A.
Teil 1: Wir sind zum Staunen geboren.
1.
Die Italiener sagen: Wir sind ammiratore. Wir sind staunende Wesen. Wir sind zum Staunen geboren. Unsere Seele braucht etwas, das sie bestaunen, verehren und bewundern kann. Sie braucht etwas, das größer ist, als sie selbst.
2.
Wie können wir das Staunen beschreiben?
Staunen, das sind große Gefühlskräfte! Wir erleben etwas zum Staunen. Wir sind überrascht. Wir sind irgendwie unruhig, aber nicht negativ unruhig. Wir sind fasziniert, ergriffen. Es packt uns. Wir sind erregt und neugierig. Bewunderung fängt an in uns zu wirken.
Gefühle der Ehrfurcht und Demut fangen an in uns zu wirken. Auch Zuneigung und Dankbarkeit. Manchmal auch Barmherzigkeit und Reue. Oder Wehmut, dieses Gefühl trauernder Liebe bzw. liebender Trauer.
Staunen ist motivationsfördernd. Wir wollen Unbekanntes erforschen. Wir wollen das, was uns zum Staunen bringt, näherkennenlernen. Wir wollen möglichst viel darüber lernen.
Staunen ist ein Lebenselixier. Staunen macht etwas mit uns. Es stoppt unser normales eingefahrenes Denken. Staunen ist die Chance, sich herausreißen zu lassen aus der Art und Weise, wie man normalerweise denkt, tickt und lebt. Staunen lässt uns das Leben neu sehen. Staunen lässt uns uns selbst neu sehen.
B.
Teil 2: Wir sind zum Staunen über Gott und zum Vertrauen zu Gott geboren
1.
Wer ist Gott?
Gott ist der Erfinder des Staunens. Er hat uns die Fähigkeit zum Staunen geschenkt. Was für ein Geschenk!
Und er schenkt uns die Dinge, die Erlebnisse, die uns zum Staunen bringen.
2.
Was will Gott mit dem Staunen erreichen?
Er will, dass wir über das Staunen ins Vertrauen zu ihm kommen! Es ist in der Bibel tatsächlich so: Am Anfang des Glaubens steht das Staunen. Am Anfang des Vertrauens zu Gott steht das Staunen über ihn.
3.
Weil wir im Steg zurzeit die Predigtreihe über Ps 23 haben, möchte ich aus der biblischen Fülle all der Dinge, die in uns das Staunen über Gott auslösen können, einen Aspekt beleuchten, den ich aus Psalm 23 entnehme.
Es heißt in Ps 23,3 am Ende: „um seines Namens willen“.
a.
Worum geht es bei diesem Ausdruck? Was heißt das „um seines Namens willen“?
Es geht um die Frage, warum Gott erwählt und liebt, segnet und hilft, beschützt und beschenkt.
Wir müssen es zugespitzt sagen. Wir müssen es auf uns beziehen: Warum liebt Gott mich? Warum segnet er mich? Warum hilft er mir? Warum beschenkt er mich? Warum beschützt er mich? Warum ist er mir treu?
Oder mit den Versen von Psalm 23 gesagt: Warum ist er mein Hirte? Warum komme ich nicht zu kurz? Warum versorgt er mich? Warum erquickt er meine Seele? Warum führt er mich? Warum ist er bei mir? Warum kämpft er für mich? Warum deckt er mir den Tisch? Warum salbt er mich? Warum schenkt er mir voll ein? Warum lässt er mir Gutes und Barmherzigkeit zukommen? Warum darf ich bei ihm bleiben?
b.
Das ist zum Staunen! Alles, was Gott für uns tut, tut er um seines Namens willen.
David sagt: Um deines Namens willen! Nicht um meinetwegen! Warum Gott so mit mir umgeht, wie er es tut, das liegt an ihm. Der Grund für seine Güte, seine Treue, seine Gnade, für seine Erwählung liegt in seinem Herzen, in seinem Willen, in seiner Entscheidung für mich.
David sagt uns, was die gesamte Bibel sagt: Wir müssen nicht die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Gott uns liebt, dass er uns segnet, dass er uns hilft, dass Gott uns treu ist.
Wenn wir die Voraussetzungen dafür schaffen müssten, würden wir alle denken: Ich habe es verdient! Ich habe Gottes Segen verdient! Ich habe die Erwählung durch Gott verdient! Aber was ich mir verdient habe, das kann ich wieder verlieren oder wieder zerstören!
Israel stand immer wieder in der Gefahr, die eigentlichen und tiefsten Grund für das eigene Erwähltsein bei sich selbst zu suchen. Die Kirche stand immer wieder in derselben Gefahr. Jeder von uns kann in dieser Gefahr stehen.
Psalm 23 sagt uns: Nicht um unsretwillen! Sondern um seines Namens willen! Der Name Gottes steht für Gottes Wesen, für Gottes Herz, für Gottes Liebe.
Wolfgang Bittner, dem ich diese Gedanken verdanke, sagt es so: “Der Grund für die Liebe Gottes zu uns liegt in der Liebe. Nur in seiner Liebe. Ganz allein in seiner Liebe. Das gilt! Das trägt! Das hält! Das befreit! Halleluja!“