Was Jesus wollte – Jesus XI – Von Thomas Pichel

A.
Teil 1: Was wollte Jesus? Worum ging es ihm?

I.
Was wollte Jesus im Blick auf Menschen?

Er versuchte, Menschen zu Gott zurückzubringen. Er sagte einmal: Ich bin gekommen, um zu suchen, was verloren ist (Luk 19,1-11). Jesus wollte, dass Menschen umkehren (Mt 3,2) und an Gott und an ihn glauben (Joh 14,1). Er versuchte, Menschen in das Reich Gottes zu integrieren, in diese Bewegung mit hineinzunehmen (siehe Joh 3,3 und Mk 10,15)

II.
Was wollte er aber im Blick auf Gott? Worum ging es ihm da? Es ging ihm um die Verherrlichung Gottes.

Im hohepriesterlichen Gebet in Joh 17, kurz vor seinem Tod, lässt Jesus in sein Herz schauen. Er betet: Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche… Ich habe dich verherrlicht auf Erden (Joh 17,1.4a)

Im Johannes-Evangelium spielen die Begriffe verherrlichen und Verherrlichung eine zentrale Rolle. Gott verherrlicht sich in der Sendung seines Sohnes. Das ist in Jes 49,3 angekündigt: Gott verherrlicht sich an seinem Knecht. Der Sohn verherrlicht Gott durch die gehorsame Erfüllung seines Auftrags. Der Heilige Geist verherrlicht den Sohn.

Die Verherrlichung Gottes war schon bei seiner Geburt das Thema. Es heißt in der Weihnachtsgeschichte nach Lukas: „Ehre sei Gott in der Höhe“ (Luk 2,14). Wir können diesen Satz auch übersetzen: Gott in der Höhe werde verherrlicht.

III.
Jesus wollte, dass wir Menschen unserer Bestimmung gerecht werden
. Denn: „Gottes Verherrlichung ist die Bestimmung des Menschen und das Ziel der Geschichte und der Schöpfung“ (Jochen Vollmer).

Es heißt in 1 Ptr 4,11: Damit Gott in allem verherrlicht werde.

1 Ptr 4,11 ist seit über 1500 Jahren das Leitmotiv der Benediktiner. Es heißt auf Latein: Ut in omnibus glorificetur Deus. Die Abkürzung ist UIOGD.

In der Arbeit der Vereinigten Bibelgruppen der Schweiz (VBG), vergleichbar mit unserer SMD, ist UIOGD mehr als eine Trend-Abkürzung: „Seit Jahrhunderten erinnern diese Buchstaben Menschen, die Jesus Christus nachfolgen, um was es in ihrem Leben geht: Darum, dass Gott groß gemacht wird. Die Abkürzung ist wie ein Lebensmotto… In allem Gott verherrlichen gibt uns Sinn und Orientierung in der Schule, am Arbeitsplatz, im Studium, im Genießen, Leiden, Chillen… und dieser Sinn geht sogar über den Tod hinaus!“

Es heißt in Eph 1,12: Damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit

Am Puschendorfer Verbandsmitarbeitertag (Ende Januar 2022) hat uns der Referent UIOGD eindrücklich vor Augen gemalt. Er fragte: Warum leben wir Gemeinde Jesu? Warum veranstalten wir Gottesdienste? Warum treffen wir uns in Gruppen? Warum stehen wir früh auf? Warum gehen wir in die Arbeit? Warum haben wir geheiratet? Warum sparen wir Geld? Warum leben wir? Warum sind wir auf dieser Welt? – Damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit

IV.
Wo und wie geschieht die Verherrlichung Gottes?

a.
Die Verherrlichung Gottes geschieht im Tun des Willen Gottes, in der Verkündigung, in Werken der Barmherzigkeit, im Dienen.

Mt 5,16:
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Joh 15,8:
Ihr verherrlicht den Vater, indem ihr ihm Frucht bringt.

b.
Die Verherrlichung Gottes geschieht in der Verehrung und in der Anbetung Gottes, im (gesprochenen oder gesungenen) Lobpreis Gottes.

Ps 29,1: Gebt dem Herrn Ehre und Macht! (Zürcher-Übersetzung).

Gott hat die Ehre und die Macht. Auch ohne mich. Völlig unabhängig von mir. Aber es geht darum, ob ich bei der Verherrlichung Gottes mitmache oder nicht.

Ehre (hebräisch kibbed bzw kabod; griechisch doxazo bzw. doxa) geben heißt: Ich gebe Gott das ihm gebührende Gewicht. Ich räume ihm den ihm gebührenden Stellewert ein. Ich gebe ihm die ihm zustehende Anerkennung. Ich vergöttere und verehre ihn, weil er es verdient hat. Ich heilige seinen Namen als den für mich wertvollsten und größten.

Macht geben heißt: Ich bekenne, dass ich seine Macht glaube und feiere, dass ich mich von seiner Stärke und Macht abhängig weiß, dass ich seine Macht als die größte und entscheidende ansehe.

Wir sehen das z.B. in Offb 4,11: Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen. Fußnote: Die Herrlichkeit Gottes ist immer eine dienende!

Bevor wir uns anschauen, wie die Verherrlichung Gottes konkret und praktisch aussehen kann, schauen wir uns zwei Holzwege der Menschheit an, auf denen wir die Verherrlichung Gottes verfehlen. Ich erinnere daran, was ein Holzweg ist. Das Wort Holzweg bezeichnete früher einen Weg im Wald, der im Nichts endete, der an kein Ziel führte.

 

B.
Teil 2: Die beiden Holzwege der Menschheit
(von und nach Christoph Egeler, VBG, Schweiz)

I.
Holzweg 1: Der falsche und missbräuchliche Umgang mit dem eigenen Willen

Ich lese einen Abschnitt aus Luk 15,11-24: 11 Und Jesus sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. 12 Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. 13 Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. 14 Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben 15 und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. 16 Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm.

Ich will das Gleichnis nicht Vers für Vers auslegen, sondern Merkmale des Holzweges skizzieren, für den der jüngere Sohn steht.

Alle jüngeren Söhne und Töchter tun so, als ob ihnen ihr Leben gehöre. Sie drehen sich um sich selbst. Sie meinen sich. Es geht ihnen als oberstes Kriterium um die Verwirklichung ihrer Vorstellungen, um die Befriedigung ihrer Bedürfnisse, um die Erfüllung ihrer Wünsche, um die Durchsetzung ihrer Interessen.

Diese überzogene und missbräuchliche Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung erklären die eigenen Lebensumstände, die eigenen Freiheiten, das eigene schöne Leben, das eigene Glück zu ihrem Gott. Das Motto lautet: Ich lebe, wie es mir gefällt, wie es mir passt und wie es für mich stimmt.

Durch dieses Absolutsetzen des eigenen Willens wird man schuldig an anderen, weil man keine Rücksicht nimmt, weil man auf Kosten anderer lebt. Der jüngere Sohn im Gleichnis wird schuldig an seinem Bruder, den er allein arbeiten lässt. Er wird schuldig an seinem Vater, den er respektlos behandelt. Er interessiert sich nur für dessen Besitz. Er will etwas bekommen, aber nichts mit dem Vater teilen. Der Vater ist ihm egal.

Jesus schildert im Gleichnis, dass das ein Holzweg ist. Wie gesagt: Ein Holzweg ist ein Weg, der im Nichts endet, der an kein Ziel führt. Der jüngere Sohn erlebt, dass sich alle Dinge verbrauchen. Er gerät in tiefe Not. Er erleidet Hunger. Er wird ein Mensch im Elend: unfrei, abhängig, erniedrigt. Sein Leben scheitert.

II.
Holzweg 2: Der falsche und missbräuchliche Umgang mit Moral und Glauben

1.
Ich will auch den zweiten Teil von Luk 15,11-32 nicht Vers für Vers auslegen, sondern wiederum Merkmale des Holzweges skizzieren, für den der ältere Sohn steht.

Dazu eine Anmerkung zu den Pharisäern zurzeit Jesu. Diese Männer waren nicht alle scheinheilig oder unglaubwürdig. Im Gegenteil: Viele von ihnen waren hochanständig und lebten vorbildlich. Viele von ihnen waren im Volk angesehen und beliebt. Aber manche Pharisäer erlagen einer Gefahr, die stets auf anständige Menschen lauert. Diese Gefahr besteht im falschen und missbräuchlichen Umgang mit der eigenen Moral, der eigenen Tugend, der eigenen Vorbildlichkeit.

2.
Schauen wir auf den Älteren Sohn! Ich lese einen Abschnitt aus Luk 15,25-32: 25 Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen 26 und rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das wäre. 27 Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat. 28 Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. 29 Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre. 30 Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.

Der Typ ältere Sohn nimmt den Vater ernst. Gott spielt für ihn eine große Rolle. Der ältere Sohn ist pflichtbewusst, achtet die Gebote, erfüllt die Vorgaben. Er hat verinnerlicht, was man darf und nicht darf, was man tut und nicht tut. Er hat den Antrieb, alles richtig zu machen. Solche Menschen versagen sich manchen Wunsch.

Der Typ ältere Sohn lebt eine bestimmte Logik: Wenn ich gehorsam bin, werde ich von Gott gesegnet. Wenn ich vorbildlich lebe, wird Gott es honorieren. Denn ich habe es dann verdient, dass Gott mich belohnt – hier im Leben und später in der Ewigkeit.

Merken wir es? Der ältere Sohn ist dem jüngeren Sohn ähnlicher, als man im ersten Moment denkt. Der ältere ist dem jüngeren sehr ähnlich: Auch der Ältere meint sich. Auch er will etwas von Gott bekommen. Auch er hat ein Anspruchsdenken. Auch ihm ist der Vater Mittel zum Zweck. Gott soll ihm ein gutes und schönes Leben garantieren. Hier auf Erden und später im Himmel. Auch er hat keinen Zugang dazu, sich über den Vater zu freuen und mit dem Vater zu feiern. Die Post geht dabei woanders ab. Das Glück findet bei seinen Freunden statt.

Der Typ ältere Sohn ist nie abgehauen. Das unterscheidet ihn von seinem Bruder. Aber er lebt im Rücken des Vaters. Das heißt, auch mit seiner Beziehung zum Vater stimmt etwas nicht. Er sieht im Vater jemanden, dem er beweisen muss, dass er es verdient hat. Aber einer Person, der ich etwas beweisen muss, die erfreut mich nicht, die kann ich nicht lieben, der kann ich nicht bedingungslos vertrauen, die kann ich auch nicht verherrlichen.

Dass seine Beziehung zum Vater nicht stimmt, kommt heraus, als der jüngere Bruder heimkommt. Die Gnade löst beim Typ älterer Sohn eine Krise aus. Er reagiert zornig über die unverdiente Behandlung des jüngeren Bruders durch den Vater. Man darf es doch einem, der so gelebt hat, nicht zu leicht machen! Der muss doch erst beweisen, dass er sich verändert hat. Der muss es doch wiedergutmachen! Was der Vater macht, ist unfair! Das erklärt doch meine Pflichterfüllung, meine Zuverlässigkeit, meine Korrektheit für sinnlos! Und dann bekennt er, was er wirklich über Gott denkt: Was ich leiste, wird nicht gewürdigt! Ich komme zu kurz. Nicht einmal einen Bock habe ich bekommen! Das heißt: Er empfindet die Gnade, die Güte, die Liebe des Vaters für den jüngeren Bruder als Kränkung, als Herabsetzung, als Verletzung…

Der Holzweg des Typs älterer Sohn führt in die Sackgasse. Er führt in die Empörung und Verbitterung, in die Verzweiflung, in einen freudlosen Glauben. Er führt in die Selbstabwertung, weil man den Ansprüchen nie ganz genügt. Er führt in das Gefühl der moralischen Überlegenheit, in Stolz und Selbstgerechtigkeit. Er führt in die Verachtung anderer, wobei man gleichzeitig nach deren Achtung strebt.

Auf diesem Holzweg ist der Typ ältere Sohn blind für sich selbst: Er sieht nicht, wie falsch er über den Vater denkt. Er sieht nicht, was er dem Vater schuldig bleibt und wie er den Vater verletzt. Er sieht seinen Stolz nicht. Er sieht nicht, welche Fälschung des Christseins er lebt. Christsein ist für ihn ein Müssen, ein Dienen-Müssen, ein Leisten-Müssen. Christsein ist für ihn ein Qualifikationswettbewerb. Er sieht nicht, wie unnötig und tragisch sein Anspruchsdenken ist. Er sieht nicht, dass er nicht lieben kann.

 

C.
Teil 3: Der Vater auf den Holzwegen seiner Menschenkinder

Ich glaube, dass wir alle eine Mischung aus den beiden Söhnen sind, oder dass wir die beiden Holzwege schon gegangen sind, oder dass wir immer wieder gefährdet sind, auf einem der beiden Holzwegen unterwegs zu sein.

Aber ich verkündige uns eine gute Nachricht. Uns kann geholfen werden! Gott kommt uns auf den beiden Holzwegen entgegen, um uns zurückzurufen, um uns zu befreien von unserem falschen Denken und Handeln. (Vielleicht dauert das unser ganzes Leben lang!)

I.
Gott kommt uns entgegen, wo wir dem jüngeren Sohn ähneln.

17 Da ging der jüngere Sohn in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. 19 Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! 20 Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 21 Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. 22 Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße 23 und bringt das gemästete Kalb und schlachtet’s; lasst uns essen und fröhlich sein! 24 Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.

Jesus ruft allen jüngeren Söhnen und jüngeren Töchter zu, den Vater nicht zu verlassen: Die irdischen Freuden, die weltlichen Freuden können Dir Gott nicht ersetzen. Sie wollen Dir immer neu die Freude über schenken. Lebe doch alles Schöne, Freudige und Interessante mit dem Vater und bei dem Vater. Er ist doch die Quelle von allem!

Jesus ruft allen jüngeren Söhnen und jüngeren Töchtern zu, die Gott verlassen haben: Der Vater wartet auf Dich. Er hält sehnsüchtig nach Dir Ausschau. Er kommt dir entgegengelaufen. Er umarmt Dich und küsst Dich. Das beste Gewand, der Siegelring, das gemästete Kalb warten auf Dich.

II.
Gott kommt uns entgegen, wo wir dem älteren Sohn ähneln.

Es heißt ab Luk 15,28: Da ging sein Vater heraus und bat ihn. 31 Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein. 32 Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.

„Der Vater kämpft… um den älteren Sohn. Er verachtet ihn nicht. Er schließt ihn nicht aus. Er wirbt um sein Verstehen. Vor allem: Er bestraft nicht sein Fernbleiben“ (Gerhard Lohfink).

Und der Vater lädt uns ein, dass wir ihm vertrauen. Er ruft allen älteren Söhnen und Töchtern zu: Mein Sohn, meine Tochter, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein. Was das wohl heißt? Das müssen und dürfen wir gemeinsam lernen!

Der Vater bittet den älteren Sohn inbrünstig. Das Gleichnis lässt offen, ob der ältere Sohn sich dazu bewegen ließ.

3.
Wir fassen zusammen:

Jesus lädt uns mit Luk 15,11-32 zu einem alternativen Leben ein, zu einer echten Alternative zu den beiden Holzwegen, zu einem Leben jenseits von falscher und missbräuchlicher Selbstbestimmung, zu einem Leben jenseits von einem falschen und missbräuchlichen Umgang mit der Moral, damit auch jenseits von Gesetzlichkeit und Perfektionismus.

Nicht ein Leben, das nur darauf aus ist, so zu leben, wie es mir passt, nur das zu tun, was für mich stimmt. Aber auch nicht ein Leben, dass sich Ansprüche verdient nach der Logik: Wenn ich gehorche, wird Gott das honorieren. Weil ich gehorche, muss Gott mich belohnen.

Timothy Keller schreibt: „Ein solches Leben wäre ein komplett anderer, ein neuer Weg: Nicht der Weg des älteren und auch nicht der Weg des jüngeren Sohnes. Denn beide denken nur an sich selbst. Ich kann glücklich leben, obwohl es nicht um mich geht – weil es nicht um mich geht. Ich tue dann Dinge aus Freude an den Dingen und Tätigkeiten – nicht, um mir oder Anderen oder Gott etwas zu beweisen. Und ich interessiere mich echt für meine Mitmenschen, vergesse mich sozusagen selbst und merke, dass ich dabei nicht zu kurz komme. Ich lebe so, dass nicht ich, sondern Gott verherrlicht wird. Und darin finde ich wahre Identität und maximale Freiheit.“


D.
Teil 4: Als Themenanzeige: Was bedeutet es konkret und praktisch, Gott zu verherrlichen?

Ich sehe drei Themen-, drei Lebensfelder:

Das erste ist „Unsere Spiritualität“: Im Alltag mit Gott in Kontakt sein und bleiben und treten. Gebetspausen und Gebetszeiten leben. Bewusste Zeiten des Hörens und Bibellesens.

Das zweite ist „Unsere soziale Verantwortung“: Menschen segnen, für sie beten, anderen Gutes tun, Liebe praktizieren, Engagement für Gerechtigkeit…

Das dritte ist „Unser missionarischer Auftrag“: Menschen segnen, für sie beten, von Gott und Jesus erzählen, zum Glauben stehen, sich als Christ outen, Zeuge sein.