Die spannungsreichen Aussagen der Bibel über (Gottes) Gerechtigkeit (Über Gott Basics VI) – Von Thomas Pichel

Teil 1: Gerechtigkeit ist das Schlüsselthema Gottes

1.
Über 2100x greift die Bibel das Thema Gerechtigkeit auf! Es ist in der Bibel das Schlüsselthema. Die Frage nach der Gerechtigkeit ist die Schlüsselfrage. Warum?

Die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens ist nicht Liebe. Die Grundlage ist Gerechtigkeit“ (Peter Wick)

Gerechtigkeit als Grundlage einer Gemeinschaft heißt: Es braucht eine Balance zwischen Geben und Nehmen. Es ist alles auf Ausgleich und Wechselseitigkeit angelegt. Wer eine Leistung erbringt, bekommt dafür eine Gegenleistung. Es braucht eine faire Lastenverteilung. Wo ein Schaden entstanden ist, braucht es eine Kompensation, eine Wiedergutmachung.

Gerechtigkeit ist das Konzept des Schöpfers für das Zusammenleben der Menschen. Menschen sollen gut und richtig, lebensfördernd und heilvoll miteinander umgehen. Gerechtigkeit ist das, was das Miteinander der Menschen erst ermöglicht, was eine Familie, eine Gruppe, eine Gesellschaft, was die Völker-Welt zusammenhält. Gott will, dass wir gerecht leben.

Gerechtigkeit ist ein Beziehungsbegriff. Gerechtigkeit beschreibt immer eine konkrete Beziehung zwischen zwei Größen. Die Frage lautet immer: Werde ich denen gerecht, mit denen ich in einer Beziehung stehe? Werde ich meinem Umfeld (Familie, Freundeskreis, Kollegen, Gruppe, Gemeinde, Stadt, Gesellschaft) gerecht? Werde ich dem Menschen gerecht, dem ich zufällig begegne und der einen Barmherzigen Samariter braucht? Werde ich Gott gerecht?

2.
Gerechtigkeit ist ein spannungsreiches Thema.

(1)
Wenn wir die Bibel aufschlagen, sehen wir: Es gibt in Gott eine Grundspannung.

Immer wieder wird Gott „gerecht“ (u.a. Ps 11,7; 25,8; 116,5; 129,4; Klg 1,18; Dan 9,14; Zef 3,5) genannt. Gerechtigkeit ist einer seiner Wesenszüge. Psalm 7,10 kann übersetzt werden mit: „Gottes Wesen ist Gerechtigkeit“. Gott selbst ist Gerechtigkeit, er steht für Gerechtigkeit und lebt Gerechtigkeit. Gott ist der gerechte Herr, der über alle Ungerechtigkeit und alles Unrecht und alles Böse richtet und richten wird.

Immer wieder wird Gott „barmherzig“ (u.a. 2 Mo 34,6; 5 Mo 4,31; 2 Chr 30,9; Neh 9,17.31; Ps 86,15; 111,4; 145,8; Luk 6,36; Hebr 2,17) genannt. Barmherzigkeit ist einer seiner Wesenszüge. Gott selbst ist Barmherzigkeit, er steht für Barmherzigkeit und lebt Barmherzigkeit. Gott ist der Vater, der hilft und rettet.

Wir stehen zusammen mit dem Judentum vor der Herausforderung, diese Spannung anzunehmen. Ich habe im Anhang einige Gedanken von Guido Baltes zusammengetragen, wie das rabbinische Judentum mit dieser Spannung umgeht. Das ist sehr hilfreich.

(2)
Wir erkennen beim Thema Gerechtigkeit eine zweite Spannung innerhalb der Bibel, wenn wir Aussagen der Bergpredigt mit den Aussagen zum Staat vergleichen.

Jesus sagt in Mt 5,38f (Basisbibel): Ihr wisst, dass gesagt worden ist: Auge um Auge und Zahn und Zahn! Ich sage euch aber: Wehrt euch nicht gegen Menschen, die euch etwas Böses antun. Sondern: Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch deine andere Backe hin!“

Es ist die Idee des Gewaltverzichts und der Gewaltlosigkeit. Jesus hat das gelebt! Er hat die andere Backe hingehalten. Er hat sich nicht verteidigt gegen das Unrecht, gegen das Böse, das ihm angetan wurde. Und Jesus fragt uns, ob wir diese Handlungsoption leben wollen, ob wir auf Verteidigung verzichten wollen, ob wir Gewaltlosigkeit leben wollen? Das ist sehr sehr herausfordernd!

Und doch hebt Jesus damit die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens, die Gerechtigkeit, nicht auf!  Es braucht den Schutz der Gerechtigkeit. Und das hat Paulus in Rö 13,1-7 im Blick. Paulus sagt in

in Rö 13,4-5: Die Staatsgewalt… steht im Dienst Gottes. Sie trägt das Schwert nicht ohne Grund. Sie vollzieht Gottes Strafgericht an dem, der Böses tut (Basis-Bibel)

Gott hat dem Staat das Schwert, also das Gewaltmonopol gegeben. Schwert meint das Recht zu bestrafen und in gewisser Weise auch das Recht zu töten. Denn es braucht Machtmittel, um Gerechtigkeit durchzusetzen und zu schützen. Deshalb gibt es die Polizei und Gerichte. Um den Ungerechten abzuschrecken. Um das Böse zu bekämpfen. Dafür zu sorgen, dass dem, der anderen auf die Backe schlägt, auch auf die Backe geschlagen wird, dass er seine gerechte Vergeltung erfährt.

Deshalb haben die Staaten Armeen. Aber Armeen sind nicht berechtigt, andere anzugreifen, sich zu nehmen, was ihnen nicht gehört, anderen Völker, die nur in Frieden und Freiheit leben wollen, zu überfallen…

(3)
Dazu kommt ein Drittes: Das biblische Verständnis von Gerechtigkeit steht zum Teil in Spannung zu dem, wie wir normalerweise Gerechtigkeit verstehen.

Das hebräische Hauptwort für „Gerechtigkeit“ (sadaq) meint ein soziales Verhalten, das gemeinschaftstreu und gemeinschaftsloyal ist. Es meint ein helfendes Verhalten, das Menschen vor Unrecht schützt, das Menschen das Überleben sichert, das Menschen in das Leben zurückholt und wieder in die Gemeinschaft integriert. Diese Gerechtigkeit steht in Verbindung mit Barmherzigkeit, Güte und Gnade. Wir kommen am Ende der Predigt darauf zurück.

 

Teil 2: Die Gerechtigkeit Gottes in der Bibel

I.
Die fordernde Gerechtigkeit Gottes.

Gott fordert Gerechtigkeit. Gottes Konzept für unser Leben lautet eindeutig: Tut das Richtige! Tut Gutes! Lebt für das Recht und die Gerechtigkeit!

„Und das wird unsere Gerechtigkeit sein, dass wir alle diese Gebote tun und halten vor dem Herrn, unserm Gott, wie er uns geboten hat“ (5 Mo 6,25)

Sie suchen mich täglich und begehren, meine Wege zu wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte“ (Jes 58,2)

Denn der Herr ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb“ (Ps 11,7)

Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt 5,20)

Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ (Mt 6,33)

II.
Die richtende Gerechtigkeit Gottes.

Ich möchte uns die richtende Gerechtigkeit Gottes anhand von Psalm 82 vorstellen.

1.
Vers 1: Gott steht da in der Vollversammlung der Götter. Inmitten der Götter will er Recht sprechen (auch möglich ist: … will er die Götter richten)

Eine Anmerkung: Die Übersetzungen sind sich uneins. Ist das eine Versammlung der Götter oder eine Versammlung der himmlischen Gottesgemeinde. Ich entscheide mich gegen die Zürcher- und gegen die Elberfelder Bibel, die „Gottesversammlung“ übersetzen. Ich entscheide mich für die griechische Septuaginta (älteste Übersetzung der hebräischen Bibel) und für eine englische Standardübersetzung, die „Synagoge der Götter“ bzw. „Gerichtshof des Himmels, um die Götter selbst zu richten“ übersetzen. Ich tue das, weil es a) sprachlich möglich ist und b) inhaltlich viel mehr Sinn ergibt.

Es handelt sich um prophetische Vision. Es ist für uns auf dem ersten Blick ein seltsames Geschehen. Es handelt sich um eine prophetische Vision. Das ist nicht tatsächlich passiert. Das informiert uns, wie Gott gegen alle Götter eingestellt ist.  Wer sitzt in dieser Vollversammlung und muss Gottes Gerichtsrede anhören? Alles, was Macht hat, auf Erden! Alles, worauf die Menschen vertrauen, worauf sie hoffen, was sie lieben, wovor sie Angst haben! Alles, was die Gewissen der Menschen zu befreien verspricht! Der Gott des Profits. Das Geld als Götze. Der Götze Erfolg. Jede Ideologie (Rassismus, Nationalismus…) Jede Philosophie! Jede Religion! Jede Partei! Jedes Regime! Jeder Konzern! Jede Justiz! Jede Tradition! Jeder Zeitgeist! Die Götzen unserer Tage: Perfektionismus.  Ehre. Erfolg…

Gott betritt die Szene! Gott macht allen Pseudogöttern regelrecht eine Szene. Er sagt ihnen, was ihm am wichtigsten ist, was für ihn die oberste Priorität hat.

2.
Vers 2: Wie lange noch wollt ihr ungerechte Urteile fällen und die Frevler begünstigen?

Gott stellt zwei Fragen! Frage 1: Wie lange noch soll das auf Erden so weitergehen, dass ihr ungerechte Urteile fällt? Es gibt viel zu viel Unrecht. Gemeint sind Urteile vor Gericht und Urteile, spricht Wertungen und Kommentare im Gespräch, in den sozialen Medien, in Büchern, Zeitschriften und Predigten. Frage 2: Wie lange noch soll das auf Erden so weitergehen, dass ihr die Frevler begünstigt? Es gibt viel zu viele Frevler!

Wer sind die Frevler? Die Luther-Übersetzung 2017 ist an diesem Punkt genauer als die von 1984 (Da heißt es „Gottlose“).

Das sind Menschen, die eine göttliche Ordnung verletzen (“Wer sagt denn, dass das Gute immer gewaltfrei sein sollte?” Wladimir Putin, am 22. 2. 2022), die Verbrechen gegenüber Gott und den Menschen begehen, die Gewalttaten gegen Schwache und Armen verüben. Frevler sind Menschen mit Macht (Machthaber, Machteliten, Führer, Führungskräfte, Bosse, Chefs, Menschen mit Geld und Einfluss, Menschen, die über andere bestimmen und entscheiden können), denen Recht und Gerechtigkeit und andere Menschen egal sind; die mit Lügen arbeiten; die mit Druck, Zwang und Gewalt agieren; die für ihre Interessen und Ziele rücksichtslos und brutal vorgehen; die, wenn es sein muss, über Leichen gehen. Sie tun das, weil sie wahnhaft stolz und gleichzeitig extrem ängstlich und misstrauisch sind. Sie tun das, weil sie immer mehr wollen: immer mehr Macht und Einfluss; immer mehr Geld und Besitz, immer mehr Größe und Ruhm.

Wie steht Gott zu Frevlern? Wir lesen in Ps 11,5 über den Gott, dessen Wesen Liebe ist, der alle Menschen liebt, sogar seine Feinde, dass er auf Distanz zu den Frevlern geht und sie ablehnt und ihnen vergelten wird, was sie verdienen: Der HERR prüft den Gerechten, aber den Frevler hasst er und den, der Gewalttat liebt. Er wird regnen lassen über die Frevler Feuer und Schwefel und Glutwind ihnen zum Lohne geben.

Gott hat also bei seiner Rede in dieser Vollversammlung der Götter einen einzigen Anklagepunkt: Ihr richtet nicht recht! Ihr handelt nicht recht! Ihr tut nichts gegen die Frevler! Im Gegenteil: Ihr unterstützt sie! Ihr fördert sie! Ihr verschafft ihnen ein reines Gewissen! Ihr seid auf der Seite der Stärkeren. Aber ihre Opfer kümmern euch nicht! Um ihre Opfer kümmert ihr euch nicht!

3.
Gott bringt dann bei seiner Rede in dieser Vollversammlung eine klare Forderung 4x vor. Diese Forderung ist erneut nichts als eine Anklage. Er fordert etwas ein, weil es nicht getan wird!

Verse 3+4: Verhelft den Schutzlosen und den Waisen zu ihrem Recht. Sorgt dafür, dass den Unterdrückten und Armen Gerechtigkeit zuteilwird. Befreit die Elenden und Bedürftigen. Entreißt sie der Gewalt der Frevler.

Kümmert euch um die, die unten sind! Kümmert euch um die, die im Schatten sind, die man laut Berthold Brecht nicht sieht. Es sind drei Begriffspaare, sechs Begriffe von Menschen, schutzlos, rechtlos und machtlos sind, die bedrängt und unterdrückt werden, denen Gewalt angetan wird, die ausgenutzt und ausgebeutet werden, deren Leben nichts zählt bei den Frevlern, die oben sind und immer nur oben sein wollen.

Befreit diese Menschen aus den Klauen und Netzen der Frevler. Frevler halten immer Menschen gefangen. Sie leben von anderen Menschen. Sie leben auf Kosten von anderen Menschen. Deshalb geben sie sie nicht gerne und freiwillig her.

Holt sie heraus aus ihrem Unterdrücktsein! Holt sie heraus aus ihrem Missbrauchtwerden! Holt sie zurück ins Leben! Helft ihnen z.B. zu fairen Löhnen!

Verhelft diesen Menschen zu ihrem Recht. Hanna Arendt sagt einmal: Es geht um das Recht, Rechte zu haben. Es geht nicht um Spenden oder Almosen. Es geht um die Abschaffung von Strukturen des Unrechts, um die Abschaffung der Systeme des Bösen. Es geht um die Herstellung von guten Systemen, von gerechten Strukturen!

4.
Bevor Gott sein Urteil verkündet, gibt Gott die Begründung seines Urteils!

Ich lese Vers 5: Es fehlt ihnen an Einsicht und Verständnis. Sie tappen in der Finsternis. Deshalb geraten die Fundamente der Erde ins Wanken.

Gott ist sehr realistisch. Die Begründung lautet: Sie verstehen gar nicht, wovon ich rede, was ich möchte… Heißt das, dass man gar nicht auf Besserung und Einsicht hoffen braucht? Heißt das, dass man gar nicht beten braucht?

Weil ihnen aber jegliche Einsicht und jegliches Verständnis fehlt, kommen die Grundlagen der Erde ins Wanken. Es kommt alles ins Wanken: die Grundlage einer Gesellschaft, eines Landes, der Ordnung dieser Welt, der ganzen Erde! Wir erleben und erleiden das gerade wieder einmal!

5.
Schließlich verkündet Gott sein Urteil. Ich lese die Verse 6 und 7: Ich dachte: Götter seid ihr! Und Söhne des Höchsten! Ihr alle. Jedoch: Ihr werdet sterben wie ganz gewöhnliche Menschen. Ihr werdet stürzen wie irgendein Machthaber.

Gott fällt das denkbar härteste Urteil. Die Götterdämmerung. Die absolute Götterdämmerung. Ihr werdet sterben. Ihr werdet stürzen.

6.
Bis jetzt war der Psalm 82 kein Gebet. Gott wurde nicht angesprochen. Die versammelte Gemeinde wurde zum Augenzeugen gemacht. Jetzt beten alle! Jetzt rufen alle zu Gott! Steh auf, Gott, richte die Erde. Denn alle Völker sind dein Eigentum. Steh auf! Richte die Welt! Denn sie gehört dir. Lass das angesagte Gericht Wirklichkeit werden! Richte die Frevler! Richte die Machthaber! Richte die, die wie Wölfe sind und Schafe reißen!  

Verstehen wir, was hier gesagt wird? Das Jüngste Gericht ist unsere Hoffnung! Gott, der Richter, ist unsere Hoffnung! Gott, in seiner richtenden Gerechtigkeit, ist unsere Hoffnung!

Das Gericht ist hier Evangelium! Das Weltgericht hat auch den Sinn, denen zum Recht zu verhelfen, denen in diesem Leben das Recht vorenthalten wurde: den Ausgenutzten, den Missbrauchten, den Gedemütigten, den Gefolterten, den Vergewaltigten, den Opfern von Lüge, Gewalt, Hass und Krieg. Diese Menschen haben nur eine Hoffnung: Gott der Richter wird einmal ein gerechtes Gericht halten!

7.
Und die Moral dieses seltsamen Psalms?

Die Bibel verrät uns das Kriterium, nach dem Gott alles und jeden im Gericht richten wird. Es ist das Kriterium der Gerechtigkeit.

Die Bibel verrät uns den Maßstab, nachdem wir alles beurteilen können: jede Religion, jede Philosophie, den Atheismus, jede Partei, alle Machthaber, aber auch unsere eigene Tradition, unsere Gemeinde, unser eigenes Christsein, unser Leben! Es ist der Maßstab der Gerechtigkeit.

 

III.
Die rettende Gerechtigkeit Gottes

1.
Wie werden wir, die wir mit unserem gelebten Leben Gott nie gerecht werden (können), wie werden wie Gott gerecht, wie werden wir ihm recht?

Es heißt von Abraham: Er „glaubte dem Herrn, und das rechnete Gott ihm zur Gerechtigkeit“ (1 Mo 15,6).

2.
Was dürfen und sollen wir glauben? Dass Gottes Gerechtigkeit eine ganz besondere, einmalige und einzigartige ist!

Ich wiederhole das, was ich am Anfang der Predigt gesagt habe: Das hebräische Hauptwort für „Gerechtigkeit“ (sadaq) meint ein soziales Verhalten, das gemeinschaftstreu und gemeinschaftsloyal ist. Es meint ein helfendes Verhalten, das Menschen vor Unrecht schützt, das Menschen das Überleben sichert, das Menschen in das Leben zurückholt und wieder in die Gemeinschaft integriert. Diese Gerechtigkeit steht in Verbindung mit Barmherzigkeit, Güte und Gnade.

Ich lese uns jetzt einige Psalmverse vor. Die hebräische Art zu denken hat eine Besonderheit: Der zweite Teil eines Verses sagt dasselbe, was der erste Teil ausdrückt, nur mit anderen Worten. Der Befund ist auffällig, erstaunlich, wunderbar. Gerechtigkeit ist hier keine strafende! Auch keine fordernde! Sondern eine helfende und rettende! Sie ist im Kern Barmherzigkeit, ein Denken Gottes an uns, eine Fürsorge Gottes an uns. Sie ist löst Erstaunen, Dankbarkeit, Zuversicht und Freude aus.

„Bei dir Gott suche ich Zuflucht. Ich will nicht zuschanden werden. In deiner Gerechtigkeit rette mich“ (Ps 31,2)

„Er liebt Gerechtigkeit und Recht. Die Erde ist erfüllt von der Gnade des Herrn“ (Ps 33,5)

„Deine rechte Hand, deine starke Hand schafft Gerechtigkeit. Dann soll Freude herrschen auf dem Berg Zion“ (Ps 48,11b.12a)

„Erhöre uns nach der wunderbaren Gerechtigkeit, Gott unser Heil, der du bist die Zuversicht aller auf Erden“ (Ps 65,6)

„Da Gott aufstand zum Gericht, um allen Gebeugten der Erde zu helfen“ (Ps 76,10)

„Dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ (Ps 85,11f)

„Gerechtigkeit und Recht, darauf gründet sich dein Thron, Gnade und Treue stehen vor deinem Angesicht“ (Ps 89,15)

„Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden… Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte“ (Ps 103,6-8)

„Den Frommen geht das Licht auf in der Finsternis von dem Gnädigen, Barmherzigen und Gerechten“ (Ps 112,4)

„Denn der Herr schafft Recht seinem Volk und erbarmt sich seiner Diener“ (Ps 135,14)

„Sie sollen preisen deine große Güte und deine Gerechtigkeit rühmen“ (Ps 145,7)

Deshalb steht Gerechtigkeit in der Bibel immer in Verbindung mit Veränderung zum Positiven und mit Wiederherstellung von Lebensmöglichkeiten und Lebensperspektiven. Diese Gerechtigkeit zielt auf gute Lösungen, auf Freiheit und Frieden. Das dürfen wir glauben!

Ich schließe mit dem Ausblick auf Karfreitag. Paulus sagt in Rö 3,25: „Gott hat Jesus öffentlich hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus?“

Das dürfen wir glauben! Gottseidank! Amen!