Unser Sorgen-Management – Von Thomas Pichel

I.
Der Chor der verschiedenen Bibelstellen

Es ist immer gut, die unterschiedlichen Stimmen der Bibel zu einem Thema zu hören, gleichsam einzeln und dann zusammen zu hören.

Ich will uns verschiedene Bibelstellen zum Thema Sorge(n)  kurz vorstellen.

1.
Die Warnung vor einer falschen und törichten Sorglosigkeit.

Spr 1,32 spricht z.B. davon, dass der Tor von seiner Sorglosigkeit umgebracht wird, dass er sich durch eine fehlende Vorsorge, durch ein ausbleibendes Kümmern selbst sehr schadet.

Der Tor ist jemand, der das Notwendige missachtet und nicht tut, der z.B. auf eine Prüfung sich nicht vorbereitet, der z.B. vor dem Winter kein Heizöl bestellt usw. usw.

Sich Kümmern ist positiv. Es gibt eine verantwortliche Sorge. Ich sorge vor. Ich sorge dafür, dass ich meiner Verantwortung für mich und andere gerecht werde. Ich sorge gut für mich, für andere.

In der Weisheit Israels ist die positive Sorge ein großes Dauer-Thema.

Ich kümmere mich. Denn Gott sagt zu uns: Tue alles, was in deiner Macht steht, worauf du Einfluss hast, was in deiner Verfügung steht. Tue alles, was hilfreich ist in deiner Situation, was klug, verantwortlich und möglich ist, – auf diese Art und Weise wird Gott dir helfen.

Themenanzeige: Die Sorge um das eigene Heil. Paulus ruft dazu auf, für sein Heil zu sorgen, und um das rechte Leben als Christen (Phi 2,12ff)

2.
Die Ermutigung zur gelassenen Sorglosigkeit

Jesus sagt in Mt 6,25: Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben – was ihr essen oder trinken sollt. Oder um euren Körper – was ihr anziehen sollt. Ist das Leben nicht mehr als Essen und Trinken? Und ist der Körper nicht mehr als Kleidung?

Und in Mt 6,31: Macht euch also keine Sorgen! Fragt euch nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? 32 Um all diese Dinge dreht sich das Leben der Heiden. Euer himmlischer Vater weiß doch, dass ihr das alles braucht.

3.
Die Warnung vor der Sorge um Geld und Reichtum

Z.B. in Luk 6,24 oder Luk 12,15.

Wir werden hier gewarnt, weil Sorgen eine unterdrückende und zerstörerische Macht entfalten können. Sie können wie ein Gefängnis sein.

C.S. Lewis sagt einmal, dass mehr Menschen vom Glauben wegkommen durch Sorgen, als durch Sünden.

4.
Der Auftrag zum Sorgen, zum Mitmachen beim Sorgen Gottes

z.B. sagt Jesus in Mt 6,33: Sorgt euch um das Reich Gottes und um seine Gerechtigkeit!

Oder in Luk 10,25-37 oder in Mt 25,40: Sorgt euch um eure Nächsten! Sorgt euch um die, die eure Sorge brauchen!

5.
Die Ermutigung, der Aufruf zum Sorgen-Abgeben, zum Sorgen-Wegwerfen, verbunden mit dem Aufruf zur Demut

Petrus ruft uns in 1 Ptr 5 auf: All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. – Demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes.

Ich komme gleich auf diese Stelle zurück. Hier nur so viel: Diese Stelle sagt uns: Sorgen gehören zum Menschsein dazu. Der Mensch ist Mensch und das heißt, er macht sich Sorgen.

II.
Was will dieser Chor bei uns erreichen?

Bibeltexte (wie 1 Ptr 5 oder Mt 6) sind keine Gesetzestexte, sondern ein Reden Gottes mit uns, sind die Eröffnung eines Gespräches. Sie wollen uns in die Begegnung mit Gott führen. Sie wollen uns ins Gebet führen.

Es geht diesem Chor darum, dass wir mit Gott ins Gespräch kommen. Dass wir auch mit anderen Menschen, dass wir hier als Gemeindeglieder miteinander ins Gespräch kommen.

 

III.
Wie wenden uns nun besonders 1 Ptr 5,7 zu

1.
Alle Sorgen, die ich habe, darf und soll ich abgeben, Gott übergeben, ihn sozusagen beauftragen, ihn damit belasten.

Z.B. die Sorge um geliebte Menschen, um meine Gesundheit, um die Entwicklung unserer Gemeinde… Denn Gott ist der Kümmerer, der Versorger, der große Sorgende.

2.
Dazu braucht es Demut. Demut ist keine Tugend, auf die man sich dann etwas zugutehält und einbildet. Demut ist keine Eigenschaft. Demut ist eine Wahrheit, der ich mich unterordne, die ich bejahe, die ich praktiziere.

Demut heißt zu wissen, dass ich nicht Gott bin, dass ich nicht meine Lebensquelle bin, dass ich nicht so wichtig bin wie Gott, dass ich Grenzen habe, dass ich nicht alles kann und habe, was ich brauche, dass ich andere Menschen brauche, dass ich Gott brauche. Ich versuche nicht länger, Gott zu ersetzen, Gott zu spielen… Ich höre auf, mich zu überfordern, mir eine Rolle, eine Kompetenz, eine Kraft anzumaßen, die ich nicht habe.

Demut heißt zu wissen: Ich habe die Dinge nicht im Griff. Ich habe sie nicht unter meiner Kontrolle!

Aber es braucht für das Sorgenwerfen, das Sorgen-Übergeben, das Sorgen-Loslassen eine Voraussetzung. Petrus sagt uns: Alle aber miteinander haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.

Dazu passt ein Satz von C.S. Lewis, der einmal gesagt hat: „Gott ist uns in jeder Hinsicht unendlich überlegen. Nur wenn wir dies akzeptieren und unsere eigene Nichtigkeit Gott gegenüber erkennen, wissen wir, wer Gott ist.“

3.
1 Ptr 5 hat für den Demütigen eine weitere gute Nachricht (zu der, dass Gott für uns sorgt). Wir wissen ja, dass uns Sorgen haben können, im Griff haben können, unter Kontrolle haben können. Nicht wir haben Sorgen, sondern unsere Sorgen haben uns.

Wenn Petrus uns nun zusagt, dass Gott für uns sorgt, heißt das auch, dass Gott uns nicht mehr losbekommt.

Deshalb hat 1 Ptr 5 ein doppeltes Evangelium: Gott sorgt für uns! Und er bekommt uns nicht mehr los. Er kann und will uns nicht mehr abschütteln. Er kann und will uns nicht aus seinem Kopf und Herzen entfernen.