeiten. Es heißt in Galater 4,4-5: „Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, auf dass er die, die unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Kindschaft empfingen.“ Ich empfange die Kindschaft Gottes.

Pfarrer Wilhelm Busch sagte einmal: „Meine Kinder brauchen nicht jeden Morgen bei mir anzutreten und zu fragen: Papa, dürfen wir heute wieder deine Kinder sein? Das sind meine Kinder. Und wer ein Kind Gottes geworden ist, ist ein Kind Gottes.“ Ich bin ein Kind Gottes und ein Kind muss sich entwickeln, kann sich entfalten. So bin ich ein Kind und kann mit Gott zusammen heranwachsen.

Noch ein Gedanke: Neben Jesus hängt ein Mann am Kreuz, der zu Jesus sagt, dass er an ihn denken solle, wenn er in sein Reich komme. Jesus antwortet ihm: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Luk 23). Der Mann konnte keinen Weg der Heiligung gehen. Er hatte nicht mehr die Möglichkeit, in der Schrift zu lesen, in die Synagoge zu gehen!

Das Thema Heiligung beschäftigt mich sehr. In einem Vortrag von Professor Frank Lüdke aus Marburg hörte ich ein schönes Beispiel. John Wesley, der Gründer der methodistischen Bewegung, wollte immer besser werden in seinem Christsein. Im Gegensatz dazu steht Ludwig von Zinzendorf, Gründer der Herrnhuter Brüdergemeinde. Er wendet in der Frage seiner Heiligung genau das gleiche geistliche Muster an, das ihn in der Frage der Rechtfertigung rettet. Er schaut einfach auf Jesus und identifiziert sich mit dessen Vollkommenheit. So ist er zum Glauben gekommen. So funktioniert jetzt auch seine Heiligkeit.

Nun kommt der schöne Vergleich von Prof. Lüdke: Hätte John Wesley eine geistige Fitness-Tracker-Uhr, dann sollte diese immer mehr Prozent anzeigen. Er möchte geistlich fitter werden, heiliger werden.

Die Fitness-Uhr von Zinzendorf würde immer 100% anzeigen. Die Uhr ist an Jesus angeschlossen und Jesus ist immer 100% perfekt.

Beide, Wesley und Zinzendorf, haben jetzt eine Sorge gegenüber dem anderen. Der Grundansatz des anderen kann gefährliche Nebenwirkungen haben.

Zinzendorf mit der Uhr Wesleys hat die Angst, dass das bei ihm zu einem totalen Krampf ausarten und alles eine anstrengende Gesetzlichkeit werden würde. Seine Befürchtung lautet, er würde dabei die Freude und Leichtigkeit im Glauben verlieren.

Wesley mit der Uhr Zinsendorfs hat die Angst: Wenn ich Zinzendorfs Uhr anhätte und immer 100% dastehen würde, dann bräuchte ich mich ja gar nicht mehr anstrengen. Dann müsste ich mich um nichts mehr kümmern. Dann könnte ich im Bett liegen bleiben. Faktisch würde ich jeden Tag ein schlechterer Christ werden. Weil ich nichts für Jesus täte. Weil sich nichts in meinem Leben verändern würde.

Zusammenfassend sagt Prof. Lüdke: Vielleicht besteht ein reifer Glaube darin, in Gelassenheit sich an der Gnade Gottes zu freuen, aber genau deshalb Lust zu bekommen, Gott noch mehr wirken zu lassen, dass ich schaue, was Gott noch aus meinem Leben machen kann. Einfach weil ich mich freue auf Gottes Wirken.

 

IV.
Zum Schluss der Predigt kommen wir zur zweiten Antwort, was unser Text mit Weihnachten zu tun hat. Weihnachten zielt darauf, dass wir von unserer Ruhmsucht und zur Demut befreit werden.

1.
Die Befreiung von unserer Ruhmsucht

Es heißt in Vers 31: „Auf dass gilt, wie geschrieben steht: »Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!«“

Wir Christen haben oftmals ein Problem mit dem Rühmen. Bloß nicht zu sehr loben! „Demut ist nicht ein Sich–kleiner-Machen als man ist, sondern das konsequente Bekenntnis zur eigenen Nichtigkeit. Die Demut ist eine Art Aufrichtigkeit, ein Stehen in der Wahrheit. Dem, der seine Nichtigkeit nicht einsieht und anerkennt, kann Gott nicht sein Alles werden.“ (Kommentar)

Dazu ein Kommentar von Dietrich Bonhoeffer zu unserem Rühmen: „Nicht vom Brot allein, aber vom Ruhm allein lebt die Welt…Das Rühmen liegt in (unserer) Natur. Aus dem Ruhm entspringt die Leidenschaft, der Stolz, der Neid; aus ihm die böse Tat, die Traurigkeit, die Verzweiflung… Es ist unmöglich, dass sich der Mensch selbst von seinem Selbstruhm befreit. Es ist unmöglich, dass er nichts habe, dessen er sich rühmen dürfte. Das Kreuz ist der Ort, wo Gott in dieser ruhmsüchtigen Welt zu finden ist.

In Jeremia 9, ab 22 lesen wir: 22 So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. 23 Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR.

2.
Die Befreiung zur Demut

Es gibt also die Demut vor Gott, in der mir mein Stand vor ihm bewusst wird. Und es gibt die Demut vor anderen Menschen, die Demut vor den Geschwistern in der Gemeinde.

Wir lesen in Phil. 2,3f: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.“

Durch Demut achtet man den anderen höher als sich selbst. Der Gedanke ist sehr hilfreich, denn ich muss aufpassen, dass ich nicht auf meine Leistungen in meinem Christsein stolz werde und mich mit anderen vergleiche.

Die gleiche Demut gilt auch für alle anderen Menschen. Auch nach außen muss ich aufrichtig sein, nichts beschönigen, ehrlich sein. Dann wird auch mein Zeugnis glaubwürdig. Das finde ich sehr wichtig. Wie wirke ich auf andere Menschen? Mache ich einen Unterschied zwischen Menschen? Kommt mein Glaube im Alltag zum Ausdruck? Gott hat uns nicht aus der Welt herausgenommen. Wir sind mittendrin, statt nur dabei.

Gottes Herrlichkeit verschafft in uns eine Demut, die nicht aufgesetzt wirkt. (Eckstein)

Jetzt wissen wir endgültig, warum der Text in die Weihnachtszeit gehört. Wie kommt Jesus auf die Welt? In einem Stall. Gott wird arm und klein für uns. Demütig. Unscheinbar. Wer erfährt es zuerst? Die Hirten, einfache Leute. Keine angesehenen Leute. Sie sind die ersten Zeugen dafür, dass Gott Mensch geworden ist. Sie machten sich auf den Weg, obwohl sie sich fürchteten. Gerade mit denen, die in der Welt nicht viel gelten, schreibt Gott Geschichte. Er schaut nicht auf deinen Stand, auf dein Ansehen.

So möchte Jesus auch zu dir und mir kommen, in mein und dein kleines Leben. Er möchte einziehen und in uns wohnen und wirken.

Dann können wir uns auf den Weg machen und die frohe Botschaft weitersagen. Lasst uns lernen von Jesus. Er sagt: Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; (Mt 11,28).