Am Evangelium teilhaben und sich selbst etwas Gutes tun – Unser missionarisches Engagement Teil 7 – 23.7.2023

A.
Teil 1: Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben (1 Kor 9,23)

1.
Wir haben vor einer Woche (16.7.) gesagt: Paulus hat ein Ziel. Er will Menschen gewinnen für Jesus, für den Glauben. Er will Menschen retten aus einem Leben ohne Gott. Dafür macht er sehr viel. Dafür engagiert er sich. Dafür dient er den Menschen. Heute befassen wir uns mit einem Ziel in seinem missionarischen Engagement, das er für sich selbst verfolgt.

Paulus sagt: Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben. Das heißt: Alles, was Paulus missionarisch tut, tut er auch für sich. Nicht in erster Linie. Aber auch. Was meint Paulus damit?

Einige Ausleger verstehen Paulus so: Das Evangelium ist eine Botschaft, die darauf drängt, weitergesagt zu werden. Man kann sie nicht für sich behalten. Die Logik ist: Paulus will (s)einen Anteil an der Ausbreitung des Evangeliums haben. Das ist sicher der Fall. Warum aber sagt Paulus das nicht? Er hätte doch schreiben kann: Ich will meinem Auftrag als Missionar treu sein. Ich will mich an der Weitergabe des Evangeliums beteiligen. Mich überzeugt diese Auslegung deshalb nicht.

Andere Ausleger – und ich schließe mich ihnen an – verstehen Paulus anders. Paulus meint tatsächlich das, was er schreibt. Er will durch sein Engagement Anteil am Evangelium haben. Was aber meint er damit?

Durch das Evangelium, durch Jesus bekommen wir Gott, bekommen wir Anteil an Gott, Gemeinschaft mit ihm. Der Glaube an Jesus, die Beziehung zu Jesus ist die entscheidende Beziehung unseres Lebens. Aber die entscheidenden Beziehungen des Lebens kann man nicht geheim halten. Wer Jesus und seine Beziehung zu ihm verschweigt, ist in der Gefahr, den Glauben in seinem Leben zum Schweigen zu bringen und einzuschläfern.

Das Evangelium ist eine unglaubliche Macht, eine Kraft, die verändert, befreit, erlöst, rettet. Das Evangelium ist ein Kraftfeld. Wir erfahren diese Kraft, wenn wir uns zum Evangelium stellen, wenn wir es bekennen. Ich beobachte es bei Haupt- und Ehrenamtlichen: Das Bekennen des Evangeliums, so schwierig und frustrierend es sein kann, ist im Blick auf Gott gar nicht schwierig, sondern hat unglaubliche Rückwirkungen auf einen selbst.

Dazu zwei Anmerkungen, zwei Fußnoten:

Fußnote 1: Wir machen aus dem Gesagten kein Gesetz. Unser Dienst für Jesus und das Evangelium ist immer auch abhängig von unseren Lebenssituationen und Lebensumständen. Er ist auch abhängig von unseren Begabungen.

Fußnote 2: Das Gesagte meint nicht, dass wir andere nerven, indem wir sie immer und überall mit Jesus und dem Evangelium bedrängen.

Aber wir wollen das, was Paulus uns sagt, ernst nehmen. Deshalb schauen wir jetzt auf eine wichtige Aussage des Apostels, die zu 1 Kor 9,23 passt.

2.
In Rö 10,9f sagt Paulus: Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man mit dem Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.

Dieses Jesus-Bekenntnis (Jesus ist der Herr. Jesus ist auferstanden) ist die Mitte der Mitte des christlichen Glaubens!

Es hat vier Teile, vier Aspekte:

(1)
Ich stelle mich zu Jesus. Ich sage Ja zu ihm. Ich will ihn. Jesus ist für mich der Herr, d.h. er ist Gott, er ist Jahwe. Er ist der Herr über die Kirche. Er ist der Herr der Welt.

(2)
Ich bekenne mich zu dem, was der Mensch Jesus geglaubt hat, was er gesagt hat, was er getan hat. Ich stimme dem zu. Ich lasse das für mich gelten. Ich setze darauf mein Vertrauen!

(3)
Ich oute meine Jesus-Beziehung. Ich stelle mich öffentlich zu Jesus. Ich lasse mich als Jesus-Anhänger, Jesus-Jünger, Jesus-Schüler… sehen. Ich lasse mich „mit ihm“ sehen.

(4)
Ich stelle mich öffentlich mit anderen zu Jesus. Ich stelle mich zu den Jesus-Leuten. Ich bin als Christenmensch kein Privatier, kein Einzelgänger, kein Einzelkämpfer.

3.
Wir beschäftigen uns im dritten Teil der Predigt u.a. damit, was wir tun können, wenn uns das Zeugnis für Jesus nicht leichtfällt. Zunächst aber eine Anwendung von Rö 10,9f auf unser Leben! Es geht darum, wie wir uns selbst etwas Gutes tun können.

 

B.
Teil 2: Unser Reden hat Auswirkungen auf unsere Stimmung
(von und nach Peter Wick)

1.
Wir gehen mit großer Selbstverständlichkeit davon aus: Das Eigentliche geschieht in unserem Inneren. Das Wesentliche geschieht in unserem Herzen. Wenn in unserem Herzen etwas brennt, eine Freude, eine Begeisterung, eine Faszination, eine Leidenschaft, eine Liebe, dann reden wir darüber, weil wir dann darüber reden können, ja weil wir dann darüber reden müssen.

Das denken wir auch vom Glauben: Wenn der Glaube da ist, kann er nach außen gehen, können wir uns äußern.

Und wir können uns damit auf Paulus berufen. Paulus sagt ja in Rö 10,10: Wer mit den Herzen glaubt, wird gerecht. Und wer mit dem Mund bekennt, wird selig. Die Reihenfolge ist klar: Zuerst der Glaube. Zuerst die Faszination, die Überzeugung, die Gewissheit. Und dann, daraus folgend, das Zeugnis für den Glauben, für Jesus.

2.
Aber, aber, aber! Einen Vers vorher, in Rö 10,9 sagt Paulus: Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Paulus dreht also die Reihenfolge um! Was bedeutet das?

Paulus sagt uns damit: Manchmal passiert einfach nicht alles in unserem Herzen. Manchmal passiert in unserem Herzen sehr wenig bis nichts, da ist unser Herz müde, da sind wir niedergeschlagen. Was können wir dann tun?

Dann darf es bei uns außen anfangen. Manchmal beginnt alles mit unseren Äußerungen, mit unserem Reden, mit unserem Bekennen. Wir wenden sozusagen die Logik von Rö 10,9 an: Wenn du mit deinem Mund bekennst und dann mit dem Herzen glaubst.

3.
Paulus macht uns sozusagen auf eine Art Selbsthilfe aufmerksam. Wir können etwas tun, was uns guttut.

Wir können unser Herz beeinflussen. Wir können es steuern. Nicht immer. Nicht zu 100%, aber gar nicht mal so wenig. Unsere Worte, unser Reden, unsere Bekenntnisse können unser Herz in eine bestimmte Richtung bewegen. In eine negative oder in eine positive. In eine negative Grundstimmung und Grundhaltung. Oder in eine positive Grundstimmung und Grundhaltung.

Wenn wir in unserer komplizierten Zeit immer nur das Negative anschauen, immer nur vom Negativen reden (Corona, die Politik, die Politiker, die Kirche, die Klimaleugner, die Klimafanatiker…), dann wird es unser Herz in eine negative Richtung ziehen, dann werden wir missmutig, übelgelaunt, pessimistisch, grüblerisch, nörgelnd, unzufrieden, ängstlich wütend…

Wenn wir aber üben, das Gute zu sehen, das Gute zu sagen, das Gute zu benennen – über das Leben, über unsere Zeit, über Mitmenschen…, dann kann sich in unserem Herzen eine positive Grundstimmung ausbreiten.

 

C.
Teil 3: Impulse für die Gestaltung unseres Glaubens

I.
Sagen wir uns selbst immer neu etwas Gutes. Benennen wir das Gute, das Gott uns schenkt. Gerade in schwierigen Zeiten!

1.
Was ich jetzt sage, meine ich nicht als Bedienungsanleitung. Bedienungsanleitungen gibt es für IKEA-Schränke, nicht für unser Herz, nicht für das Christsein!

Ich meine es als Verheißung. Gerade in Zeiten der Anfechtung, wenn das eigene Herz schwer oder leer ist, wenn wir von Gottes Macht nichts spüren, wenn wir ihn nicht mehr verstehen.

Ich meine es im Sinn von Ps 103,2: Vergiss nicht, meine Seele, was Gott dir Gutes geschenkt hat und schenkt. Wir sollen uns also merken und es uns selbst sagen, was Gott uns Gutes schenkt.

Ich meine es im Sinne von Jes 64,16: Wer sich segnet, der segne sich im Namen des wahrhaftigen Gottes, indem er die guten Worte Gottes und die guten Taten Gottes in seinem Leben festhält.

2.
Wir können also etwas für uns tun! Wir können uns etwas Gutes tun, indem wir uns gute biblische Wahrheiten und Botschaften sagen.

Ich lade uns zu einer Übung ein. Man muss das probieren. Man kann das üben. Ich habe eine Liste von Bibelversen, Liedtexten, Spruchweisheiten, theologischen Sätzen. Gerade für die Zeiten, wo ich frustriert bin, wo ich das Gefühl habe, ich bin allein, Gott hat mich verlassen.

Sagen wir uns gute Worte, auch wenn wir im Inneren davon nichts spüren, auch wenn wir nicht dazu in Stimmung sind, auch wenn sich alles blass und unreal anfühlt. Entscheiden wir uns mutig und willentlich dazu, das Gute und Richtige zu benennen, zu bekennen und daran festzuhalten, auch wenn wir nicht dazu in der Stimmung sind.

Hier ein paar Dinge von meiner Liste. Sätze, die ich mir immer wieder zusage:

Jesus. Schlicht der Name Jesus. Jesus, ist das eine alles entscheidende Wort, das Gott zu Dir und mir gesprochen hat.

Jesus ist der Herr. Der Herr über die Welt. Der Herr über die Kirche. Der Herr über unseren Steg. Der Herr über mein Leben.

Jesus ist Jahwe. Dieser geheimnisvolle Name ist ein Programm gegen jede Angst. Programm für Zeiten, in der wir Gott nicht fassen und unsicher sind, was wir von ihm denken und halten sollen. Ich bin, der ich bin. Ich werde da sein, gegenwärtig, leitend, helfend, stärkend, befreiend. Ich bin der Bleibende, der Handelnde (2 Mo 3,14)

Ist Gott für mich, wer kann gegen mich sein? Der seinen eigenen Sohn für uns alle gegeben hat, wie sollte dieser Gott uns mit Jesus nicht alles schenken? Ich bin gewiss, dass nichts mich scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist. (Rö 8,31-39)

„Sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen“ (2 Tim 2,13)

Jede und jeder von uns kann ihre, kann seine Liste anlegen und führen!

3.
Dieser Name, diese Verse, diese Sätze helfen mir in Zeiten, wo ich Gott nicht fassen kann, wo mein Herz schwer oder leer ist. In solchen Zeiten, so mein Eindruck, sagt Gott zu mir: Lass Dir an meinen Worten genügen! Vertraue mir! Auch wenn du nicht die Erfahrungen machst, die du gerne machen möchtest. Auch wenn du nicht super-glücklich bist.

Es ist meine Erfahrung, dass ich darauf vertrauend warten darf, dass mein Inneres nachkommt. Die Wahrheit dieser richtigen Sätze, mein Bekennen dieser guten Sätze lassen oft gute Gefühle nachkommen. Ich denke auch, dass es der Heilige Geist ist, der meine Zustimmung zu diesen Wahrheiten benutzt und mein Herz erfüllt.

Peter Wick sagt es so: „Wenn wir anfangen, Jesus zu bekennen, dann zieht es unser Herz mit. Wenn wir anfangen, Jesus als Herrn zu bekennen, dann wird das unser Herz zum Glauben mitziehen, unseren Glauben stärken, unsere Jesus-Freude wachsen lassen. Wir haben die Verheißung: Wenn wir uns nach dem Evangelium ausrichten, dann wird dieses Helle auch in uns anfangen zu leuchten, zu strahlen.“

 

II.
Suchen wir immer neu den Kontakt mit Jesus, die Gemeinschaft mit Ihm!

Hören wir auf ihn! Schütten wir unser Herz vor ihm aus! Sagen wir ihm unseren Dank für ihn! Bitten wir um das, was wir selbst nicht tun können.

Herr, ich muss nicht alles verstehen, ich muss dich nicht verstehen. Ich danke dir, dass du mich völlig verstehst.

Herr, ich danke dir, dass ich nicht verbissen gegen alle eigenen Ängste und Schwächen meine Kraft messen muss. Ich danke dir, dass du belastbar bist, dass deine Liebe zu mir belastbar ist. Herr, ich erlaube mir, vor Dir schwach zu sein. Ich belaste dich mit meinem Zeugs, mit mir. Ich überlasse alles dir. Ich warte auf Dein Handeln.

III.
Suchen wir immer neu den Kontakt mit anderen Christen, die Gemeinschaft mit ihnen, das Teamwork mit ihnen!

Suchen wir uns jemanden zum Zuhören, zum Sorgenteilen, zum Herzausschütten, zum Auskotzen und Weinen…

Suchen wir den Rat von Geschwistern, bei denen uns das Vertrauen leichtfällt, bei denen wir spüren, der/die beschämt mich nicht, wenn er erfährt, was mit mir los ist.

Suchen wir einen Beichtvater oder eine Beichtmutter, wo wir Schuld bekennen können, weil wir spüren, diese Christin, dieser Christ beschämt mich in meiner Schuld nicht noch mehr als ich eh schon bin.

Suchen wir die Fürbitte der Geschwister.

Suchen wir das Segnen der Geschwister, wenn wir menschenscheu sind, wenn wir Angst haben, uns als Christen zu outen…

Machen wir es wie es Jesus seinen Jüngern empfohlen hat. Gehen wir zu zweit in eine Situation des missionarischen Zeugnisses!