Glaube, Hoffnung, Liebe – Von Thomas Pichel

A.
Teil 1: Einleitung

I.
Was macht unsere Zeit mit uns?

1.
Was hat die Corona-Zeit mit uns gemacht?

Was machen die Nachrichten und Bilder aus Israel, aus dem Gazastreifen, aus der Ukraine, aus dem Jemen… mit uns? Diese Bilder von unvorstellbarer Brutalität und unvorstellbarem Leid!

Was machen die Meldungen und Nachrichten von Katastrophen und Amokläufen mit uns?

Was macht das allgegenwärtige Schimpfen, Wüten, Anklagen und Streiten mit uns?

Was macht das mit uns, dass wir als Kirche ignoriert oder als komische und verdächtige Minderheit gesehen werden?

Was machen die persönlichen Lasten und Sorgen mit uns?

2.
Jeder von uns kann sich fragen:

Wo bin ich müde, träge, antriebslos geworden – körperlich und psychisch?

Oder: Werde ich immer frustrierter und deprimierter? Immer genervter und aggressiver? Immer ängstlicher?

Was macht das alles mit meinem Glauben, mit meinem Vertrauen zu Gott? Was macht das mit meiner Liebe, mit meiner Nächstenliebe? Was macht das mit meiner Hoffnung?

Was macht das alles mit meinem Glauben, mit meinem Vertrauen zu Gott?
Was macht das mit meiner Liebe, mit meiner Nächstenliebe?
Was macht das mit meiner Hoffnung, mit meiner Zuversicht, mit meiner Lebensfreude?

 

II.
Wir leben alle im Wirkungsfeld von Kräften

Unsere Zeit ist bestimmt, geprägt, manchmal meine ich sogar sagen zu dürfen, unsere Zeit ist besessen von bestimmten Kräften.

Welche Kräfte wirken auf mich ein? Welche Kräfte ziehen mich wohin? Welchen Kräften erlaube ich, in mir und durch mich zu leben? (Nach Günter Thomas) Welchen Kräften bin ich nicht gewachsen?

Ich deute einmal ein paar Kräfte an. Diese Aufzählung ist weder vollständig noch fertig durchdacht.

Da gibt es den Drang zur Selbstoptimierung, zur Perfektion, zur Größe, zur Stärke.
Da gibt es den Nationalismus, den Rassismus, den Antisemitismus.
Da gibt es ein großes Gegeneinander und Auseinander.
Da gibt es die Kräfte der Häme, der Hetze, des Hasses.
Da gibt es die Neigung zum Lügen, Tricksen und Faken.


B.
Teil 2: Welche positiven Kräfte will Gott uns schenken, stellt Gott uns zur Verfügung? Welche lebensdienlichen Kräfte ermöglicht der Heilige Geist?

1.
Eine bibelkundliche Entdeckung, die ich Günter Thomas verdanke

(1)
1 Thes 1,2-3: „Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserm Gebet und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.“

Der Glaube der Gemeinde ist trotz Bedrängnissen, trotz Nöten, trotz Gegenwind getragen von „Freuden im Heiligen Geist“ (1 Thess 1,6)

(2)
1 Thes 5,8: „Wir aber, die wir Kinder des Tages sind, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil.“

Wir halten fest: „Glaube, Liebe und Hoffnung schützen in zersetzenden, in bedrohlichen und feindseligen Umgebungen“ (Günter Thomas, Weltabenteuer Gottes, S.135)

(3)
Rö 5,1-5: Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

(4)
Eph 1,15-18: „Darum auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben bei euch an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen, höre ich nicht auf, zu danken für euch, und gedenke euer in meinem Gebet, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen. Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist.“

(5)
Gal 5,5f: „Denn wir warten im Geist durch den Glauben auf die Gerechtigkeit, auf die wir hoffen. Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.“

Paulus verbindet hier die Dreiheit von Glaube, Liebe und Hoffnung mit dem Thema Gerechtigkeit und der verändernden Kraft der Liebe.

(6)
Kol 1,4f: „Da wir gehört haben von eurem Glauben an Christus Jesus und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, um der Hoffnung willen, die für euch bereit ist im Himmel.“

Diese Stelle beschreibt das innere Leben der Gemeinde, das gemeinsame Leben der Gemeinde mit der Dreiheit von Glaube, Liebe und Hoffnung.
(7)
Diese Dreiheit spielt nicht nur bei Paulus eine tragende Rolle, sondern auch im Hebräerbrief.

Hebr 10,22-24 verbindet einen „vollkommenen Glauben“ mit einem „Bekenntnis der Hoffnung“ und einem „Anreizen zur Liebe“.

(8)
1 Kor 13,13: „Nun aber bleibt (im Griechischen Singular!) Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“.


2.
Auswertung. Ergebnisse.
(Von und nach Günter Thomas)

(1)
Glaube, Liebe und Hoffnung sind Geschenke des Schöpfers an uns, Kräfte Jesu, Wirkungen des Heiligen Geistes.

Ich deute das mal an: Der Quellort, wo diese drei Dinge in unserem Leben angereichert werden, ist unser Gebet.

Sie enthalten den Moment der Ermöglichung, der Ertüchtigung, der Ermächtigung. Sie enthalten den Moment der Befreiung und Entlastung, z.B. Befreiung von Selbstüberforderung, , z.B. die Entlastung von aller Erschöpfung. Sie enthalten den Moment des Trostes, der Ermutigung, des Versprechens.

Glaube, Liebe und Hoffnung sind nicht nur Kräfte für uns als Einzelpersonen, sondern für jede Gemeinde, für uns als Gemeinde. Wir dürfen und sollen sie gemeinsam als Gemeinde leben.

(2)
Das ist die Ur-Berufung für jeden Adam und jede Eva. Das war die Absicht Gottes von Anfang an. Dass jeder Mensch in ein Vertrauen zu ihm hineinwächst, in eine Liebe zu ihm, in eine Hoffnung auf ihn.

„Für Paulus ist die Dreiheit aus Glaube, Liebe und Hoffnung“ aber auch die „Kennzeichnung des christlichen Lebens – sowohl seiner persönlichen wie auch seiner gemeinschaftlich-kirchlichen Gestalt. Mit diesen drei Begriffen in ihrer Einheit umreißt er ein Leben in der Christusnachfolge. Es ist die knappste Beschreibung des christlichen Lebens“ (Günter Thomas, Weltabenteuer Gottes, S.134)

Glaube, Liebe und Hoffnung sind unsere Antworten auf Gott, auf Jesus, auf den Heiligen Geist. Glaube, Liebe und Hoffnung sind unsere Werte, sind christliche Tugenden.

(3)
Glaube, Hoffnung, Liebe sind unsere Sendung. Sie sind Aufträge! Sie enthalten den Moment der Inanspruchnahme, der Indienstnahme. Gott will, dass wir Vertrauen, Liebe und Hoffnung verbreiten und mehren! Wir dürfen uns kein bequemes Sofa-Leben gönnen. Wir dürfen uns nicht aus der Welt zurückziehen.

(4)
Glaube, Hoffnung, Liebe sind ein kostbares Gut. Wir können sie verlieren. Wir werden versucht zu Misstrauen und Untreue, zu Gleichgültigkeit und Hass, zu Resignation und Hass.

 

C.
Teil 3: Wir zoomen im Schlussteil der Predigt auf die drei Begriffe Glaube, Liebe und Hoffnung

 

I.
Glaube, Glauben, Vertrauen

1.
Mir ist bei den Bibelstellen aufgefallen, dass der Glaube bei allen Versen immer an erster Stelle steht. Hoffnung und Liebe tauschen die Plätze. Aber Glaube, Vertrauen ist immer das Erste. Das ist kein Zufall. Das ist ein Hinweis für uns!

Weil Gott uns nur beschenken kann, wenn wir offen sind für ihn, wenn wir empfänglich sind, wenn wir bereit sind, uns beschenken zu lassen!

Ich empfehle eine kleine Übung. Ich leihe sie mir von Martin Schleske. Z.B. für den Tagesbeginn. Stell dich hin! Stell dich Gott! Stell dich zu ihm. Stell dich vor ihn! Öffne die Arme. – Das ist die Freude Gottes, wenn er uns beschenken und erfüllen kann, was sich ihm anvertraut, was empfänglich ist, was sich ihm öffnet!

2.
Der Jesus Christus-Gott verdient unser Vertrauen! Er ist vertrauensweckend, vertrauenswürdig und vertrauenseinflößend. Und zwar immer!

Im Leben, im Blick auf andere Menschen müssen wir unterscheiden. Es gibt Fälle und Menschen, in denen Vertrauen angebracht ist. Es gibt aber auch Situationen und Menschen, wo Misstrauen angebracht ist.

Ich habe als sieben- oder achtjähriger eine schmerzhafte Erfahrung gemacht. Ich habe mit einem Jungen ein langes rotes Gummiseil auseinandergezogen. Bis dieses Gummiseil total auf Spannung zwischen uns war. Ich sehe noch sein Grinsen, bevor er das Seil losließ und es mich in der Baugegend traf. Ich habe diese schmerzhafte Erfahrung nie mehr vergessen und diesem Jungen nie mehr vertrauen können.

Diese Wahrheit müssen wir unseren Kindern beibringen! Wenn es um Menschen geht, müssen wir wissen, wen wir vertrauen können und wem wir nicht vertrauen dürfen.

3.
Leben wir so, dass uns die Menschen vertrauen können! Dass wir Vertrauen verbreiten.

Indem wir verlässlich sind. Indem wir Absprachen und Zusagen einhalten!
Indem wir um Vergebung bitten!
Indem wir andere nicht manipulieren und zwingen!
Indem wir uns die Lüge verbieten und untersagen!
Indem wir Anvertrautes nicht weitersagen!
Indem wir transparent sind, wo wir die Macht haben, Dinge zu entscheiden.

 

 

II.
Liebe

1.
Im Jahr 2024 wird die Jahreslosung sein: All eure Dinge lasst in der Liebe geschehen (1 Kor 16,14). Dazu wird es eine Predigtreihe geben. Heute nur so viel

2.
Die Bibel sagt uns: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Man kann auch übersetzen: Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie Du! Er ist wie du. Genauso bedürftig und schwach! Genauso fehlerhaft und fragwürdig! Genauso glaubwürdig oder unglaubwürdig! Genauso angewiesen auf Liebe, auf Barmherzigkeit!

3.
Dazu noch eine Anregung: In der Bibel werden uns nirgends Gefühle befohlen. Lieben heißt nicht, dass wir zu jedem Menschen tolle Gefühle haben sollen. Wir sollen ihn konkret lieben. Wir sollen ihm helfen. Wir sollen ihn geben, was er braucht.

 

III.
Hoffnung
Kern, Hoffnungsmensch, S.95f)

1.
Ich möchte mit zwei kurzen Geschichten zunächst sagen, was christliche oder biblische Hoffnung nicht ist.

(1)
Ich hielt vor einiger Zeit einen Vortrag über Corona. Ich sagte u.a., dass ich meine ganze Hoffnung auf Gott setze, dass er uns durchbringt durch diese Zeit, dass er Menschen heilt.

Eine Frau meldete sich und sagte: Damit kann ich nichts anfangen. Gott ist doch eine Chiffre für die besten und auch nötigen Kräfte von uns Menschen.

Ich antwortete dieser Frau, dass wir Menschen von Gott gute und wichtige Gaben und Fähigkeiten bekommen hätten, die wir auch benutzen sollen. Aber es gibt Situationen und Probleme, bei denen wir uns selbst nicht helfen können, wo es die Hilfe und das Vermögen Gottes braucht.

(2)
Einer Gruppe von Kindern wurden in einem Kindergottesdienst Steine ausgehändigt. Jedes Kind bekam einen Stein. Dann lautete die Botschaft für die Kinder: Wenn ihr einmal Hilfe braucht, dann haltet den Stein ganz fest in der Hand und hofft auf seine Hilfe.

2.
Was ist Hoffnung in der Bibel? Hoffen heißt, zu erwarten, dass Gott seine Versprechen erfüllt. (Steffen Kern) Dass er Wort hält.

Deshalb rufe ich uns zu: Lasst uns gottesbewusst, christusgewiss und geistesfröhlich leben! Vielleicht macht uns das manchmal auch krisengelassener!

Lasst uns immer und in allem auf Gott hoffen. Wenn wir stark sind und das Unsere tun können! Wenn wir schwach sind und nichts tun können.

Lasst uns Hoffnungsmenschen sein! Hoffen heißt, zu erwarten, dass Gott seine Versprechen erfüllt! Amen!

3.
Hoffnung ist eine Frage der Perspektive. Entscheidend ist, mit welcher Grundeinstellung wir unsere Zeit anschauen! Ich lese Euch dazu einen Text zweimal vor. (Es tut mir leid, dass ich nicht weiß, von wem der Text ist).

(1)
Erstes Lesen

Tatsache ist, dass die Kirche in der Gesellschaft nichts mehr zu sagen hat, dass unsere Gemeinden erst älter und dann wieder kleiner werden.

Ich glaube nicht, dass sich das Blatt noch wenden wird.

Die Wahrheit ist: Die Kirche in Deutschland steht kurz vor dem Aus.

Ich weigere mich zu glauben, dass ich als Mitglied meiner Kirche etwas tun kann, dass Gott seine Kirche weiter bauen will. Generationen vor uns haben das schon geglaubt.

Es steht doch klar vor Augen: Dass heute so viele ausbrennen.

Es kann unmöglich sein, dass das bei uns anders sein wird, dass Gott eingreift.

Ich bin überzeugt, man kann den Lauf der Dinge nicht aufhalten.

Es wäre eine Lüge, würde ich sagen: Gott kümmert sich um uns.

(2)
Zweites Lesen

Gott kümmert sich um uns.

Es wäre eine Lüge, würde ich sagen: Man kann den Lauf der Dinge nicht aufhalten.

Ich bin überzeugt, dass Gott eingreift, dass das bei uns anders sein wird.

Es kann unmöglich sein, dass heute so viele ausbrennen.

Es steht doch klar vor Augen: Generationen haben das schon geglaubt, dass Gott seine Kirche weiter bauen will, dass ich als Mitglied meiner Kirche etwas tun kann.

Ich weigere mich zu glauben: die Kirche in Deutschland steht kurz vor dem Aus. Die Wahrheit ist, dass sich das Blatt noch wenden wird.

Ich glaube nicht, dass unsere Gemeinden erst älter und dann immer kleiner werden, dass die Kirche in der Gesellschaft nichts mehr zu sagen hat.