Die Jahreszeiten des Lobpreises – Von Martin Brendel

A.
Einleitung

Prediger 3,1: Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.

Unser Leben verläuft nicht geradeaus, nicht immer in einer Linie. Es gibt ein ständiges Auf und Ab. Es gibt gute, ruhige Zeiten und schwierige, hektische Zeiten.

Ein Landwirt erzählt folgendes: „Die meisten Stadtmenschen, die ich kenne, erwarten, dass jedes Jahr besser wird als das letzte. Sie denken, es sei normal, jedes Jahr eine Gehaltserhöhung zu bekommen und dieses Jahr mehr zu verdienen als letztes Jahr. Als Landwirt habe ich gute Jahre und schlechte Jahre. Es hängt alles davon ab, ob es zur richtigen Zeit regnet, ob die Tage für die Ernte trocken sind und ob es keine schädlichen Stürme gibt. In manchen Jahren haben wir mehr, in manchen Jahren weniger.“

Das bildet ganz gut unser wirkliches Leben ab. Gute Jahre und Zeiten, schlechte Jahre und Zeiten. Es geht wie gesagt nicht immer geradeaus und es wird auch nicht immer besser, bis wir am Ziel angelangt sind.

 

B.

So wie die vier Jahreszeiten immer wiederkehren, gibt es auch im geistlichen Leben Jahreszeiten. Unser Glaubensleben ist genauso Schwankungen unterworfen und wird nicht einfach geradlinig immer besser. Wir kennen Zeiten, da ist Gott ganz nah, da gibt es tolle Erlebnisse. Dann gibt es Zeiten der Prüfung, Zeiten des Zweifels und auch Zeiten, in denen wir denken, Gott ist so fern und man erlebt auch wenig oder nichts mit ihm.

So möchten wir eine Reise durch die Jahreszeiten machen. Vielleicht oder bestimmt befinden wir uns in verschiedenen Jahreszeiten. Für den einen ist es Sommer. Dem geht es sehr gut, er hat Freude am Glauben. Der andere befindet sich im Winter. Er denkt, wo ist Gott denn, nichts geschieht.

Wenn man vielleicht auch nicht alle Lieder mitsingen kann, weil es einem eben nicht danach ist, dann ist das überhaupt nicht schlimm. Lass die Lieder wirken, hör zu. Die Lieder, die deiner Lage entsprechen, die sing kräftig mit.

 

I.
Wir starten mit dem Sommer.

Der Sommer steht für Fruchtbarkeit, alles wächst. Er steht für Zufriedenheit, Ruhe, Klarheit und Freude. Im Sommer freuen wir uns über die Sonne, die Wärme. Man ist aktiv und wohl auch belastbarer. Genauso freut sich jeder auf den Urlaub. Wir dürfen die Sonnenseite des Lebens genießen.

Psalm 16, 7-11: (Gute Nachricht): 7 Ich preise den HERRN, der mir sagt, was ich tun soll; auch nachts erinnert mich mein Gewissen an seinen Rat. 8 Er ist mir nahe, das ist mir immer bewusst. Er steht mir zur Seite, nichts kann mich erschüttern. 9 Darum bin ich voll Freude und Dank, ich weiß mich beschützt und geborgen.10 Du, HERR, wirst mich nicht der Totenwelt preisgeben! Du wirst nicht zulassen, dass ich für immer im Grab ende; denn ich halte in Treue zu dir! 11 Du führst mich den Weg zum Leben. In deiner Nähe finde ich ungetrübte Freude; aus deiner Hand kommt mir ewiges Glück. 

Hier werden die Gefühle im geistlichen Sommer ganz toll beschrieben. Freude am Herrn. Gott ist nahe. Ich fühle mich sicher durch seine Führung und Nähe. Nichts kann mich erschüttern! Dankbarkeit und Glück wird ausgedrückt.

Erinnere dich einmal zurück, wie es war, als du zu Jesus gefunden hast. An die Zeit, wo du entschieden hast, dass du mit ihm leben möchtest. Ich denke, da kommt etwas von der Freude und Dankbarkeit auf. Erfüllt von Gottes Liebe.

Der Sommer – Zeit der Leichtigkeit und Freude am Leben und an Gott.

 

II.
Herbst

Der Herbst steht für Ernte, Kühle, Wind, Sturm, trübe Jahreszeit (November)

Der Herbst hat für mich zwei Seiten. Zum einen die Ernte. Da ist Dankbarkeit für die Versorgung, für die Ernte. Ich darf Gott danken, dass er mich körperlich und auch mit seinem Wort versorgt. Wir freuen uns an dem, was in unserem Leben reifen konnte und blicken auf das zurück, was gewachsen und geworden ist.

Zum anderen steht der Herbst auch für ungemütliche Zeiten. Man kommt evtl. ins Nachdenken, wo kann ich an mir arbeiten, wo braucht es Veränderung?

Matthäus 7,17: Ein gesunder Baum trägt gute Früchte und ein kranker Baum schlechte.

Ich kann mich Jesus anvertrauen. Ich kann ihm bringen, was nicht passt. Nicht alles ist gelungen. Nicht alles, was im Frühling hoffnungsvoll blühte, ist gereift und zur Frucht geworden.

Ein weitere Gedanke zum Herbst ist der, dass es noch die letzte Gelegenheit ist vor dem Winter etwas zu erledigen, um es nicht im Winter zu bereuen. Etwas, das man schon lange vor sich herschiebt. Oder auch in einer Beziehung etwas klären. Um Vergebung bitten. Jemanden segnen.

Es gibt eine interessante Begebenheit im 2. Timotheusbrief im 4. Kapitel. Paulus ist im Gefängnis und schreibt an Timotheus: 6 Für mich ist nun die Zeit gekommen, dass mein Blut wie ein Trankopfer ausgegossen wird und ich aus diesem Leben scheide. 9 Komm so bald wie möglich zu mir! 13 Bring, wenn du kommst, meinen Mantel mit, den ich in Troas bei Karpus zurückgelassen habe. Bring auch die Buchrollen mit, vor allem die aus Pergament.

Paulus spürt, dass er nicht mehr lange leben wird. Er bittet um Besuch und um einen Mantel.

Das ist genau das. Was kann ich noch tun, bevor der Winter kommt? Braucht jemand meine Hilfe, kann ich jemanden etwas Gutes tun?

 

III.
Winter

Der Winter steht für Ruhe, für Stillstand, für Kälte, eine fruchtlose Zeit. Der Landwirt kann auf dem Feld nichts tun. Im Winter kehren wir heim zu uns, kommen zur Ruhe.

Der Winter kann hart sein. Eine Zeit, in der ich denke, Gott ist mir ganz fern. Ich spüre ihn nicht. Nichts passiert. Es kann sogar so weit kommen, dass ich alles hinschmeißen möchte. Frust.

Der Winter kann auch eine Prüfungszeit sein. Halte ich trotz schwierigen Zeiten an Gott fest?

Erinnerst du dich an deine letzte Prüfung? Wenn wir an unseren Schulabschluss denken. Ich kann mich daran erinnern, dass wir in der Turnhalle der Schule waren. Jeder allein an einem Tisch und es war still. Der Lehrer saß vorne, manchmal lief er umher und schaute sich um. Niemand sagte etwas.
Genauso können auch Glaubensprüfungen sein. Gott sagt nichts. Ich werde geprüft. Bin angespannt.

Psalm 42, 4-12: 4 Tränen sind meine Nahrung bei Tag und Nacht, weil man mich ständig fragt: »Wo bleibt er denn, dein Gott?« 5 Wenn ich an früher denke, geht das Herz mir über: Da zog ich mit der großen Schar zum Hause Gottes, da konnte ich jubeln und danken in der feiernden Menge. 6 Warum bin ich so mutlos? Muss ich denn verzweifeln? Auf Gott will ich hoffen! Ich weiß, ich werde ihn noch einmal preisen, ihn, meinen Gott, der mir hilft. 7 Ich weiß nicht mehr aus noch ein! Darum gehen meine Gedanken zu ihm – aus der Ferne, vom Land an den Jordanquellen, vom Hermongebirge mit seinen Gipfeln. 8 Rings um mich tost es und braust es: Flut auf Flut, von ihm geschickt, Welle auf Welle rollt über mich hin. 9 Am Tag wird er mir seine Güte erweisen und in der Nacht will ich ihm singen voller Dank; zu Gott will ich beten, der mir das Leben gibt. 10 Ich sage zu ihm, meinem Beschützer: Warum hast du mich vergessen? Warum geht es mir so elend? Und dazu quälen mich noch meine Feinde! 11 Wie eine tödliche Wunde ist ihr Hohn für mich, weil sie mich täglich fragen: »Wo bleibt er denn, dein Gott?« 12 Warum bin ich so mutlos? Muss ich denn verzweifeln? Auf Gott will ich hoffen! Ich weiß, ich werde ihn noch einmal preisen, ihn, meinen Gott, der mir hilft.

Eine weiterer Aspekt ist die Beschneidung von Gewächsen.

Mark Buchanan sagt: „Bevor eine Sache aufwacht, schläft sie. Bevor ein Zweig dick mit Blättern und Früchten werden kann, muss er erst bis auf die Knochen entblättert werden.“

Evtl. muss ich auch etwas aufgeben, loslassen, damit wieder etwas wachsen kann.

 

IV.
Frühling

Der Frühling steht für Aufbruch, Erneuerung, Vorbereitung.

Im Frühling erblüht die Natur. Wir fühlen uns wieder fitter, uns zieht es hinaus. Wir spüren, wie wir wieder lebendiger werden und uns neue Kraft zuwächst. Die ersten warmen Tage, wir genießen die Frühlingssonne. Wir haben neue Ideen; wollen etwas bewegen.

Wir freuen uns an den ersten zarten Knospen und Blüten.

Jesaja 35, 1-6: Die Heimkehr der Befreiten zum Zionsberg:

1 Die Steppe soll sich freuen, das dürre Land glücklich sein, die Wüste jubeln und blühen! 2 Mit Blumen soll sie sich bedecken, jauchzen und vor Freude schreien! Herrlich wie der Libanon soll sie werden, prächtig wie der Berg Karmel und wie die Ebene Scharon. Dann sieht das Volk die Herrlichkeit des HERRN, die Pracht und Hoheit unseres Gottes. 3 Macht die erschlafften Hände wieder stark, die zitternden Knie wieder fest! 4 Ruft den verzagten Herzen zu: »Fasst wieder Mut! Habt keine Angst! Dort kommt euer Gott! Er selber kommt, er will euch befreien; er übt Vergeltung an euren Feinden.« 5 Dann können die Blinden wieder sehen und die Tauben wieder hören. 6 Dann springt der Gelähmte wie ein Hirsch und der Stumme jubelt vor Freude. In der Wüste brechen Quellen auf und Bäche ergießen sich durch die Steppe.

Diese Beschreibungen sind passend für den Frühling. Stärke erwacht, Gott schenkt wieder Mut, er kommt und ist wieder nahe. Wir springen und jubeln vor Freude.

Der Frühling ist auch eine Zeit des Vorbereitens und Säens. Der Landwirt pflügt und sät. So können auch wir säen: Zeit für andere Menschen investieren. Stege bauen zu unseren Mitmenschen. Stege zu Gott. Dann können wir das alles Gott anvertrauen. Er schenkt das Wachstum, er schenkt die Frucht. Wir können alles von ihm erwarten.

 

C.
Zum Schluss noch ein Gedanke

Wie wir festgestellt haben, kann es sein, dass sich jeder in einer anderen Jahreszeit befindet. Vielleicht ist es uns nach den Liedern noch bewusster geworden.

Wenn ich mich im Sommer befinde, kann ich nicht erwarten, dass alle anderen auch so fühlen.

Treffe ich auf jemanden, der sich im Winter befindet, muss ich auch versuchen, ihn zu verstehen und nicht einfach drüber hinwegsehen. Das heißt für mich, den anderen zuhören, sie ernst nehmen.

Das kann uns auch im Umgang miteinander helfen. Den anderen sehen und wahrnehmen. Wenn es möglich ist helfen, auf jeden Fall aber füreinander beten.