Eph 5,8-14 – Wie werde ich ein Kind des Lichts? – Von Martin Brendel

8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. 10 Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, 11 und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. 12 Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. 13 Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; 14 denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.


I.
Aufwachen und Auferstehen

Wir werden den Text von hinten nach vorne bearbeiten. Wie es im Vers 14 steht, müssen wir aufwachen. Ich hoffe, dass ihr alle wach seid und gut geschlafen habt.

Um als Kinder des Lichts zu leben, müssen wir aufwachen und von Christus erleuchtet werden.

Wir müssen nicht nur aufwachen, sondern von den Toten auferstehen.

Wenn jemand das zum ersten Mal liest, wird er ins Nachdenken kommen oder überhaupt nicht verstehen, was hier gemeint ist.

Aufwachen heißt, dass ich aus der Beziehungslosigkeit Gott gegenüber aufwache und Gott bemerke.

Auferstehen heißt, dass ich aus der toten Beziehung zu Gott, in der nichts bzw. vieles verkehrt läuft, auferstehe.

Die Beziehung zu Gott wird geweckt.

In einer Erklärung zu dem Vers ist zu lesen: „Aufwachen vom Schlaf: Erwachen des Gewissens, wenn der Erweckte zwischen Sünde und Gerechtigkeit zu unterscheiden beginnt.“

Das Gewissen erwacht. Das ist ein Teil des Erwachens. Ich entdecke meine Dunkelheiten, weil ich mit allem, was mich ausmacht, ans Licht trete.

Das finde ich hochinteressant. Im Januar war ich eine Woche bei einer Kurzbibelschule in Oberstdorf. Da ging es u.a. auch um das Gewissen.

Das Gewissen wird geweckt. Das Gewissen des Menschen zeigt sein moralisches Bewusstsein. Es wird von Kultur, Religion, Weltanschauung geprägt. Wenn Gott nicht gefragt ist, keine Rolle spielt, ändert sich das Gewissen. Durch die Sünde, die Trennung von Gott, ist das Gewissen verdunkelt.

Unsere Gesellschaft verändert sich, es kommen verschiedene Kulturen zusammen. Wir können nicht mehr voraussetzen, dass jeder christlich geprägt ist. Auch die Erziehung ist ein wichtiger Faktor.

Mit einer Stelle aus Jesaja 5,20 nähern wir uns dem Licht und der Finsternis: „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!

Das macht unsere Situation deutlich. Oft wissen wir gar nicht, was gut und böse ist. Wie soll ich Entscheidungen treffen? Wer zeigt mir, was richtig ist?

Das Gewissen trägt zur Entscheidungsfindung bei. Gewissensentscheide sind individuell. Was für den einen richtig ist, ist für den anderen falsch. Ich habe meinen Wehrdienst damals aus Gewissensgründen verweigert. Andere gingen zur Bundeswehr. Es gibt Menschen, die haben oft unnötig ein schlechtes Gewissen, machen sich viel zu viel Gedanken. Auch ein viel zu enger Glaube kann ein schlechtes Gewissen machen. Ein Referent bei der Bibelschule in Oberstdorf erzählte von einer Studentin, die nie lachte. Sie kam aus einer sehr konservativen Gemeinde. Sie war immer sehr ernst, auch in alltäglichen Begegnungen, in denen mal gescherzt wurde. Sie war sich unsicher, soll sie mit lachen oder nicht. Als er sie darauf ansprach und fragte, was los sei – sind dir die Witze zu doof oder bist du gekränkt? -, antwortete sie sie habe ein schlechtes Gewissen. In ihrer Gemeinde war Lachen nicht erlaubt, es war weltlich und nicht von Gott!

Er erzählte noch von einer anderen Gemeinde, in der zu Beginn gesagt wurde, dass sich die Besucher für das Wort Gottes öffnen sollen, um sich auf den Gottesdienst einzulassen. Dann wurde noch darauf hingewiesen, dass man nach dem Gottesdienst bitte nicht zusammenstehen und lachen soll. Die Begründung war, dass damit der Segen des Gottesdienstes weg sei.

Auch in christlichen Gemeinden wurden Gewissen kaputt gemacht, durch Gesetzlichkeit, Strenge.

Das Gewissen ist sensibel. Ich kann mein Gewissen nicht auf andere übertragen.

Es kann auch umgekehrt sein, dass wir vieles für normal und richtig sehen, obwohl Gott das ganz anders sieht.

Das Gewissen des Gläubigen ist durch das Blut Christi gereinigt. Wir lesen in Hebr. 9,14: Um wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott! 

Deswegen ist der Gottesdienst, die Begegnung mit dem Wort Gottes so wichtig. Es gibt Gottesdienste, da gehst du raus und sagst: Da habe ich jetzt nichts behalten können, da kann ich nichts mitnehmen. Doch es war nicht umsonst. Dein Gewissen wurde durch das Wort Gottes gereinigt.

Hebr. 10,22: So lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in der Fülle des Glaubens, besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leib mit reinem Wasser.

Jesus hat unser Gewissen rein gemacht. Er hat Schuld weggenommen. So kann ich immer wieder bitten, reinige mich. Das ist etwas ganz Wertvolles. Ich muss nichts mit mir herumschleppen. Ich kann bei ihm abladen, rein werden. Das gibt es nirgends anders.

 

II.
Das Werk des Heiligen Geistes

Dann lesen wir vom Licht. Wer macht das Licht an? Der Heilige Geist erleuchtet. Der Heilige Geist weckt das Gewissen. Der Mensch ohne Gottes Geist ist im Blick auf seine Gottesbeziehung ein Toter, d.h. sein Gottesbeziehung ist tot.

Deshalb spricht Jesus auch von Wiedergeburt. Im 3. Kapitel des Johannesevangeliums lesen wir von dem Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus. Da sagt Jesus zu Nikodemus (einer von den Oberen der Juden): „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Darauf fragt Nikodemus: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?“

Nikodemus reagiert verständlich. Für jemanden, der diese Aussage zum ersten Mal hört ist, die Frage nicht abwegig, sondern logisch zwingend. Wie kann ich neu geboren werden?

Jesus antwortete: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. 6 Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. 7 Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden.

Jesus wird konkret. Jesus sagt: Wasser und Geist sind notwendig

Woher kommen die Signalwörter Wasser und Geist? Sie kommen aus der Verheißung in Hesekiel 36, 25-27: Gott verheißt und sagt zu: 25 Und ich will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet; von all eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. 26 Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. 27 Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.

Mir ist dazu das Lied „Schaffe in mir Gott ein reines Herz.“ eingefallen.

Es ist also eine geistliche Geburt notwendig. Das ist ein Geschenk Gottes! Ein neuer Anfang!

Aramäische Übersetzung: Wenn jemand nicht anfängt, alles von vorne neu zu lernen wie ein Neugeborenes, kann er Gottes Rat nicht erfassen. Wenn jemand nicht durch Wasser und Geist, wie ein neugeborenes kleines Kind wird, kann er nicht befolgen, was Gott rät.

Das macht die Wiedergeburt noch deutlicher. Äußere und innere Reinigung (Wasser und Geist) und dann alles neu lernen. Von Gott lernen, Gott kennenlernen und mit Gott neu heranwachsen.

 

III.
Sich und andere prüfen! Dinge bei sich und anderen aufdecken!

1.
Ich bin davon überzeugt, dass es gut ist, wenn wir bei allem, was Paulus hier schreibt, bei uns selbst anfangen, den Text also zunächst nur für uns selbst lesen.

Wir hören in den Versen 10 und 11: 10 Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, 11 und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf

Also: Prüfen wir uns selbst, was dem Herrn wohlgefällig ist! Haben wir keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis. Decken wir unsere unguten und bösen Werke auf, indem wir sie in der Beichte zugeben und um Vergebung bitten. Wenn jeder bei sich schaut, dann kennt er es bestimmt. Etwas heimlich machen. Dann kommen wir wieder zum Gewissen. Das meldet sich und der Kampf beginnt. Soll ich, oder soll ich nicht? Da gibt es viele Situationen. Wenn über andere heimlich geredet wird. Mach ich mit oder nicht. Wenn eine attraktive Frau vorbeiläuft oder im Internet mich verführerisch anlächelt. Schau ich ihr nach oder schau ich die Bilder an?

Genieße ich mein Feierabendbier oder das Glas Wein, oder trink ich heimlich noch viel mehr?

Gehe ich ordentlich mit meinen Finanzen, mit Versicherungen um?

Beispiel Versicherungskennzeichen

2.
Und wie machen wir das Aufdecken bei anderen?

Ein Journalist deckt auf, erforscht Hintergründe und so mancher kommt zu Fall. Denken wir z.B. an die Plagiatsvorwürfe in Doktorarbeiten bei Politikern. Oder es kommen Sachen aus dem Privatleben ans Tageslicht, die sehr unangenehm sind. Es gibt Menschen, die führen ein Doppelleben.

Wenn wir uns in Kirche und Gemeinde auf Dunkelheiten, Fehler und Versäumnisse hinweisen, dann muss auch der Vorgang des Aufdeckens von Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit geprägt sein. So unterscheiden wir uns. Das ist natürlich eine ganz schwierige Angelegenheit und es muss behutsam vorgegangen werden.


IV.
Die alles entscheidende Frage lautet: Was ist dem Herrn wohlgefällig?

1.
Es gibt ein Morgengebet von Dietrich Bonhoeffer: „Gott, zu dir rufe ich am frühen Morgen, hilf mir beten und meine Gedanken sammeln. Ich kann es nicht allein. In mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden. In mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den rechten Weg für mich“.

Ich finde das sehr beeindruckend. Hier geht es ums nichts anderes als um völlige Hingabe. Alles von Gott erwarten. Gott lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deiner Kraft.

2.
Dazu eine kurze Geschichte: Ein König hatte zwei Söhne. Als er alt wurde, da wollte er einen der beiden zu seinem Nachfolger einsetzen. Er rief seine beiden Söhne herbei. Er gab jedem fünf Silberstücke und sagte: „Ihr sollt für dieses Geld die Halle in unserem Schloss bis zum Abend füllen. Womit, das ist eure Sache.“

Der ältere Sohn ging davon und kam an einem Feld vorbei, wo die Arbeiter dabei waren, das Zuckerrohr zu ernten und in einer Mühle auszupressen. Das ausgepresste Zuckerrohr lag nutzlos herum. Er dachte sich: „Das ist eine gute Gelegenheit, mit diesem nutzlosen Zeug die Halle meines Vaters zu füllen.“ Mit dem Aufseher der Arbeiter wurde er einig, und sie schafften bis zum späten Nachmittag das ausgedroschene Zuckerrohr in die Halle. Als sie gefüllt war, ging er zu seinem Vater und sagte: „Ich habe deine Aufgabe erfüllt. Auf meinen Bruder brauchst du nicht mehr zu warten. Mach mich zu deinem Nachfolger.“ Der Vater antwortete: „Es ist noch nicht Abend. Ich werde warten.“

Als es dunkel wurde kam auch der jüngere Sohn. Er bat darum, das ausgedroschene Zuckerrohr wieder aus der Halle zu entfernen. So geschah es. Dann stellte er mitten in die Halle eine Kerze und zündete sie an. Ihr Schein füllte die Halle bis in die letzte Ecke hinein.

Der Vater sagte: „Du sollst mein Nachfolger sein. Dein Bruder hat fünf Silberstücke ausgegeben, um die Halle mit nutzlosem Zeug zu füllen. Du hast nicht einmal ein Silberstück gebraucht und hast sie mit Licht erfüllt. Du hast sie mit dem gefüllt, was die Menschen brauchen.“

Das Licht, das in uns ist, soll leuchten. Soll für andere leuchten. Wie oft sind wir mit Dingen beschäftigt, die nicht dazu beitragen, dass wir leuchten. Wenn es auch manchmal nur ein kleiner Funke ist. Oder wir denken, wir müssen unbedingt für Gott oder für die Gemeinde etwas tun. Wie diese Geschichte es ausdrückt, Hauptsache irgendetwas gemacht, die Halle ist ausgefüllt. Kritisch gesagt, auch damit ich mein Gewissen beruhigen kann. Erst Gott lieben von ganzem Herzen und den Nächsten. Alles von Gott erwarten, ich kann wenig leisten. Wie im Gebet von Bonhoeffer. Alles ihm anvertrauen, dann kann er in mir wirken. Von Hans Peter Royer stammt der Satz: Gott will nicht in erster Linie unseren Dienst und unsere Arbeit, sondern er will uns.

3.
Hier in den Versen 8 und 9 wird beantwortet, was das für den Herrn Wohlgefällige ist.

8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Was ist also das für den Herrn Wohlgefällige?

Dass wir im Licht wandeln.

Dass wir als Kinder des Lichts wandeln.

Und dass unser Christsein Früchte trägt: Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.

4.
Wie kann das in unserem Leben konkret werden?

Du bist, wir sind Licht in dem Herrn. Seine Liebe und Güte, seine Hoffnung und Sicherheit lassen mich leuchten und vertreiben die Finsternis in mir.

Von Franz Beckenbauer wird gesagt, er war eine „Lichtgestalt“. Ihm gelang offenbar alles, er hatte Erfolg als Spieler und Trainer. Er hatte Ausstrahlung und Einfluss.

Wenn wir Licht in dem Herrn sind, sind wir auch eine Lichtgestalt! Stellen wir unser Licht nicht unter den Scheffel. Leuchten wir in dieser Welt! Durch Jesus.

Scheint sein Licht durch mich hindurch? Wie verhalte ich mich im Alltag, in Schwierigkeiten oder Konflikten mit anderen Menschen?

Da können die Früchte des Lichts zum Vorschein kommen. Auch wenn es nur ganz kleine Früchte sind. Das schaffe ich nicht aus mir heraus. Da brauch ich täglich das Gebet von Bonhoeffer und muss jeden Tag bereit sein, mit Jesus zu leben und auf seine Kraft zu bauen.

Dazu als Beispiel die Solarlampe: Eine Verbindung muss hergestellt werden. Wie die Lampe, die im Licht stehen muss, damit sie später leuchten kann.

So kann ich mich von Gott bescheinen lassen, kann mich in sein Licht stellen. Dann erst kann ich leuchten.

Ich kann mich immer am Wort Gottes prüfen, mein Gewissen regt sich – und das ist gut so. Das, was nicht passt, kann ich von Jesus reinigen lassen. Dann kann ich wieder leuchten.

So wie die Solarlampe. Die nützt nichts, wenn sie in der Finsternis steht. Da kann sie sich nicht aufladen. Sie muss ins Licht und in Verbindung mit Gott strahlt sie.