Joh 1,29-34 – Jesus – das Lamm Gottes! – Von Martin Brendel

29 Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! 30 Dieser ist’s, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich. 31 Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er offenbar werde für Israel, darum bin ich gekommen zu taufen mit Wasser. 32 Und Johannes bezeugte es und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. 33 Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich gesandt hat zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf welchen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist’s, der mit dem Heiligen Geist tauft. 34 Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.

 

I.
Der Vater offenbart uns, wer Jesus ist

1.
Wir befinden uns in folgender Situation: Johannes ist am Jordan und tauft Menschen. Er wird von Priestern und Leviten gefragt, wer er ist. Sie wollten wissen, ob er der Christus ist. Er antwortete: „Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!«, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.“ Er erklärt ihnen, dass er mit Wasser taufe und dass einer komme, den sie nicht kennen würden; einer, der mehr sei als er selbst.

Dann spricht Johannes von Jesus und von der Taube. Wir lesen in Matthäus 3, 16,17: Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Gott sprach eindeutig zu Johannes. Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Johannes erklärt, was er tut. Er ruft zur Buße auf, er tauft die Menschen mit Wasser. Er tut dies als Vorbereitung auf Jesus. „Aber damit er offenbar werde für Israel, darum bin ich gekommen zu taufen mit Wasser.“ Also damit das Volk Israel Jesus erkennen kann.

Johannes ist es wichtig, dass er nur den Weg für den bereite, der größer ist als er selbst. Die Verse 30 und 31 in Joh 1 sind etwas schwer zu verstehen. Johannes wurde ein paar Monate vor Jesus geboren. Jesus und er waren ja Verwandte. Sie werden sich gekannt haben. Wenn Johannes sagt: Jesus war eher als ich, meint er aber, dass Jesus schon von Ewigkeit her gewesen ist. Das Entscheidende dabei ist: Johannes hat Jesus vor der Taufe nicht als den Messias erkannt. Johannes brauchte dazu eine besondere Gottesbegegnung, eine Offenbarung durch Gott. Er hörte Gott sprechen und er sah und erkannte Gottes Sohn!

2.
Was ist die Bedeutung dieser Sätze für uns heute?

Gott begegnet uns auch heute! Weihnachten ist noch nicht lange vorbei. Jesus wurde geboren, kam zu uns auf die Welt. Hoffentlich ist er vielen wirklich begegnet. Denen, die vielleicht nur an Weihnachten in einen Gottesdienst gehen. Denen, die hoffnungslos sind. Gott begegnet in unserer Zeit vielen Muslimen im Traum. Er hat unbegrenzte Möglichkeiten.

Wie ist dir Gott begegnet? Bei uns ist es ja oft so, dass man einen oder mehrere Menschen kennenlernt, die uns auf Jesus aufmerksam machen. Menschen, die uns zu einer Veranstaltung einer Gemeinde einladen. Als Kind oder Jugendlicher geht der Freund, die Freundin in eine Gruppe der Kirche und man geht einfach mal mit. So war es bei mir. Ein Schulfreund lud mich in die Jungschar ins CVJM ein. Er erzählte, was dort Tolles gemacht werde. Es gefiel mir sehr gut und ich verbrachte in den folgenden Jahren gefühlt mehr Zeit im CVJM als zu Hause.

Es ist schon erstaunlich. Ein Mensch begegnet dir und lädt dich ein. Natürlich begleiteten mich dann noch mehr Menschen. Im Rückblick ist es doch so, dass jeder seinen eigenen Weg erzählen kann, wie er Gott begegnet ist. Wie sein Weg war, wie er zu einer Entscheidung gekommen ist, nun mit Jesus zu leben, auf ihn zu schauen.

Gott setzt Menschen ein, die auf ihn hinweisen. Das können wir auch sein.

Bei einer CVJM-Freizeit sagte der damalige Leiter Karl Heinz Eber zu uns: „Stell dir vor, du lädst jemanden zur Gruppenstunde ein, er kommt mit und findet dann irgendwann zu Jesus. Dann hast du mit dazu beigetragen, dass jemand zum Glauben findet!“

Wir können einladen, erzählen, predigen. Was dann letztendlich daraus wird, das liegt in Gottes Hand. Da müssen wir uns keinen Druck machen. Gott öffnet die Herzen der Menschen. Wir können wie Johannes Rufer in der Wüste sein. Jeder hat ganz individuell Möglichkeiten zu handeln, so wie es zu ihm passt. Gott ist kreativ. Sind wir offen und hören, was wir tun können. Lassen wir uns nicht entmutigen, wenn kein schneller Erfolg sichtbar ist. Gott ist am Werk!

 

II.
Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt

Gehen wir zurück zur Situation des Predigttextes. Johannes ist am Jordan. Er sieht Jesus auf sich zukommen und sagt: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!

Ich habe mir gedacht, wenn das jemand zum ersten Mal hört, der versteht doch gar nicht, um was es geht. Gottes Lamm? Jesus tritt doch als Mensch auf. Er ist Gottes Sohn und kein Lamm. Und was macht dieses Lamm? Es soll die Sünden der ganzen Welt tragen? Was kann denn ein Lamm tragen? Ein Lamm ist schwach. Da können andere Tiere mehr tragen. Da müssen wir genauer schauen, was es mit dem Lamm auf sich hat.

1.
Das Lamm Gottes-Denken kommt aus der Passah-Tradition

Dazu müssen wir einen Blick in die hebräische Bibel, unser Altes Testament, werfen. Das Volk Israel befand sich in Ägypten. Von den Ägyptern wurden sie zu harter Arbeit verpflichtet. Mose bat den Pharao, dass er das Volk aus Ägypten gehen lassen soll. Der weigerte sich. Gott handelte und schickte zehn Plagen. Der Pharao ließ die Israeliten aber nicht ziehen. Dann kam die zehnte Plage: Die Tötung der Erstgeburt.

Es heißt in 2. Mose 11,5: Und Mose sprach: So spricht der HERR: Um Mitternacht will ich durch Ägypten gehen, und alle Erstgeburt in Ägyptenland soll sterben, vom ersten Sohn des Pharao an, der auf seinem Thron sitzt, bis zum ersten Sohn der Magd, die hinter ihrer Mühle hockt, und alle Erstgeburt unter dem Vieh.

Bevor das geschieht, gab Gott dem Mose folgende Anweisungen für die Israeliten: Jeder Hausvater soll ein Lamm nehmen, an dem kein Fehler ist. Es soll männlich und ein Jahr alt sein. Am Abend soll es geschlachtet werden und das Blut soll an den Türpfosten und an die obere Türschwelle gestrichen werden. Das Lamm soll gebraten und gegessen werden. Es darf nichts übrigbleiben. Wenn etwas nicht aufgegessen wurde, soll es verbrannt werden.

Wir lesen weiter 2. Mose 12,12-13: Denn ich will in derselben Nacht durch Ägyptenland gehen und alle Erstgeburt schlagen in Ägyptenland unter Mensch und Vieh und will Strafgericht halten über alle Götter der Ägypter. Ich bin der HERR. Dann aber soll das Blut euer Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid: Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen, und die Plage soll euch nicht widerfahren, die das Verderben bringt, wenn ich Ägyptenland schlage.

In dieser Nacht ließ der Pharao die Israeliten ziehen. Das Volk war befreit.

Als Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten wird das Passahfest noch heute gefeiert. Am ersten Vollmond im Frühling.

Passah kommt vom hebräischen Pesach und bedeutet: „schonendes Vorübergehen“. Die Israeliten wurden durch das Zeichen des Blutes an ihren Türen von Gottes Gericht verschont. Danach kommt dann das Fest der ungesäuerten Brote, das an die Hast des Auszugs erinnern soll.

Das ist ein ganz wichtiges Fest, daran sollten sich die Israeliten immer wieder erinnern. Wir lesen das oft im AT. Erinnert euch daran, wie Gott euch aus Ägypten befreit hat. Da komme ich später nochmal darauf zurück.

2.
Das Lamm Gottes-Denken kommt aus der Opfer-Tradition Israels, genauer aus der Opfer-Handlung von Yom Kippur, dem Großen Versöhnungstag

Das Lamm war also ein Opfertier. Die Bedeutung der Opfer wurde für Israel nach der Befreiung aus Ägypten genau bestimmt. Am Sinai bekam das Volk das Gesetz. Das Gesetz legte die Art, die Anzahl und den Vollzug der Opfer fest. Alles war bis ins kleinste Detail vorgeschrieben. Es gab Brandopfer, Speiseopfer, Dankopfer, Sündopfer und Schuldopfer.

Warum brauchte es diese ganzen Tieropfer?

Opfer haben schon immer bei vielen Völkern in den Gottesdiensten eine Rolle gespielt. Es steckt der Wunsch dahinter, durch das Darbringen von Tieren Gott gefällig zu sein; aber es steckt auch der Gedanke dahinter, ein Zeichen der Hingabe zu geben. Das Tier wurde stellvertretend für den Menschen getötet. Der Mensch sucht die Versöhnung mit Gott.

Ich möchte den Ablauf des Sündopfers in einem Gottesdienst schildern:

Der Hohepriester brachte einen Stier, das wertvollste Opfer dar, ebenso die Gemeinde. Ein Fürst opferte einen Bock und ein einfacher Israelit eine Ziege oder ein Schaf. Wenn er arm war, taten es auch zwei Tauben.

Die Opferhandlung bestand aus vier Teilen:
a) Darstellung: Der Hohepriester führte das Opfertier, stellvertretend für den sündigen Menschen, an den Eingang der Stiftshütte. Damit brachte er seinen Glauben und sein Verlangen Vergebung zu empfangen, zum Ausdruck.
b) Handauflegung: Durch die Handauflegung identifizierte sich der Mensch mit dem Tier. Das Tier erleidet mein Schicksal.
c) Schlachtung: Das Tier wurde geschlachtet, das Blut floss aus. Auf Sünde folgt der Tod. Darum musste nach Gottes gnädiger Bestimmung das Opfer anstelle des Sünders sterben. Das Tier bezahlt mit seinem Leben die Strafe.
d) Blutsprengung: Der Priester nahm von dem Opferblut und strich es auf die Hörner des Brandopferaltars. Das war der Beweis vor Gott, dass ein Leben geopfert und die Schuld bezahlt war.

Jetzt machen wir einen Sprung ins NT, in den Hebräerbrief. Dort lesen wir im V.4 des 10. Kapitels folgenden Satz: „Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen.“

Was bedeutet das jetzt? Widerspricht sich die Bibel hier? Waren die Sünden gar nicht vergeben?

Die Bedeutung der Opfer im AT drücken im großen Zusammenhang der Heilsgeschichte Gottes den ganzen Erlösungsplan aus. Die Opfer waren das Vorbild des Werkes Jesu. (Bibellexikon)

Man kann also die Tieropfer nur verstehen, wenn wir den Erlösungsplan Gottes im Blick haben. So passt auch der Satz aus dem Hebräerbrief. Wir können nicht behaupten, dass Gott im AT die Sünde mit Rücksicht auf ein geopfertes Tier tilgte.

Wenn Gott den Altar ansah, sah er nicht den Tod eines Schafes, einer Ziege oder eines Stieres. Er schaute das „Lamm Gottes“ am Kreuz von Golgatha. Er erblickte im Voraus das blutige Opfer seines Sohnes. Nur aufgrund dieses Sühnetodes vergab er dem Sünder seine Schuld. Das Opfer im AT hatte in sich keine Kraft, seine Wirkung beruhte allein auf der Kraft des Opfers Jesu, auf das es hinwies. (Bibellexikon)

Jetzt können wir den Ausspruch von Johannes besser verstehen: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! Jesus ist von Gott als Lamm ausgewählt. Er trägt die Sünde der Welt, die Sünde aller Menschen.

Wir merken, dass in Jesus das Passah-Lamm und das Lamm des Großen Versöhnungstages zusammenkommen. Es heißt in 1. Korinther 5,7: „Denn auch unser Passalamm ist geopfert, das ist Christus.“

Gehen wir nochmal die vier Schritte der Opferhandlung. Nun im Blick auf Jesus.

a) Darstellung: Ich mache Jesus als meinen Stellvertreter vor Gott geltend und nehme ihn im Glauben als meinen Erlöser an.
b) Handauflegung: Im Glauben lege ich die Last meiner Sünde auf die Person meines schuldlosen Stellvertreters. Jesus trägt meine Sünden.
c) Schlachtung: Beladen mit meinen, mit unseren Sünden ist Jesus ans Kreuz gegangen. Er hat dort sein Leben hingegeben. Er hat die Schuld bezahlt. Ich darf leben.
d) Blutsprengung: Wie der Priester mit dem Blut vor Gott den Beweis erbringt, dass das Opfer gestorben ist, so bezeugt Jesus, unser Hohepriester, vor dem Angesicht seines Vaters seinen eigenen Sühnetod.

Das, was Jesus getan hat, kann man nur dankbar annehmen. Ich muss es glauben, dass das auch für mich gilt. Ich muss mich immer wieder daran erinnern. Es darf nicht zur Routine werden. Wie auch früher die Opfer zur Routine werden konnten, nur als Pflichterfüllung durchgeführt wurden. Opfer ohne wirkliche Reue bringen nichts. Das hat Gott auch gemerkt und wurde richtig wütend.

Wir müssen uns bewusst machen, was Jesus da für uns getan hat. Und wir können nichts dazu tun. Das schleicht sich vielleicht in unser Glaubensleben ein. Ich werde immer besser, mein Einsatz in der Gemeinde, mein Bibelwissen wird immer größer, usw. All das trägt nichts zu unserer Erlösung, unserer Rettung bei. Nur das Opfer von Jesus für uns.

Dieses Opfer gilt ein für allemal. „Wenn dir der Herr deine Sünden abnimmt, siehst du sie niemals wieder. Er wirft sie ins tiefste Meer, vergeben und vergessen. Ich glaube sogar, daß er ein Schild darüber anbringt: Fischen verboten!“ (Corrie ten Boom)

Wir sollen uns daran erinnern, wie das Volk Israel sich immer wieder an den Auszug aus Ägypten erinnern soll. Mit welcher Handlung erinnern wir uns an das, was Jesus getan hat?

Im Abendmahl. In 1. Korinther 11,23-26 schreibt Paulus: 23 Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, 24 dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib für euch; das tut zu meinem Gedächtnis. 25 Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. 26 Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Beim Lesen ist mir noch eine Frage aufgetaucht. Hat Jesus mit dem Heiligen Geist getauft? Die Frage, ob Jesus getauft hat, ist nicht so einfach zu beantworten. Da gibt es eine Spannung zwischen Joh 3,22: Danach kam Jesus mit seinen Jüngern in das Land Judäa und blieb dort eine Weile mit ihnen und taufte und Joh 4,2: Obwohl Jesus nicht selber taufte, sondern seine Jünger.

Der Heilige Geist kam an Pfingsten. Jesus hat ihn seinen Jüngern versprochen. Da erst wurde dieses Wort erfüllt.

 

III.
Die Infragestellung der Kreuzesbotschaft

Wir müssen uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, welche Tat Jesus vollbracht hat. Er hat den Weg zu Gott frei gemacht. Er hat uns versöhnt.

In Hebräerbrief 10, 5-7 lesen wir: 5 Darum spricht er (Christus), wenn er in die Welt kommt: »Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib aber hast du mir bereitet. 6 Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht. 7 Da sprach ich: Siehe, ich komme – im Buch steht von mir geschrieben –, dass ich tue, Gott, deinen Willen.«

Jesus ist freiwillig gekommen. Er nahm die Last auf sich. Das ist für unseren Glauben ganz wichtig.

Als ich über das alles nachdachte, erinnerte ich mich an eine komische Situation. Während meiner Ausbildung zum Diakon war ich in einer Gesprächsrunde dabei. Da sagte doch eine Teilnehmerin: „Wegen mir hätte Jesus nicht am Kreuz sterben müssen, so einen schlimmen Tod hätte es nicht gebraucht.“

Dann las ich folgendes von Landesbischof Bedford Strohm:

Im Jahr 2017 feierte der Protestantismus das 500. Jubiläum der Reformation Martin Luthers. Damit die europäische, lutherische Christenheit versteht, was Martin Luthers Reformation für uns heute bedeutet, hat die EKD das Büchlein „Rechtfertigung u. Freiheit“ herausgebracht (http://www.ekd.de/EKD-Texte/2014_rechtfertigung_und_freiheit.html).

Auf Seite 62 dieses Büchleins heißt es: „Gott hält aus Liebe am Menschen fest. Deshalb schenkt Er ihm neues, ewiges Leben. Gott musste nicht durch das Leiden u. Sterben Christi erst gnädig gestimmt werden.“

Zu dieser Aussage wurde der damalige Ratsvorsitzende der EKD, Bedford-Strohm, in einem Interview gefragt, ob Gott ein Sühneopfer brauche. Seine Antwort auf diese Frage: „Gott braucht es tatsächlich nicht.“ Jesus sei „nicht im Sinne einer stellvertretenden Übernahme von Strafe“ für uns Menschen gestorben. Er sei stattdessen der Ansicht, Jesus „teile mit seinem Leiden u. Sterben menschliche Leidens- u. Todeserfahrungen.“ (aus „Kirche und Gesellschaft“; Zeitschrift Zukunft Nr. 12 2014; S.15)

Als ich das las, war ich sehr durcheinander. Wie kann er so etwas behaupten? Er stellt ja den Kreuzestod in Frage! Ich schrieb das so auf. Dann bekam ich Rückmeldung zu meinen Gedanken. Und ich merkte, dass ich mich da etwas „verrannt“ habe.

Tatsächlich braucht Gott das Kreuz nicht, um zu vergeben. Wir haben das Kreuz gebraucht! Unsere Erlösung hat das Kreuz gebraucht. Jesus hat uns von der Sünde weggebracht. Er stellt die Beziehung zu Gott wieder her.

Der Landesbischof greift zu kurz, wenn er Jesu Tod als Teilen von Leid und Tod sieht. Und er drückt sich leider etwas missverständlich aus. Es ist interessant, was aus solchen Aussagen gemacht werden kann, oder wie dann jeder darüber denken kann.

Also ein sehr komplexes Thema mit den Opfern. Es ging Gott nicht um die Opfer. Es ging ihm nur um uns. Er möchte die Beziehung zu uns. Die hat Jesus wiederhergestellt. Durch das Kreuz.
Das alles aus Liebe zu uns.

 

IV.
Das Kreuz Jesu macht uns gewiss: Gott sieht uns. Gott liebt uns.

Ja, Gott liebt uns und er sieht uns. Die Jahreslosung für dieses Jahr lautet: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Ein Ausspruch von Hagar. Einer Sklavin. Sie brachte Ismael zur Welt. Sie hatte es nicht leicht in ihrem Leben. Sie wird von Gott gesehen.

Auch du wirst von Gott gesehen. Und er wünscht sich so sehr, dass du das, was Jesus für dich getan hat, glaubst. Dass du es für dich in Anspruch nimmst.

Er sieht dich in deiner Situation, ob es dir gerade gut oder schlecht geht. Er ist dabei.

Vertrau ihm dein Leben an. Bei ihm ist es in besten Händen. Er hat alles für dich getan.